Das US-Justizministerium hat sein Vorgehen gegen Google wegen dessen marktbeherrschender Stellung massiv verschärft. Am Dienstag reichte das Ministerium Gerichtsunterlagen ein, in denen tiefgreifende Veränderungen für den Internetkonzern gefordert werden. Eine mögliche Zerschlagung von Google steht nun zur Debatte. Google kritisierte die Forderungen als "radikal" und warnte vor weitreichenden Folgen.
Das verschärfte Vorgehen der US-Behörden basiert auf einem Urteil eines Bundesgerichts in Washington von Anfang August. Der Technologieriese wurde für schuldig befunden, mit seiner Suchmaschine ein illegales Monopol aufgebaut zu haben. Über Jahre hinweg zahlte Google Milliardensummen an andere Unternehmen, um sicherzustellen, dass seine Suchmaschine standardmäßig auf deren Geräten und Internetbrowsern vorinstalliert wurde.
Im nächsten Schritt soll nun entschieden werden, wie mit dieser Monopolstellung umgegangen wird. Das Ministerium legte bei Gericht mehrere Vorschläge vor, darunter ein Verbot der umstrittenen Abkommen mit anderen Unternehmen oder die Öffnung von Googles Suchmaschinendaten für Wettbewerber. Experten zufolge könnte auch eine Abspaltung zentraler Konzernteile wie des Chrome-Browsers oder des Betriebssystems Android in Erwägung gezogen werden.
Das nun veröffentlichte Dokument ist eine vorläufige Version der Empfehlungen, die das Justizministerium im November vorlegen will. Doch schon jetzt zeigt sich, dass die Wettbewerbsbehörden der USA einen radikalen Wandel im Umgang mit Technologiekonzernen vollziehen. Vor rund 20 Jahren scheiterten die Behörden beim Versuch, den Softwarekonzern Microsoft zu zerschlagen. Seitdem hatten Tech-Giganten weitgehend freie Hand, ihre Marktmacht zu festigen.
Google reagierte mit deutlicher Kritik auf die Forderungen aus Washington. Eine Abspaltung von Chrome oder Android würde "sie und viele andere Dinge zerstören" und könnte zu höheren Kosten für Android-Geräte führen, erklärte der Konzern. Die Vorschläge des Justizministeriums seien überzogen und gingen "weit über die rechtlichen Fragen" dieses Falls hinaus.
Auch in der EU gerät Google zunehmend unter Druck. Mit dem seit März geltenden Digital Markets Act (DMA)versucht die EU-Kommission, die Macht von Internet-Giganten wie Google zu beschränken. So ist es dem Konzern etwa untersagt, bei der Anzeige von Suchergebnissen eigene Dienste wie Google Maps zu bevorzugen.
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OZD-Kommentar:
Neue Ära der Regulierung: Kampf gegen Tech-Monopole
Die Entscheidung des US-Justizministeriums, Google möglicherweise zu zerschlagen, markiert einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Regulierung von Technologiekonzernen. Jahrzehntelang wurden die immer mächtiger werdenden Unternehmen kaum eingeschränkt, und das Ergebnis war eine Monopolstellung, die es Google ermöglichte, seine Dominanz weiter auszubauen. Doch nun scheint der politische Wille zu wachsen, diese Marktkonzentration zu brechen.
Die Maßnahmen gegen Google werden in den kommenden Jahren wohl weitreichende Folgen für die gesamte Tech-Branche haben. Sollte Google tatsächlich zerschlagen werden, könnte dies als Präzedenzfall dienen und andere Tech-Giganten wie Amazon, Meta und Apple ins Visier der Behörden bringen.
OZD-Prognose:
In den nächsten Wochen wird das Verfahren gegen Google zunehmend an Fahrt aufnehmen. Es bleibt abzuwarten, ob das Justizministerium mit seiner Forderung nach einer Zerschlagung durchkommt, oder ob es zu einem Kompromiss kommt. Gleichzeitig werden sich ähnliche Verfahren in der EU und möglicherweise weltweit häufen.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Google?
Google LLC ist ein amerikanisches Technologieunternehmen, das vor allem durch seine Suchmaschine bekannt wurde. Gegründet 1998 von Larry Page und Sergey Brin, hat sich das Unternehmen schnell zum weltweit größten Anbieter von Online-Werbung und Suchdiensten entwickelt. Google ist Teil des Mutterkonzerns Alphabet Inc.. Offizielle Webseite: google.com
Was ist der Digital Markets Act (DMA)?
Der Digital Markets Act (DMA) ist ein Gesetz der Europäischen Union, das darauf abzielt, die Marktmacht großer Internetunternehmen einzuschränken. Es trat im März 2024 in Kraft uPAU BARRENA / AFPnd soll sogenannte Gatekeeper-Unternehmen, die besonders großen Einfluss auf den digitalen Markt haben, regulieren. Offizielle Webseite: ec.europa.eu
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Foto: Paul Barrena / AFP