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KI-Pioniere ausgezeichnet: Hopfield und Hinton erhalten Nobelpreis für Physik

Für ihre bahnbrechenden Forschungen zu künstlichen neuronalen Netzwerken haben die Wissenschaftler John Hopfield und Geoffrey Hinton den Nobelpreis für Physik erhalten.

Die Pioniere der Künstlichen Intelligenz John Hopfield und Geoffrey Hinton haben den Nobelpreis für Physik für ihre bahnbrechenden Beiträge zur Forschung an künstlichen neuronalen Netzwerken erhalten. "Sie haben die Grundlage des heutigen leistungsstarken maschinellen Lernens geschaffen", erklärte die Schwedische Akademie der Wissenschaften bei der Verleihung der Auszeichnung am Dienstag. Dies war nicht nur eine Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Errungenschaften, sondern auch ein Hinweis auf die weitreichenden Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz (KI) auf die Gesellschaft.

Die Entdeckungen von Hopfield und Hinton haben das Feld der KI revolutioniert. Künstliche neuronale Netzwerke werden heute in vielen Bereichen eingesetzt, etwa in der Teilchenphysik, der Materialwissenschaft und der Astrophysik. "Sie treiben die Forschung in diesen verschiedenen Disziplinen voran", sagte Ellen Moons, die Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik, in einer Pressekonferenz in Stockholm. Auch im Alltag sind ihre Techniken längst angekommen – in Anwendungen wie Gesichtserkennung oder Übersetzungssoftware.

Doch die Akademie hob nicht nur die positiven Aspekte der Technologie hervor. Die "rasante" Entwicklung von KIhabe auch große Sorgen über die Zukunft aufgeworfen, so Moons. Die Menschheit müsse sicherstellen, dass diese Technologie auf ethische und kontrollierte Weise eingesetzt wird. Diese Bedenken wurden auch von den beiden KI-Pionieren geteilt.

John Hopfield, 91 Jahre alt und Professor an der Universität Princeton, wurde für seine Entwicklung einer "assoziativen" Speichertechnologie ausgezeichnet, die es ermöglicht, Muster in Daten zu speichern und wiederzugeben. Diese Technologie legte einen wichtigen Grundstein für moderne neuronale Netzwerke. Der 76-jährige Geoffrey Hinton, der an der Universität Toronto forscht, erhielt Anerkennung für seine Methode, mit der KI-Programme selbstständig Merkmale in Daten finden können – etwa zur Identifikation von Objekten in Bildern.

Beide Wissenschaftler hatten bereits in den 1980er Jahren ihre Forschungen begonnen, die später die Grundlage des heutigen maschinellen Lernens bildeten. "Wir haben Werkzeuge aus der Physik verwendet, um Methoden zu entwickeln, die die Basis des modernen maschinellen Lernens bilden", fasste die Jury zusammen.

Hinton selbst zeigte sich überrascht über die Auszeichnung. In einem Interview sagte er: "Ich bin baff, ich hatte keine Ahnung, dass das passieren würde". Der Forscher, der ein großer Nutzer von KI-Technologien wie ChatGPT ist, äußerte jedoch auch Bedenken über die möglichen Auswirkungen seiner eigenen Arbeit. "Ich mache mir Sorgen, dass Systeme, die intelligenter sind als wir, irgendwann die Kontrolle übernehmen", gab er zu.

Hopfield teilte diese Besorgnis. In einer Videokonferenz mit seiner Universität erklärte er, dass die jüngsten Fortschritte in der KI-Technologie "sehr beunruhigend" seien. Er betonte, dass es Technologien gebe, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben können. Doch eine KI, die "keine Kontrolle" habe, sei besonders gefährlich.

Der Nobelpreis für Physik ist mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund 968.000 Euro) dotiert. Die offizielle Verleihung des Preises findet am 10. Dezember in Stockholm statt.

Im vergangenen Jahr wurde der Nobelpreis für Physik an die Forscher Ferenc Krausz, Pierre Agostini und Anne L'Huillier verliehen, die für ihre Arbeiten zur Untersuchung ultraschneller Bewegungen von Elektronen im Attosekundenbereich geehrt wurden.

Die diesjährige Nobelpreis-Saison hatte am Montag mit der Bekanntgabe der Gewinner des Preises für Medizin begonnen, der an die US-Forscher Victor Ambros und Gary Ruvkun verliehen wurde. Am Mittwoch und Donnerstag folgen die Nobelpreise für Chemie und Literatur, am Freitag wird der Friedensnobelpreis vergeben, und am Montag wird der Preis für Wirtschaftswissenschaften bekanntgegeben.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

KI auf Nobel-Niveau: Ein Segen oder eine Bedrohung?
Die Auszeichnung von Hopfield und Hinton würdigt die großen Fortschritte der KI-Forschung, die inzwischen auch in unserem Alltag angekommen sind. Doch angesichts der fast grenzenlosen Möglichkeiten, die diese Technologie bietet, dürfen wir nicht die Risiken außer Acht lassen. Die Bedenken der beiden Nobelpreisträger hinsichtlich der unkontrollierten Entwicklung von KI sollten als Warnsignal verstanden werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir als Gesellschaft klare Regeln und ethische Leitlinien für den Umgang mit dieser Technologie entwickeln.

OZD-Prognose:

In den kommenden Jahren dürfte die Debatte über die ethischen Implikationen der KI weiter an Intensität gewinnen. Es ist zu erwarten, dass die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz sowohl regulatorische als auch gesellschaftliche Herausforderungen aufwerfen werden. Während KI in immer mehr Lebensbereichen eingesetzt wird, werden Fragen zur Kontrolle und Verantwortung zunehmend drängender.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist John Hopfield?
John Hopfield ist ein US-amerikanischer Physiker und Professor an der Universität Princeton. Bekannt wurde er für seine Arbeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz, insbesondere für seine Entwicklung von assoziativen Speichertechnologien und neuronalen Netzwerken. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der UniversitätPrinceton.

Wer ist Geoffrey Hinton?
Geoffrey Hinton ist ein britisch-kanadischer Forscher und Professor an der Universität Toronto. Er gilt als einer der Pioniere im Bereich der Künstlichen Intelligenz und entwickelte Methoden zur selbstständigen Identifizierung von Mustern in Daten, die den Weg für moderne neuronale Netzwerke ebneten. Weitere Details finden Sie auf seiner Wikipedia-Seite.

Was ist der Nobelpreis für Physik?
Der Nobelpreis für Physik wird jährlich von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften verliehen und zeichnet herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Physik aus. Die Auszeichnung wurde 1901 erstmals vergeben und gehört zu den weltweit renommiertesten Wissenschaftspreisen. Weitere Informationen finden Sie auf der Nobelpreis-Webseite.

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Foto: Jonathan Nackstrand / AFP