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Digitaler Maulkorb? Türkei schränkt Discord ein

Nach Russland sperrt auch die Türkei den Zugang zu Discord. Der offizielle Grund: Schutz von Kindern und Jugendlichen. Kritiker befürchten jedoch verstärkte Zensur. Welche Plattform könnte als nächstes betroffen sein?

Einen Tag nach Russland hat auch die Türkei den Zugang zum beliebten Onlinedienst Discord gesperrt. Das türkische Justizministerium begründete die Maßnahme mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Missbrauch im Netz. Die Kommunikationsbehörde der Türkei erklärte, dass die Sperrung auf Anordnung eines Gerichts in Ankara erfolgte. „Wir sind entschlossen, unsere Jugendlichen und unsere Kinder (...) vor schädlichen und kriminellen Veröffentlichungen in sozialen Medien und im Internet zu schützen“, betonte der türkische Justizminister Yilmaz Tunc auf der Plattform X.

Discord, eine Plattform mit rund 150 Millionen aktiven Nutzern weltweit, ist besonders bei Videospiel-Fans beliebt und gilt als Alternative zu Diensten wie X und Facebook. Bereits im August hatte die Türkei den Zugang zur Videospiele-Plattform Roblox gesperrt. Auch diese Sperrung wurde mit dem Schutz von Kindern begründet, nachdem Vorwürfe laut wurden, dass dort Inhalte verbreitet würden, die zu Kindesmissbrauch führen könnten. Darüber hinaus wurde Instagram im selben Monat für mehrere Tage blockiert, allerdings unter vagen Zensurvorwürfen.

Die Sperrung von Discord reiht sich in eine Serie von Maßnahmen ein, bei denen die türkische Regierung den Zugang zu beliebten sozialen Medien und Plattformen stark einschränkt. Die Ähnlichkeit zur Begründung Russlands ist unverkennbar. Dort wurde Discord erst einen Tag zuvor blockiert, um die Nutzung für „terroristische und extremistische Zwecke“ zu verhindern, wie die staatliche Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor erklärte.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Zensur unter dem Deckmantel des Kinderschutzes?
Die türkische Regierung nutzt zunehmend den Schutz von Kindern und Jugendlichen als Vorwand, um den Zugang zu sozialen Medien und Onlineplattformen zu blockieren. Während der Schutz junger Menschen zweifellos ein wichtiges Anliegen ist, bleibt unklar, wie das vollständige Sperren von Diensten wie Discord und Roblox zu einer Verbesserung beitragen soll. Kritiker sehen in diesen Maßnahmen eine schleichende Zensur, bei der der Staat immer mehr Kontrolle über die Meinungsfreiheit im Netz erlangt. Besonders bedenklich ist die Parallele zu Russland, das ebenfalls digitale Einschränkungen unter dem Vorwand des „Extremismus“ durchsetzt.

OZD-Prognose:
Es ist zu erwarten, dass die Türkei in den kommenden Wochen weitere Online-Plattformen ins Visier nehmen wird. Besonders Plattformen, die unter jungen Nutzern populär sind, könnten verstärkt überprüft und bei Bedarf gesperrt werden. Gleichzeitig könnte der Unmut in der Bevölkerung über die Einschränkungen zunehmen, was Proteste gegen die Regierung auslösen könnte.

Biographien und Erklärungen:
Wer ist Yilmaz Tunc?
Yilmaz Tunc ist der amtierende Justizminister der Türkei. Er ist bekannt für seine konservativen Positionen und hat sich in den letzten Jahren verstärkt für den Schutz der Jugend im digitalen Raum eingesetzt. Tuncs Politik konzentriert sich auf die Einschränkung von Online-Plattformen, die als Bedrohung für Kinder angesehen werden.

Was ist Discord?
Discord ist eine 2015 gegründete Plattform, die hauptsächlich von Gamern genutzt wird, um miteinander zu kommunizieren. Sie bietet Text-, Sprach- und Videochats sowie die Möglichkeit, Server für bestimmte Gruppen zu erstellen. Mit weltweit rund 150 Millionen Nutzern gilt Discord als eine der führenden Kommunikationsplattformen. Discord Webseite

Was ist Roskomnadsor?
Roskomnadsor ist die föderale Aufsichtsbehörde für Kommunikation, Informationstechnologie und Massenmedien in Russland. Sie überwacht die Einhaltung der russischen Mediengesetze und hat die Befugnis, den Zugang zu bestimmten Webseiten und Diensten zu blockieren. Roskomnadsor Wikipedia

Hinweise:
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Foto: Pixabay
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