Die japanische Organisation Nihon Hidankyo wurde in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Gruppe, bestehend aus Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945, setzt sich seit Jahrzehnten für eine Welt ohne Atomwaffen ein. Mit ihren Augenzeugenberichten und Erfahrungen verbreiten sie die eindringliche Botschaft: „Atomwaffen dürfen nie wieder eingesetzt werden.“ Dies erklärte das Nobelkomitee am Freitag in Oslo. Die Entscheidung wurde von der UNO, der EU und der Bundesregierung begrüßt.
Toshiyuki Mimaki, Ko-Vorsitzender von Nihon Hidankyo, zeigte sich tief bewegt und überrascht über die Auszeichnung. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass dies geschehen könnte,“ sagte er unter Tränen vor Reportern in Tokio.
Jörgen Watne Frydnes, Vorsitzender des Nobelkomitees, hob in seiner Rede in Oslo hervor, dass das Tabu gegen den Einsatz von Atomwaffen unter Druck stehe. „Ein nuklearer Krieg könnte unsere Zivilisation zerstören,“ warnte er. Die Bedrohung durch Atomwaffen ist aktueller denn je. Russland drohte mehrfach mit ihrem Einsatz im Ukraine-Krieg. Auch Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat kürzlich erklärt, Atomwaffen „ohne Zögern“ einzusetzen, falls sein Land angegriffen werde.
Die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises soll ein klares Signal senden: Das „nukleare Tabu“ muss aufrechterhalten werden. Frydnes betonte, dass insbesondere die Atommächte in der Verantwortung stünden. „Und wir alle haben eine Verantwortung.“ Er erinnerte daran, dass im kommenden Jahr der 80. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki begangen wird.
UN-Generalsekretär António Guterres forderte nach der Preisverkündung erneut die vollständige Abschaffung von Atomwaffen. „Es ist Zeit für die führenden Staatslenker, so weitsichtig zu sein wie die Hibakusha,“ sagte er, wobei er auf die Überlebenden der Atombombenabwürfe verwies.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich: „Die Auszeichnung von Nihon Hidankyo erinnert daran, dass wir alles daransetzen müssen, die Bedingungen für eine Welt ohne Nuklearwaffen zu schaffen,“ schrieb er auf der Plattform X.
Hiroshimas Bürgermeister Kazumi Matsui warnte, dass immer weniger Überlebende der Angriffe ihre Erlebnisse weitergeben können. „Zeugnis von der Sinnlosigkeit des Besitzes von Atombomben und deren absolutem Übel.“Laut Mimaki sind die Mitglieder der 1956 gegründeten Gruppe im Schnitt 85 Jahre alt.
Der Friedensnobelpreis wird am 10. Dezember in Oslo verliehen. Die Auszeichnung ist mit rund 970.000 Euro dotiert.
OZD / ©AFP
OZD-Kommentar:
Nukleare Bedrohung in Zeiten globaler Unsicherheit
Die Auszeichnung von Nihon Hidankyo kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Während Atomwaffen früher als „abschreckendes Mittel“ galten, erleben wir nun eine Eskalation der nuklearen Bedrohung. Die Rhetorik Russlands und Nordkoreas zeigt, wie schnell dieses Tabu bröckeln kann. Die Frage bleibt: Reicht der moralische Appell der Hibakusha aus, um die Weltmächte zur Abrüstung zu bewegen?
OZD-Prognose:
In den kommenden Wochen wird die internationale Gemeinschaft die Vergabe des Friedensnobelpreises als Anlass nehmen, die Diskussionen über nukleare Abrüstung zu intensivieren. Allerdings ist zu erwarten, dass Staaten wie Russland und Nordkorea ihre nuklearen Drohungen weiter beibehalten werden. Der Weg zur atomwaffenfreien Welt bleibt steinig.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Toshiyuki Mimaki?
Toshiyuki Mimaki ist der Ko-Vorsitzende der Organisation Nihon Hidankyo. Er überlebte als Kind die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und setzt sich seitdem leidenschaftlich für die Abschaffung von Atomwaffen ein.
Was ist Nihon Hidankyo?
Die Nihon Hidankyo (Japanische Konföderation der A- und H-Bombenopferorganisationen) wurde 1956 gegründet und ist eine der führenden Stimmen im Kampf gegen Atomwaffen. Ihre Mitglieder, die Hibakusha, setzen sich weltweit für das Ende von Nuklearwaffen ein.
Offizielle Webseite: https://www.ne.jp/asahi/hidankyo/nihon/
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