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"Internationale Empörung: Israelischer Beschuss trifft UN-Soldaten im Libanon"

Ein erneuter Zwischenfall im Libanon, bei dem Blauhelmsoldaten verletzt wurden, hat scharfe Kritik aus der internationalen Gemeinschaft hervorgerufen.

Ein erneuter Zwischenfall mit verletzten Blauhelmsoldaten im Libanon hat heftige internationale Reaktionen ausgelöst. Westliche Länder und UN-Generalsekretär António Guterres verurteilten das israelische Vorgehen scharf, während die israelische Armee am Freitag eine "gründliche Untersuchung" der Vorfälle ankündigte. Derweil warnte die pro-iranische Hisbollah-Miliz die Bewohner Nordisraels, sich von Armeeeinrichtungen fernzuhalten. Am frühen Samstag ertönten in mehreren Orten im Norden Israels Alarmsirenen.

Laut der UN-Friedenstruppe Unifil wurden am Freitag zwei ihrer Soldaten bei Explosionen in der Nähe eines Wachturms verletzt. Die israelische Armee erklärte, sie habe auf eine "unmittelbare Bedrohung" in der Nähe eines Unifil-Stützpunkts im Südlibanon reagiert, was unabsichtlich zu den Verletzungen geführt habe. Bereits am Vortag waren zwei Unifil-Soldaten durch Beschuss verletzt worden, den die UN-Truppe der israelischen Armee zuschrieb.

Die israelische Armee zeigte sich "zutiefst besorgt über Vorfälle dieser Art" und kündigte eine Untersuchung auf höchster Kommandoebene an. Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Unifil-Stellung etwa 50 Meter von der Quelle der Bedrohung entfernt getroffen wurde. "Es war keine Absicht," versicherte die Armee, doch internationale Stimmen, darunter die der UN, kritisierten die Vorfälle scharf.

Die Hisbollah, die nach den Angriffen der Hamas auf Israel im Oktober 2023 eine zweite Front im Norden eröffnet hat, warf der israelischen Armee vor, die Blauhelmsoldaten absichtlich zu gefährden. Zwei am Freitag verletzte Unifil-Soldaten stammten aus Sri Lanka. Auch zwei Blauhelmsoldaten aus Indonesien waren bereits am Donnerstag durch einen Beschuss verletzt worden.

US-Präsident Joe Biden äußerte auf Nachfrage eines Reporters am Freitag: "Auf jeden Fall" fordere er Israel auf, den Beschuss einzustellen. UN-Generalsekretär Guterres erklärte, der Beschuss sei "nicht hinnehmbar" und ein "Verstoß gegen humanitäres Völkerrecht." Auch die britische Regierung zeigte sich "entsetzt" über die Berichte.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez schlossen sich den Forderungen nach einer Einstellung der "Feindseligkeiten" an. Sie erklärten, die Angriffe verstießen gegen die UN-Resolution 1701, die seit 2006 für den Südlibanon gilt.

Die Unifil-Friedenstruppe ist seit 1978 im Libanon stationiert und hat durch die UN-Resolution 1701 nach dem Libanonkrieg von 2006 erweiterte Befugnisse erhalten. Trotz dieser Resolution bleibt die Hisbollah weiterhin aktiv im Grenzgebiet, was zu regelmäßigen Spannungen führt.

Während Israel sich auf den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur vorbereitete, meldete die Armee am Freitag 80 Geschosse, die vom Libanon auf israelisches Staatsgebiet abgefeuert wurden. Zudem wurde Sirenenalarm in Tel Aviv ausgelöst, nachdem Drohnen aus dem Libanon den Norden Israels erreicht hatten.

Die Hisbollah warnte die Bewohner Nordisraels, sich von Armeeeinrichtungen in Wohngebieten fernzuhalten, da die israelische Armee "die Häuser von Siedlern" für militärische Zwecke nutze. Der libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati forderte eine UN-Resolution für einen sofortigen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Eskalation und gefährliches Spiel mit dem Feuer

Die jüngsten Vorfälle im Libanon und die Verletzung von Blauhelmsoldaten verdeutlichen, wie fragil die Lage im Nahen Osten derzeit ist. Israels Verteidigungsaktionen gegen die Hisbollah könnten schnell außer Kontrolle geraten, insbesondere wenn die internationale Gemeinschaft diese nicht entschlossen sanktioniert. Die Verletzung von UN-Soldaten, die eigentlich für Stabilität in der Region sorgen sollen, ist nicht nur tragisch, sondern auch ein beunruhigendes Signal. Es zeigt, dass selbst internationale Akteure in diesem Konflikt kaum noch sicher sind. Ein rasches diplomatisches Eingreifen ist dringender denn je, bevor der Konflikt weiter eskaliert und mehr zivile Opfer fordert.

OZD-Prognose:
In den kommenden Wochen ist mit einer Verschärfung der Lage im Libanon zu rechnen. Die Hisbollah wird ihre Angriffe vermutlich intensivieren, während Israel seine Vergeltungsschläge verstärken dürfte. Zudem könnte der Druck auf die UN zunehmen, eine robustere Resolution zur Waffenruhe durchzusetzen.

Biographien und Erklärungen:
Wer ist António Guterres?
António Guterres ist seit 2017 Generalsekretär der Vereinten Nationen. Der portugiesische Politiker setzt sich weltweit für Frieden, Menschenrechte und den Schutz von Flüchtlingen ein. Offizielle Webseite: un.org

Wer ist Joe Biden?
Joe Biden ist der 46. Präsident der Vereinigten Staaten und steht seit 2021 im Amt. Seine Politik konzentriert sich auf die Wiederherstellung internationaler Allianzen und die Stärkung der Demokratie im eigenen Land. Offizielle Webseite: whitehouse.gov

Was ist die Unifil?
Die United Nations Interim Force in Lebanon (Unifil) ist eine seit 1978 im Libanon stationierte UN-Friedenstruppe. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Frieden zwischen Israel und dem Libanon zu überwachen und Waffenstillstandsabkommen durchzusetzen. Wikipedia-Seite: Unifil

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Foto: AFP