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Tarifverhandlungen Metallindustrie: IG Metall lehnt erstes Angebot ab – Warnstreiks drohen!

Die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie haben ein erstes Angebot vorgelegt, doch die IG Metall zeigt sich unzufrieden. Die Forderungen liegen weit auseinander, und Warnstreiks stehen im Raum. Lesen Sie, wie es weitergeht!

In den laufenden Tarifverhandlungen für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie haben die Arbeitgeber ein erstes Angebot präsentiert. Dieses sieht bei einer Laufzeit von 27 Monaten eine Lohnerhöhung in zwei Stufen von insgesamt 3,6 Prozent vor. Außerdem soll die Ausbildungsvergütung überproportional angehoben werden, wie der Verband Gesamtmetall am Dienstag mitteilte.

Die IG Metall reagierte umgehend und lehnte das Angebot ab. „Die Laufzeit sei zu lang, die Erhöhung zu niedrig und zu spät,“ so die Gewerkschaft. Sie fordert eine deutlich kürzere Laufzeit von zwölf Monaten und eine Lohnerhöhung von sieben Prozent. Zudem verlangt die IG Metall eine pauschale Anhebung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall legte das Angebot bundesweit für alle Tarifgebiete vor. Am Dienstag fand die zweite Verhandlungsrunde in mehreren Regionen, unter anderem in Baden-Württemberg und dem Bezirk Küste, statt.

Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf erklärte die schwierige wirtschaftliche Lage der Branche und betonte: „Die Lage der Branche sei ausgesprochen kritisch. Viele Firmen könnten die schlechten Standortbedingungen nicht mehr kompensieren und die Deindustrialisierung habe begonnen.“ Wolf appellierte an die Gewerkschaft, Verantwortung zu übernehmen, und forderte ein rasches und uneskalatives Verhandlungsergebnis.

Die IG Metall zeigt sich jedoch unnachgiebig. „Neun Nullmonate und nicht mal ein Ausgleich der erwarteten Inflation – so wird es schwierig, schnell zu einer guten Lösung zu kommen,“ erklärte Daniel Friedrich, IG-Metall-Bezirkschef Küste, enttäuscht. Auch Barbara Resch, Verhandlungsführerin der IG Metall Baden-Württemberg, forderte eine „deutliche Verbesserung“ des Angebots und kündigte an, Warnstreiks in den Betrieben vorzubereiten, falls es keine Bewegung von Arbeitgeberseite gebe.

Die Arbeitgeber in Baden-Württemberg hingegen wiesen darauf hin, dass die angebotene Lohnerhöhung bereits eine „erhebliche Kraftanstrengung“ für viele Unternehmen darstelle. Harald Marquardt, Verhandlungsführer von Südwestmetall, erklärte, dass trotz der schwierigen Lage ein Angebot gemacht wurde, das die realen Einkommen der Beschäftigten sichert.

Eine weitere Streitfrage ist die Wahloption zwischen Geld und Freizeit. Während die Gewerkschaft auf mehr Wahlfreiheit pocht, warnen die Arbeitgeber vor einem Anstieg der Kosten und verlangen, dass ein Entfall von Arbeitszeit anderweitig ausgeglichen wird.

Die Friedenspflicht in der Branche läuft noch bis zum 28. Oktober. Sollten sich die Tarifparteien bis dahin nicht einigen, könnten ab Ende des Monats erste Streiks stattfinden.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Schwierige Verhandlungen in stürmischen Zeiten
Die aktuellen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie verdeutlichen einmal mehr die tiefen Gräben zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. Auf der einen Seite sehen sich die Unternehmen mit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Gefahr der Deindustrialisierung konfrontiert. Auf der anderen Seite stehen die Arbeitnehmer, die in Zeiten hoher Inflation verständlicherweise auf eine angemessene Lohnerhöhung bestehen. Die Verhandlungen stehen unter einem enormen Druck, da die IG Metall nicht zögert, Streiks anzudrohen. Die Frage bleibt: Ist ein Kompromiss überhaupt noch möglich, bevor die Situation eskaliert?

OZD-Prognose:
Es ist davon auszugehen, dass die Verhandlungen weiter festgefahren bleiben und sich die Fronten in den kommenden Wochen verhärten könnten. Warnstreiks sind wahrscheinlich, sobald die Friedenspflicht endet. Sollte es keine wesentlichen Fortschritte geben, droht der Branche ein längerer Arbeitskampf, der auch politische Aufmerksamkeit erregen könnte.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Stefan Wolf?
Stefan Wolf ist der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Er vertritt die Interessen der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland und ist seit vielen Jahren in führenden Positionen der Industrie tätig. Wolf hat mehrfach betont, dass die wirtschaftliche Lage der Branche kritisch sei und drängt auf moderate Lohnerhöhungen.

Wer ist Daniel Friedrich?
Daniel Friedrich ist der Bezirkschef der IG Metall Küste und setzt sich für die Interessen der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie ein. Er ist ein entschlossener Verfechter von höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen.

Was ist die IG Metall?
Die IG Metall ist die größte Einzelgewerkschaft in Deutschland und vertritt die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie sowie weiterer Branchen. Sie setzt sich für die Interessen der Arbeitnehmer ein, verhandelt Tarifverträge und organisiert bei Bedarf Streiks. Die offizielle Website der IG Metall lautet: https://www.igmetall.de.

Hinweise:
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Foto: Daniel Roland / AFP