Nordkorea hat Berichten seiner Staatsmedien zufolge in dieser Woche über eine Million neue Rekruten in die Armee aufgenommen. Diese Massenmobilisierung erfolgte, nachdem angeblich südkoreanische Drohnen Flugblätter mit regierungsfeindlichem Inhalt über Pjöngjang abgeworfen hatten. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete am Mittwoch: „Millionen junger Menschen haben sich dem landesweiten Kampf angeschlossen, um den Abschaum der Republik Korea zu vernichten.“ Diese Provokation stelle laut Pjöngjang eine klare Verletzung der Souveränität der Demokratischen Volksrepublik Korea dar.
Innerhalb von nur zwei Tagen hätten sich über 1,4 Millionen junge Menschen freiwillig zur Koreanischen Volksarmee gemeldet, um sich an dem nationalen Widerstand zu beteiligen. Zusätzlich sprengte Nordkorea symbolträchtige Verkehrsverbindungen zwischen dem Norden und Süden der koreanischen Halbinsel und versetzte seine Soldaten entlang der Grenze in Alarmbereitschaft.
Nordkorea machte zudem deutlich, dass weitere südkoreanische Drohnenflüge als Kriegserklärung betrachtet würden. Südkorea wies die Vorwürfe, Drohnen mit regierungsfeindlichen Flugblättern über Pjöngjang eingesetzt zu haben, zunächst zurück. Doch Nordkorea behauptet, über „klare Beweise“ für diese Aktion zu verfügen.
Diese Entwicklung führt zu erhöhter Sorge in der Region. Japans stellvertretender Kabinettschef Kazuhiko Aoki warnte: „Die nordkoreanischen Aktivitäten könnten die Spannungen zwischen dem Süden und dem Norden verstärken, und es ist wichtig, dass dies nicht zu einer Eskalation führt.“
Die koreanische Halbinsel erlebt derzeit eine der angespanntesten Phasen seit Jahrzehnten. Bereits vor einigen Wochen hatte Nordkorea angekündigt, die Grenzsicherung massiv zu verstärken und zusätzliche Landminen sowie Panzersperren entlang der Grenze zu Südkorea zu errichten.
Formell befinden sich die beiden koreanischen Staaten seit dem Ende des Koreakrieges im Jahr 1953 weiterhin im Kriegszustand, da der Konflikt nur mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag endete. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un bezeichnete Südkorea Anfang dieses Jahres als „Hauptfeind“ und kündigte eine verstärkte Entwicklung taktischer Atomwaffen an.
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OZD-Kommentar:
Gefährliches Spiel mit dem Feuer
Die dramatische Eskalation zwischen Nord- und Südkorea ist besorgniserregend. Kim Jong Uns provokante Maßnahmen und die massive Mobilisierung könnten eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. Sollte Südkorea sich ebenfalls stärker aufrüsten, könnten die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel außer Kontrolle geraten. Internationale Akteure wie die USA, Japan und China sind jetzt mehr denn je gefordert, Vermittlungsversuche zu unternehmen, bevor die Situation in einem offenen Konflikt endet.
OZD-Prognose:
In den kommenden Wochen könnte Nordkorea seine militärischen Drohgebärden weiter verstärken, während Südkorea und die USA möglicherweise zusätzliche militärische Manöver als Abschreckung durchführen. Die Gefahr einer weiteren Eskalation bleibt hoch, vor allem, wenn Nordkorea neue provokative Maßnahmen wie Atomwaffentests ankündigt.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Kim Jong Un?
Kim Jong Un ist der Machthaber Nordkoreas und seit 2011 an der Macht. Er ist der dritte in der Kim-Dynastie und bekannt für seine aggressive Politik gegenüber Südkorea und den USA. Unter seiner Herrschaft hat Nordkorea sein Atomwaffenprogramm stark ausgebaut. Offizielle Seite von Nordkorea
Was ist die Koreanische Volksarmee?
Die Koreanische Volksarmee (KVA) ist die offizielle Streitkraft Nordkoreas und zählt zu den größten der Welt. Sie umfasst Land-, Luft-, See- und Spezialkräfte und spielt eine zentrale Rolle in der nordkoreanischen Politik und Gesellschaft. Wikipedia-Seite der Koreanischen Volksarmee
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Foto: Anthony Wallace / AFP