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Asylverfahren auf See: Italien bringt Migranten nach Albanien

Italien und Albanien setzen damit ein gemeinsames Abkommen in die Tat um, das europaweit für Aufsehen sorgt.

Ein erstes Schiff mit Migranten, die von Italien nach Albanien gebracht wurden, hat den Hafen von Shengjin erreicht. Die 36-stündige Überfahrt endete am Mittwochmorgen, wie AFP-Reporter berichteten. An Bord befanden sich 16 Männer aus Bangladesch und Ägypten. Sie sollen in einem Aufnahmelager aus Containern untergebracht werden, während ihre Asylanträge in Albanien geprüft werden.

Dieses Vorgehen basiert auf einem Abkommen, das Italien und Albanien vor einem Jahr geschlossen haben. Es sieht vor, dass männliche Erwachsene, die von der italienischen Marine oder Küstenwache in internationalen Gewässern aufgegriffen werden, nach Albanien gebracht werden. Ihre Asylverfahren sollen dort abgewickelt werden, während sie in Aufnahmezentren untergebracht sind.

Das erste dieser Zentren befindet sich in der nordalbanischen Hafenstadt Shengjin. Nach der Registrierung werden die Migranten in ein zweites Lager auf einem ehemaligen Militärstützpunkt in Gjader, etwa 20 Kilometer entfernt, gebracht. Nur wenn ihr Asylantrag genehmigt wird, dürfen sie nach Italien einreisen.

Der Vorstoß, Asylverfahren außerhalb Italiens durchzuführen, stößt in Europa auf geteilte Meinungen. Italien und Ungarn haben vorgeschlagen, dieses Prinzip auf die gesamte EU auszuweiten und sogenannte Rückführungszentren außerhalb der EU einzurichten, um Migranten ohne Bleiberecht schneller abzuschieben. Diese Idee könnte beim anstehenden EU-Gipfel diskutiert werden.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Asylverfahren auslagern – eine Lösung oder nur Symptomverschiebung?
Das Abkommen zwischen Italien und Albanien ist ein kontroverser Schritt in der europäischen Migrationspolitik. Während einige es als Lösung für die überlasteten italienischen Asylsysteme sehen, kritisieren andere die Verlagerung des Problems auf ein anderes Land. Die Frage bleibt: Wird dies die europäische Asylpolitik dauerhaft entlasten, oder handelt es sich um eine vorübergehende Maßnahme, die den Kern des Problems nicht adressiert? Der Vorschlag, diese Praxis auf die gesamte EU auszudehnen, könnte die Migrationsdebatte in Europa weiter verschärfen.

OZD-Prognose:
In den kommenden Wochen könnte das Thema beim EU-Gipfel auf große Gegenwehr treffen, insbesondere von Mitgliedstaaten, die bereits gegen eine Verteilung von Migranten sind. Italien wird jedoch wahrscheinlich auf mehr Unterstützung pochen, was zu hitzigen Debatten innerhalb der Union führen könnte.

Biographien und Erklärungen:
Wer ist Giorgia Meloni?
Giorgia Meloni ist seit 2022 Premierministerin Italiens und Vorsitzende der rechtsnationalen Partei „Fratelli d’Italia“. Sie hat sich stark für eine restriktive Migrationspolitik eingesetzt und befürwortet eine engere Zusammenarbeit mit Nicht-EU-Staaten wie Albanien. Offizielle Seite von Giorgia Meloni

Was ist die italienische Küstenwache?
Die italienische Küstenwache ist eine militärische und zivile Institution, die sich um die Überwachung und Rettung im italienischen Seegebiet kümmert. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Rettung von Migranten auf dem Mittelmeer. Wikipedia-Seite der italienischen Küstenwache

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Foto: Adnan Beci / AFP