Jahja Sinwar, der Anführer der radikalislamischen Hamas, könnte bei einem israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen getötet worden sein. Dies teilte die israelische Armee am Donnerstag mit, nachdem drei "Terroristen eliminiert" worden waren. Derzeit wird untersucht, ob einer der Getöteten Sinwar ist. Bis zur Bestätigung der Identität durch DNA-Tests bleibt dies unklar. Die Kämpfe im Gazastreifen und im Libanon dauerten indes an.
Sinwar galt als einer der Hauptdrahtzieher des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem über 1200 Menschen, darunter zahlreiche Zivilisten, getötet wurden. Seitdem ist er abgetaucht und wurde zuletzt im unterirdischen Tunnelsystem der Hamas im Gazastreifen vermutet, wo er sich mit Geiseln umgeben haben soll. Sollte sich sein Tod bestätigen, wäre dies ein großer Schlag gegen die Führung der Hamas.
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant betonte, dass Israel weiterhin gezielt gegen Hamas-Führer vorgehen werde: "Wir werden jeden Terroristen erreichen und ihn eliminieren." Auch US-Präsident Joe Biden wurde auf seinem Flug nach Berlin über den möglichen Tod von Sinwar informiert und wird weiter über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.
Sinwar ist seit 2017 Chef der Hamas im Gazastreifen und wurde nach der Tötung des Hamas-Politbüro-Chefs Ismail Hanija im Juli 2023 zum ranghöchsten Anführer der Gruppe ernannt. Seit Jahren steht er auf der US-Terror-Liste. Israel führte in den letzten Monaten gezielte Angriffe auf Hamas-Führer durch, darunter auch Mohammed Deif, der im Juli bei einem Luftangriff getötet wurde.
Die israelische Armee setzte am Donnerstag ihre Offensive im Gazastreifen fort und griff eine Schule an, die als Versammlungsort für Hamas-Kämpfer genutzt wurde. Dabei kamen nach Angaben der Hamas 14 Menschen ums Leben.
Im Libanon rief die israelische Armee die Bewohner mehrerer Gebiete zur Evakuierung auf, da diese in der Nähe von Hisbollah-Stellungen liegen. Die Hisbollah, eine vom Iran unterstützte Schiitenmiliz, eröffnete nach dem Hamas-Angriff auf Israel eine zweite Front gegen den jüdischen Staat. Israel verstärkte in den letzten Wochen seine Angriffe auf Hisbollah-Ziele.
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OZD-Kommentar:
Der mögliche Tod von Sinwar: Ein Wendepunkt im Kampf gegen die Hamas?
Die Nachricht über den möglichen Tod von Jahja Sinwar könnte ein entscheidender Moment im Nahostkonflikt sein. Sinwar war nicht nur eine Schlüsselfigur der Hamas, sondern auch einer der radikalsten Anführer, der wenig Interesse an diplomatischen Lösungen zeigte. Sein Tod könnte die Hamas schwächen und die Dynamik des Konflikts verändern. Allerdings bleibt fraglich, ob dies langfristig zu einer Entspannung führen kann. Die Hamas ist dezentral organisiert, und selbst der Tod eines hochrangigen Anführers könnte wenig an den Grundstrukturen und der Ideologie der Organisation ändern.
Für Israel wäre dies jedoch ein symbolischer Erfolg, der zeigt, dass die Führung der Hamas nicht sicher ist, selbst in den tiefsten Tunneln des Gazastreifens. Aber der Preis, den die Zivilbevölkerung in Gaza für diese militärischen Erfolge zahlt, ist hoch. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Angriff zu einer weiteren Eskalation führt oder ob er den Weg für eine diplomatische Lösung ebnet.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Jahja Sinwar?
Jahja Sinwar ist ein führender Hamas-Politiker und Militärkommandeur im Gazastreifen. Seit 2017 ist er der Chef der Hamas in der Region und gilt als Hardliner innerhalb der Organisation. Er spielte eine zentrale Rolle beim Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023.
Was ist die Hamas?
Die Hamas ist eine radikalislamische palästinensische Organisation, die sich der Zerstörung Israels verschrieben hat. Sie wird von vielen Ländern, darunter Israel, den USA und der EU, als terroristische Organisation eingestuft. Seit 2007 kontrolliert die Hamas den Gazastreifen. Weitere Informationen auf der Wikipedia-Seite der Hamas.
Hinweise:
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.