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Chinas Konjunktur nicht aufgeweckt: Immobilienkrise bleibt

Chinas Wirtschaft bleibt in der Krise. Im dritten Quartal wuchs das BIP um 4,6 Prozent – der schwächste Wert seit Jahresbeginn. Vor allem der Immobiliensektor und der schwache Konsum belasten die Konjunktur trotz umfangreicher Hilfsmaßnahmen.

Chinas Wirtschaft erholt sich auch im dritten Quartal 2024 nicht wie erhofft. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP), das um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wuchs, verzeichnete die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt das niedrigste Quartalswachstum seit Anfang des Jahres. Damals begann das Land, sich von den Auswirkungen der strikten Null-Covid-Politik zu erholen, die lange Lockdowns und wirtschaftliche Einbrüche mit sich brachte.

Das nationale Statistikamt Chinas sprach am Freitag von einem „komplizierten und schwierigen externen Umfeld“ und „neuen Problemen bei der wirtschaftlichen Entwicklung“ im Inland. Im Vergleich zu den westlichen Industrieländern sind diese Wachstumszahlen zwar beeindruckend, doch für China, das jahrelang zweistellige Zuwachsraten gewohnt war, ist die derzeitige Entwicklung ein Grund zur Sorge.

Der Immobiliensektor bleibt eine der größten Herausforderungen. Zahlreiche Bauprojekte sind unvollständig, viele Unternehmen kämpfen mit hohen Schulden, und die Preise für neue Häuser fallen. Im September legten die Immobilienpreise nur in zwei von 70 untersuchten Städten zu, teilte das Statistikamt mit. Diese Krise wirkt sich auch negativ auf den inländischen Konsum aus, der als entscheidender Motor für Chinas Wachstum gilt.

Die Regierung in Peking versucht seit Wochen, die Wirtschaft mit umfangreichen Finanzspritzen anzukurbeln. Vor allem der Immobiliensektor steht im Fokus. Es wurden Kredite für die Fertigstellung von Bauprojekten bereitgestellt, die Zinsen auf bestehende Immobilienkredite gesenkt und die Regeln für den Hauskauf entschärft. Am Freitag kündigte die Zentralbank an, zusätzlich 26 Milliarden Euro für Versicherungsunternehmen und Investmentfonds bereitzustellen.

Zentralbankchef Pan Gongsheng erklärte zudem, dass der Mindestreservesatz bis Jahresende weiter gesenkt werden könnte, um Banken zu ermutigen, mehr Kredite zu vergeben. Banken haben bereits signalisiert, dass die Zinsen auf Einlagen weiter sinken sollen, um den Konsum anzukurbeln.

Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch positive Nachrichten. Der Einzelhandelsumsatz stieg im September um 3,2 Prozent, nachdem er im August nur um 2,1 Prozent zugenommen hatte. Zudem sank die Arbeitslosenquote in den Städten von 5,3 auf 5,1 Prozent.

Dennoch bleibt das Ziel der chinesischen Regierung, ein Wirtschaftswachstum von fünf Prozent für das Gesamtjahr zu erreichen, weiterhin fraglich. „Es wird schwierig, dieses Ziel zu erreichen“, erklärte Analyst Zhang Zhiwei von Pinpoint Asset Management. „Vielleicht müssen wir den November abwarten, um klarer zu sehen.“ Auch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen könnte eine Rolle spielen, da geopolitische Spannungen weiterhin ein Risikofaktor für Chinas wirtschaftliche Entwicklung sind.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

Chinas Wirtschaft in der Krise – Wo sind die Lösungen?

Die aktuellen Daten aus China zeigen, dass selbst eine massiv finanzierte Regierungspolitik nicht immer ausreicht, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Die strukturellen Probleme, insbesondere im Immobiliensektor, sind tiefgreifend und beeinflussen viele andere Sektoren. Die Frage bleibt: Kann die chinesische Regierung ihre Wirtschaft auf einen stabilen Wachstumspfad zurückführen?

Die kurzfristigen Hilfspakete und Maßnahmen sind notwendig, doch es wird mehr als nur Finanzspritzen benötigen, um eine langfristige Erholung zu gewährleisten. Eine Reform des Immobiliensektors, eine Stärkung des Konsums und ein Abbau der Unternehmensverschuldung könnten entscheidend sein, um die Dynamik wiederherzustellen.

Ob China das für 2024 angestrebte Wachstum von fünf Prozent erreichen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die politischen Entscheidungsträger in Peking vor großen Herausforderungen stehen.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Pan Gongsheng?
Pan Gongsheng ist der Chef der chinesischen Zentralbank (People’s Bank of China) und spielt eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von geldpolitischen Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft. Er ist bekannt für seine Bemühungen, das Finanzsystem Chinas stabil zu halten und die Kreditvergabe anzukurbeln.

Was ist die Null-Covid-Politik?
Die Null-Covid-Politik war eine von der chinesischen Regierung verfolgte Strategie, die darauf abzielte, die Ausbreitung des Coronavirus durch strikte Maßnahmen wie Lockdowns, Massentests und Quarantäne zu verhindern. Diese Politik wurde bis 2023 verfolgt und hatte massive Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft.

Hinweise:
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.