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CDC warnt vor Verschärfung der Corona-Krise

Das Weiße Haus versuchte, die Relevanz der CDC-Prognose zu relativieren. Es handle sich um ein "internes" Dokument, das nicht mit anderen Behörden abgestimmt und auch nicht dem Krisenstab vorgelegt worden sei.


Die US-Gesundheitsbehörde CDC warnt vor einer dramatischen weiteren Zuspitzung der Corona-Krise in den Vereinigten Staaten. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen könnte bis Anfang Juni laut der internen Prognose um das etwa Achtfache auf 200.000 steigen, wie "New York Times" und "Washington Post" am Montag berichteten. Die Zahl der täglich verzeichneten Todesfälle könnte demnach deutlich auf etwa 3000 anwachsen.

 

Schon jetzt sind die USA das mit Abstand am härtesten von der Pandemie getroffene Land der Welt. Die jetzt bekannt gewordene Prognose bedeutet, dass sich die aktuelle Zahl von etwa 69.000 offiziell verzeichneten Corona-Toten in den USA in den nächsten Monaten verdoppeln könnte. Die Prognose ist damit düsterer als jene des von Präsident Donald Trump geschaffenen Corona-Krisenstabes.

Das Weiße Haus versuchte, die Relevanz der CDC-Prognose zu relativieren. Es handle sich um ein "internes" Dokument, das nicht mit anderen Behörden abgestimmt und auch nicht dem Krisenstab vorgelegt worden sei. Trump hatte am Sonntag eingeräumt, dass bis zu 100.00 Menschen in den USA der Pandemie zum Opfer fallen könnten. Erst kürzlich hatte Trump noch eine Opferzahl von rund 60.000 vorhersagt - eine Zahl, die inzwischen deutlich überschritten wurde.

Ihre finstere Prognose begründet die CDC den Berichten zufolge damit, dass einige Bundesstaaten und Bezirke nicht aggressiv genug gegen die Ausbreitung des neuartigen Virus vorgegangen seien oder bei der Lockerung von Restriktionen zu rasch voranschritten. Die Zuständigkeit für die Anti-Corona-Maßnahmen liegt in den USA weitgehend in den Händen der regionalen und kommunalen Behörden.

Trump selbst dringt im Wahljahr 2020 auf eine möglichst rasche Rückkehr zur Normalität und das Wiederhochfahren der US-Wirtschaft. Seine Regierung hat dafür einen Drei-Stufen-Plan vorgelegt, der aber nur den Charakter einer Empfehlung hat. Die Bundesstaaten gehen sehr unterschiedlich mit diesen Leitlinien um. 

Im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat Kalifornien sollen die Restriktionen ab Freitag etwas weiter gelockert werden. Gouverneur Gavin Newsom kündigte an, dass kleinere Geschäfte wie Buchhandlungen, Spielwaren- oder Blumenläden wieder öffnen dürften. Auch Fabriken und Logistikunternehmen dürfen wieder den Betrieb aufnehmen. 

In den gesamten USA wurden am Montag 1015 neue Coronavirus-Todesfälle verzeichnet. Dies war immerhin ein kleiner Lichtblick: Es handelte sich um die niedrigste Zahl neu registrierter Todesopfer seit Anfang April. Die Zahl der offiziellen Infektionsfälle stieg nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität auf mehr als 1,18 Millionen.

Trump will am Dienstag eine Fabrik in Phoenix im Bundesstaat Arizona besuchen, in der medizinisches Material hergestellt wird. Es ist inmitten der Corona-Pandemie die erste größere Reise des Präsidenten seit Wochen. Der Präsident hatte das Weiße Haus zuletzt kaum verlassen. Er sucht sechs Monate vor der Präsidentschaftswahl wieder die Nähe zu Wählern und will bald auch in den Bundesstaat Ohio reisen.

Klassische Wahlkampfveranstaltungen sind derzeit wegen der Corona-Krise nicht möglich. Sowohl Arizona als auch Ohio könnten bei der Präsidentschaftswahl am 3. November eine wichtige Rolle spielen, weil dort ein enges Rennen zwischen Trump und seinem designierten Herausforderer Joe Biden von der Demokratischen Partei erwartet wird. 

Der US-Senat tagte am Montag nach einer fünfwöchigen Sitzungspause wegen der Corona-Pandemie wieder. Die meisten Senatoren trugen Masken, darunter auch der republikanische Mehrheitsführer Mitch McConnell. Er forderte seine Kollegen auf, sich "so klug und sicher wie möglich" zu verhalten. Dem Senat gehören 100 Parlamentarier an. Das US-Repräsentantenhaus mit seinen 435 Abgeordneten will diese Woche noch nicht wieder tagen.

dja

Ivan Couronne / © Agence France-Presse