Die Weltmeere erleben derzeit die größte jemals festgestellte Korallenbleiche. Die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA (NOAA) warnt, dass mehr als drei Viertel der Korallenbestände im Atlantik, Pazifik und Indischen Ozean von dieser ökologischen Katastrophe betroffen sind. „Die Welt befindet sich derzeit inmitten der massivsten Bleiche, die je aufgezeichnet wurde“, erklärte Derek Manzello, Koordinator des Korallenprogramms der NOAA, am Freitag in Washington.
Seit dem 1. Januar 2023 hätten 77 Prozent der Korallenriffe weltweit Hitzestress erlebt, der in vielen Fällen zu einer Bleiche führe, so Manzello weiter. Korallen stoßen in diesem Zustand die auf ihnen lebenden bunten Algen ab, wodurch ihr Skelett freiliegt und sie ihre charakteristische weiße Farbe annehmen – ein Zeichen schwerwiegenden Umweltstresses.
Es ist die vierte globale Korallenbleiche, die seit 1998 aufgezeichnet wurde. Zwischen 2014 und 2017 waren rund zwei Drittel der weltweiten Korallenbestände betroffen. Vorherige Bleichen ereigneten sich 2010 und 1998. Die Ursachen dieser Katastrophe liegen in der durch den Klimawandel verursachten Erwärmung der Ozeane.
Korallenriffe sind entscheidend für die Artenvielfalt der Ozeane und fungieren als Lebensraum für zahlreiche Meeresarten. Doch die Geschwindigkeit, mit der sich die Meere erwärmen, hat sich nach Angaben des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus seit 2005 fast verdoppelt. Dies ist Teil eines größeren Trends der globalen Erwärmung, der durch menschliche Aktivitäten angetrieben wird.
Korallen können sich theoretisch von einer Bleiche erholen, wenn die Temperaturen wieder sinken und die Algen zurückkehren. Doch das derzeitige Ausmaß und die Häufigkeit der Hitzewellen lassen befürchten, dass viele Riffe keine Chance zur Regeneration haben. Die Ozeane bedecken rund 70 Prozent der Erdoberfläche und spielen eine zentrale Rolle als Klimaregulator, indem sie enorme Mengen an vom Menschen verursachtem Kohlenstoffdioxid speichern.
Die fortschreitende Erwärmung der Meere und die damit verbundenen Hitzewellen gefährden nicht nur die Korallen, sondern auch die Funktion der Ozeane als Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für Millionen von Arten. Der Verlust dieser sensiblen Ökosysteme könnte katastrophale Auswirkungen auf das globale Klima und die biologische Vielfalt haben.
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OZD-Kommentar:
Die stille Katastrophe: Warum die Korallenbleiche eine ökologische Warnung ist
Die massive Korallenbleiche, die derzeit weltweit verzeichnet wird, ist nicht nur eine Bedrohung für die Meeresökosysteme, sondern auch ein Weckruf für die Menschheit. Die Meere, die seit Jahrtausenden als Klimaregulator dienen, stehen unter einem enormen Druck. Doch anstatt konsequente Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, ignorieren viele Regierungen weiterhin die Alarmsignale.
Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass der Verlust der Korallenriffe katastrophale Folgen für die gesamte Weltbevölkerung haben könnte. Die Riffe bieten nicht nur Lebensraum für Millionen von Arten, sondern schützen auch Küsten vor Erosion und Stürmen und sichern die Ernährung für Millionen von Menschen weltweit. Der aktuelle Zustand zeigt deutlich, dass die Zeit für kleine Schritte vorbei ist. Radikale Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen sind notwendig, um das Überleben dieser wertvollen Ökosysteme zu sichern.
OZD-Prognose:
Wenn die globale Erwärmung ungebremst weitergeht, könnten die Korallenriffe, wie wir sie heute kennen, in den nächsten Jahrzehnten vollständig verschwinden. Die Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen in den Ozeanen wird zunehmen, was langfristig nicht nur die Korallenbleichen, sondern auch andere marine Ökosysteme in Mitleidenschaft ziehen wird. Der Schutz der Meere muss global zu einer Priorität werden, um irreparable Schäden zu verhindern.
Biographien und Erklärungen:
Was ist Korallenbleiche?
Korallenbleiche ist ein Phänomen, bei dem Korallen ihre symbiotischen Algen, die ihnen Farbe und Nährstoffe liefern, abstoßen. Dies geschieht in der Regel durch Hitzestress, wenn die Meerestemperaturen über längere Zeit zu hoch sind. Bleichen die Korallen, bleiben sie weiß und können, wenn die Bedingungen anhalten, absterben.
NOAA – Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde
Die NOAA ist eine wissenschaftliche und regulatorische Behörde in den USA, die sich unter anderem mit der Überwachung und dem Schutz der Meeres- und Atmosphärensysteme beschäftigt.
Hinweise:
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Foto: Lillian Suwanrumpha / AFP