Vor Beginn der UN-Artenschutzkonferenz (COP16) in der kolumbianischen Stadt Cali hat UN-Generalsekretär António Guterres zu massiven Investitionen in den Schutz der Natur aufgerufen. In einer Videobotschaft, die am Sonntag veröffentlicht wurde, mahnte er die Verhandlungsführer, dass die Konferenz mit „bedeutenden Investitionen in die Mittel des Globalen Naturschutzfonds (GBFF) und mit Zusagen zur Mobilisierung weiterer öffentlicher und privater Finanzierungsquellen“ beendet werden solle.
Der Globale Naturschutzfonds wurde erst im vergangenen Jahr ins Leben gerufen, doch bisher wurden von den Ländern lediglich 250 Millionen Dollar (ca. 230 Millionen Euro) zugesagt. Diese Summe reicht bei weitem nicht aus, um die umfassenden Maßnahmen zu finanzieren, die zum Schutz der Artenvielfalt und zur Bekämpfung der Naturzerstörung notwendig sind.
„Die Zerstörung der Natur verschärft Konflikte, Hunger und Krankheiten, vergrößert die Armut und mindert das Bruttoinlandsprodukt,“ erklärte Guterres in seiner Ansprache. „Ein Zusammenbruch der Dienste der Natur - etwa Bestäubung und sauberes Wasser - würde die Weltwirtschaft jedes Jahr Billionen Dollar kosten, wobei die Ärmsten am stärksten betroffen wären.“ Mit dieser eindringlichen Warnung machte der UN-Generalsekretär deutlich, dass die Kosten des Nichthandelns weit höher sind als die erforderlichen Investitionen.
Die COP16, die am Montag in Cali beginnt und bis zum 1. November andauert, bringt rund 12.000 Teilnehmer aus fast 200 Ländern zusammen. Die Konferenz soll einen Fahrplan für den Schutz der Artenvielfalt bis zum Jahr 2030 erarbeiten, um das weltweite Artensterben und die Zerstörung von Ökosystemen zu stoppen. Ein zentrales Thema der Verhandlungen wird die Finanzierung sein, da sich viele Länder schwer tun, die notwendigen Mittel aufzubringen, um wirksame Schutzmaßnahmen zu implementieren.
Am sogenannten Ministersegment der Konferenz, das gegen Ende der Woche stattfindet, wird auch die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke teilnehmen, um dort die Position Deutschlands zu vertreten und internationale Partnerschaften im Kampf gegen die Naturzerstörung zu fördern.
OZD / ©AFP
OZD-Kommentar:
Ohne Geld kein Naturschutz
Die eindringlichen Worte von António Guterres verdeutlichen das Kernproblem beim globalen Naturschutz: Ohne ausreichende Finanzierung sind alle ambitionierten Ziele nichts wert. Die internationale Gemeinschaft hat in der Vergangenheit immer wieder große Ankündigungen gemacht, doch diese müssen nun mit konkreten Taten und vor allem mit finanziellen Mitteln unterfüttert werden. Es ist alarmierend, dass bisher nur 250 Millionen Dollar für den Globalen Naturschutzfonds zugesagt wurden, wenn man bedenkt, welche enormen wirtschaftlichen und sozialen Schäden die Zerstörung der Natur verursachen kann. Die Konferenz in Cali wird zum Prüfstein dafür, ob die Welt bereit ist, ernsthaft in den Schutz unserer Lebensgrundlagen zu investieren.
OZD-Prognose:
Es ist zu erwarten, dass bei der COP16 in Cali Fortschritte bei der Festlegung eines Fahrplans zum Schutz der Artenvielfalt erzielt werden, doch ob die notwendigen finanziellen Mittel mobilisiert werden können, bleibt fraglich. Sollte die Konferenz ohne klare Zusagen enden, wird die Weltgemeinschaft erneut vor einer enormen Herausforderung stehen, die langfristig zu massiven ökologischen und ökonomischen Verlusten führen könnte.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist António Guterres?
António Guterres ist seit 2017 Generalsekretär der Vereinten Nationen. Zuvor war er von 2005 bis 2015 Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen. Guterres setzt sich für internationale Kooperation und den Schutz der Umwelt ein. Offizielle Website: UN
Was ist die COP16?
Die COP16 ist die 16. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD). Sie findet im Oktober 2024 in Cali, Kolumbien, statt und zielt darauf ab, einen globalen Plan zum Schutz der Natur und zur Eindämmung des Artensterbens bis 2030 zu verabschieden. Wikipedia-Seite: CBD
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Foto: Joaquin Sarmiento / AFP