Nach der Blockade des Sicherheitspakets im Bundesrat durch die Union fordert die CDU/CSU nun deutliche Nachbesserungen. Vor allem sollen die Befugnisse der Sicherheitsbehörden gestärkt und die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt werden, wie CDU-Innenpolitiker Alexander Throm erklärte. Vor einer möglichen Befassung des Vermittlungsausschusses sorgt das Thema auch innerhalb der Ampel-Koalition für Spannungen.
Throm kritisierte besonders die FDP, die Maßnahmen zur Terrorbekämpfung "torpediert" habe. Die Union wolle im Vermittlungsausschuss erreichen, dass diese Maßnahmen ausgeweitet werden. Auch der vereitelte Anschlag auf die israelische Botschaft in Berlin, der durch die Festnahme eines Libyers verhindert wurde, befeuerte die Debatte um die Sicherheitslage.
Die FDP, die sich gegen die Vorratsdatenspeicherung stellt, zeigte sich jedoch bereit, im Dialog mit der Union nach Lösungen zu suchen. FDP-Fraktionsvize Christoph Meyer erklärte, dass es beim Sicherheitspaket I vor allem um bessere Kontrollen bei der Zuwanderung und Zurückweisungen an der Grenze gehen müsse. Ein zweites Sicherheitspaket solle demnach ebenfalls auf den Weg gebracht werden, in dem diese Themen adressiert würden.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) signalisierte ebenfalls Gesprächsbereitschaft mit den Ländern. Auch die Grünen wollen sich nach eigenen Aussagen an möglichen Anpassungen beteiligen. Grünen-Chef Omid Nouripour sagte: "Zum Nachjustieren sind wir immer bereit."
Unklar ist jedoch, ob der Vermittlungsausschuss tatsächlich angerufen wird. Dies könnte durch den Bundestag oder die Bundesregierung geschehen. Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann ließ offen, ob die Regierung diesen Schritt geht.
Das Sicherheitspaket war ursprünglich nach dem islamistisch motivierten Anschlag in Solingen im Sommer vereinbart worden und sieht strengere Asylregeln sowie schnellere Abschiebungen vor. Es wurde am Freitag vom Bundestag verabschiedet, aber von den unionsgeführten Ländern im Bundesrat blockiert. Besonders der Teil des Gesetzes, der den Sicherheitsbehörden erweiterte Befugnisse einräumt, stieß bei der Union auf Ablehnung – nicht, weil die Maßnahmen zu weit gehen, sondern weil sie den Unionspolitikern nicht weit genug gehen.
Kanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich über die Blockade empört und bezeichnete es als "unverantwortlich", dass die Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung nun verzögert würden. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) forderte Nachbesserungen, insbesondere bei der Speicherung von Verkehrsdaten durch Telekommunikationsanbieter. Dies sei notwendig, um die Sicherheitsbehörden effektiv arbeiten zu lassen.
Die Vorratsdatenspeicherung bleibt dabei der größte Streitpunkt. Während die SPD dafür ist, wird das Thema von der FDP strikt abgelehnt. SPD-Innenpolitiker Lars Castellucci sprach sich am Montag für eine "maßvolle Vorratsdatenspeicherung" aus. Castellucci sieht die Notwendigkeit für Kompromisse zwischen den Positionen der SPD und FDP, hofft aber auf eine Einigung.
Justizminister Marco Buschmann (FDP) hingegen will statt der Vorratsdatenspeicherung das Quick-Freeze-Verfahren einführen, bei dem Verbindungsdaten auf Anordnung eingefroren werden, um sie später auszuwerten. Buschmann warnte erneut vor der Einführung einer pauschalen Vorratsdatenspeicherung, die den gläsernen Bürger zur Folge hätte.
Ob die Union im Vermittlungsausschuss ihre Forderungen durchsetzen kann, bleibt ungewiss. Klar ist jedoch, dass die kommenden Verhandlungen über das Sicherheitspaket und die Vorratsdatenspeicherung für alle beteiligten Parteien eine Herausforderung darstellen.
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OZD-Kommentar:
Sicherheit gegen Freiheit – Ein schwieriger Balanceakt
Die Debatte um das Sicherheitspaket und die Vorratsdatenspeicherung spiegelt den ewigen Konflikt wider: Wie viel Freiheit kann man für mehr Sicherheit opfern? Während die Union schärfere Maßnahmen fordert, um die Sicherheitsbehörden zu stärken, warnt die FDP vor übermäßigen Eingriffen in die Bürgerrechte. Es bleibt die Frage, wie ein effektiver Schutz gegen Terrorismus und Kriminalität aussehen kann, ohne die Grundrechte zu gefährden.
Die Vorratsdatenspeicherung ist dabei das umstrittenste Thema. Kritiker befürchten, dass eine flächendeckende Speicherung von Telekommunikationsdaten den Weg für den Überwachungsstaat ebnet. Auf der anderen Seite argumentieren Befürworter, dass ohne diese Daten ein effektiver Schutz gegen Terrorismus kaum möglich ist. Der bevorstehende Vermittlungsausschuss wird eine Gratwanderung zwischen Sicherheit und Freiheit sein – und könnte richtungsweisend für künftige sicherheitspolitische Entscheidungen sein.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Alexander Throm?
Alexander
Throm ist ein CDU-Politiker und Innenexperte. Er setzt sich besonders
für strengere Sicherheitsmaßnahmen und die Ausweitung der Befugnisse der
Sicherheitsbehörden ein. Weitere Informationen auf der offiziellen Website des Bundestags.
Was ist das Quick-Freeze-Verfahren?
Das
Quick-Freeze-Verfahren erlaubt es den Behörden, Verbindungsdaten von
Telekommunikationsanbietern gezielt einzufrieren, um sie später
auszuwerten. Diese Methode soll die massenhafte Vorratsdatenspeicherung
ersetzen. Weitere Informationen auf der Wikipedia-Seite zum Quick-Freeze-Verfahren.
Hinweise:
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.