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IWF senkt Wachstumsprognose für Deutschland: Nullwachstum und schwächere Erholung in Sicht

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für Deutschland und die Eurozone erneut gesenkt. Die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs setzen Deutschland und andere Euro-Länder weiter zu.

Europa und insbesondere Deutschland stehen weiterhin vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seinem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht die Wachstumsprognosen für Deutschland und die Eurozone erneut nach unten korrigiert. Besonders der erwartete Aufschwung im kommenden Jahr wird schwächer ausfallen als zunächst angenommen.

Für Deutschland senkte der IWF die Prognose für das laufende Jahr um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr Nullwachstum. Für das kommende Jahr reduzierte der Fonds seine Erwartungen erheblich um 0,5 Punkte auf 0,8 Prozent Wachstum. Noch vor einem Jahr hatte der IWF für 2024 ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent prognostiziert. Diese Anpassungen sind das Ergebnis einer schrittweisen Herabsetzung der Erwartungen in den letzten Monaten.

In der Eurozone insgesamt senkte der IWF ebenfalls die Wachstumsprognose für das laufende Jahr leicht. Für das kommende Jahr wird nun ein Wachstum von 1,2 Prozent erwartet, was 0,3 Prozentpunkte weniger ist als die vorherige Prognose im Juli. Neben der Schwäche Deutschlands als größter Volkswirtschaft der Eurozone ist auch eine stagnierende wirtschaftliche Entwicklung in Frankreich Grund für die pessimistischeren Erwartungen.

Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, kann im laufenden Jahr mit einem soliden Wachstum von 1,1 Prozent rechnen, was jedoch für 2024 auf ebenfalls 1,1 Prozent abgesenkt wurde. Italien leidet wie Deutschland unter einer anhaltenden Schwäche in der Industrie.

Positive Impulse kommen vor allem aus Spanien, wo die boomende Tourismuswirtschaft für ein erwartetes Wachstum von 2,9 Prozent in diesem Jahr sorgt—eine Steigerung um 0,5 Prozentpunkte im Vergleich zur Prognose vom Juli. Für das kommende Jahr wird ein Wachstum von 2,1 Prozent prognostiziert, was Spanien deutlich vor Deutschland positioniert.

Im Gegensatz dazu bleibt die US-Wirtschaft eine treibende Kraft des globalen Wachstums. Der IWF erwartet für die größte Volkswirtschaft der Welt ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,8 Prozent in diesem Jahr, was 0,2 Punkte über der Prognose vom Juli liegt. Die Prognose für 2024 wurde um 0,3 Punkte auf 2,2 Prozent angehoben. „Die US-Wirtschaft hat sich sehr gut entwickelt“, erklärte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas und verwies auf ein starkes Produktivitätswachstum.

Für China rechnet der IWF mit einem weiter abflauenden Wachstum, das von 5,2 Prozent im vergangenen Jahr auf 4,8 Prozent in diesem Jahr sinken wird. Zuvor war man von 5,0 Prozent ausgegangen. Die Experten warnten zudem vor einer möglichen Verschärfung der Immobilienkrise im Land. Für das kommende Jahr bleibt die Wachstumsprognose jedoch bei 4,5 Prozent.

Insgesamt behielt der IWF seine Prognose für die Weltwirtschaft von 3,2 Prozent Wachstum im Jahr 2024 bei. Die Experten führten zahlreiche geopolitische und wirtschaftliche Risiken als Gründe an. „Es gibt eine wachsende Unsicherheit im Hinblick auf die Weltwirtschaft“, sagte Gourinchas im Gespräch mit AFP. Während die Prognosen im April und Juli noch als ausgewogen eingeschätzt wurden, glauben die Experten nun, dass Risiken die Wirtschaft belasten können.

OZD / ©dpa


OZD-Kommentar:

Wirtschaft im Umbruch: Europa bleibt zurück?

Die abermalige Senkung der Wachstumsprognosen für Deutschland und die Eurozone wirft Fragen zur Zukunft der europäischen Wirtschaft auf. Während sich die USA als stabiler Motor des Wachstums präsentieren, bleibt Europa hinter den Erwartungen zurück. Es wird entscheidend sein, wie die EU und die Mitgliedsstaaten auf diese Herausforderungen reagieren und welche Maßnahmen sie ergreifen, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Weichen für eine nachhaltige Erholung zu stellen.

OZD-Prognose:

Die Unsicherheiten und Risiken für die europäische Wirtschaft werden auch im kommenden Jahr eine zentrale Rolle spielen. Politische und wirtschaftliche Maßnahmen zur Stabilisierung und Förderung von Wachstum sind dringend erforderlich. Die Entwicklungen in den USA und China werden zudem einen erheblichen Einfluss auf die europäische Wirtschaftslandschaft haben.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist der Internationale Währungsfonds (IWF)?
Der IWF ist eine internationale Organisation, die Länder in finanziellen Angelegenheiten unterstützt und wirtschaftliche Stabilität fördert. Er gibt regelmäßig wirtschaftliche Prognosen und Empfehlungen heraus.

Was sind die Hauptursachen für die wirtschaftlichen Herausforderungen in Europa?
Die wirtschaftlichen Herausforderungen in Europa sind vor allem durch die Folgen des Ukraine-Kriegs, steigende Energiepreise, Lieferkettenprobleme und eine allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit bedingt.

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Foto: Tasos Katopodis / GETTY IMAGES NORTH AMERICA