Der US-Flugzeugbauer Boeing steht vor einer möglichen Neuausrichtung: Laut dem "Wall Street Journal" erwägt das Unternehmen den Verkauf seiner Raumfahrtsparte. Ein solcher Schritt würde eine Trennung vom langjährigen Geschäft mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa und dem Starliner-Raumschiff-Projekt bedeuten, das bereits seit längerer Zeit mit technischen Problemen kämpft. Ein Sprecher von Boeing erklärte am Freitag, „Marktgerüchte oder Spekulationen“ würden grundsätzlich nicht kommentiert.
Boeing-Chef Kelly Ortberg deutete an, dass das Unternehmen seine Tätigkeiten künftig stärker fokussieren könnte. „Weniger zu tun und es besser zu machen, als mehr zu tun und es nicht gut zu machen“, sei die klügere Strategie, so Ortberg am Mittwoch. Er hob insbesondere Verkehrsflugzeuge und die Rüstungssparte als „Kernprodukte“ hervor, ohne sich direkt zur Raumfahrtsparte zu äußern.
Das Starliner-Programm, das ursprünglich zum Transport von Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) entwickelt wurde, leidet seit Jahren unter technischen Pannen. Während Boeing mit dem Starliner zu kämpfen hat, führt das konkurrierende Raumfahrtunternehmen SpaceX derzeit alleinige Transportmissionen zur ISS im Auftrag der Nasa durch. Die technische Mängelreihe im Raumfahrtsektor ist für Boeing jedoch nicht das einzige Problem. In den letzten Jahren trugen wiederholte Zwischenfälle an Passagierflugzeugen zusätzlich zum Imageverlust des Unternehmens bei.
Boeing verbuchte im dritten Quartal einen Verlust von 6,17 Milliarden Dollar (5,73 Milliarden Euro), während der Umsatz auf 17,84 Milliarden Dollar sank – ein Rückgang um ein Prozent. Der Konzern kämpft aktuell auch mit den Folgen eines Arbeitskampfs: Seit Mitte September streiken rund 33.000 Beschäftigte in der Region Pacific Northwest, was die Produktion der Flugzeugmodelle 737 Max und 777 erheblich verzögert. Am Mittwoch wurde ein neues Tarifangebot von der Belegschaft abgelehnt, was auf eine anhaltende Blockade zwischen Management und Arbeitern hinweist.
OZD / ©AFP
Der OZD-WhatsApp-Kanal: Kurz und Kompakt immer und überall informiert.
OZD-Kommentar:
Kann Boeing sich den Rückzug aus der Raumfahrt leisten?
Die Überlegungen Boeings, sich von der Raumfahrtsparte zu trennen, zeigen das Ausmaß der Krise, die das Unternehmen durchlebt. Die hohen Verluste und Produktionsprobleme sind nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein strategisches Warnsignal. Zwar erscheinen der zivilen Luftfahrtsektor und die Rüstungssparte als sichere Standbeine, doch stellt sich die Frage, ob Boeing langfristig auf die wachsende Raumfahrtindustrie verzichten kann. Der technologische und wirtschaftliche Vorsprung von SpaceX in der bemannten Raumfahrt könnte durch Boeings Rückzug weiter gefestigt werden, was zu einem signifikanten Marktnachteil für Boeing führen würde.
OZD-Prognose:
Sollte Boeing tatsächlich seine Raumfahrtsparte veräußern, dürfte sich die Branche neu ordnen. Unternehmen wie SpaceX oder Blue Origin könnten profitieren und die Nasa wird möglicherweise auf eine noch engere Zusammenarbeit mit diesen Partnern setzen. Die kommenden Wochen könnten ein erstes Zeichen sein, ob Boeing den Rückzug wagt oder die Raumfahrtsparte stabilisieren kann.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Kelly Ortberg?
Kelly Ortberg ist CEO des US-Flugzeugherstellers Boeing und bekannt für seine pragmatische und fokussierte Führungsstrategie. In einer schwierigen Zeit für Boeing setzt er auf das klare Bekenntnis zu den Kernsegmenten des Unternehmens. Offizielle Website: https://www.boeing.com.
Was ist die Nasa?
Die Nasa (National Aeronautics and Space Administration) ist die nationale Luft- und Raumfahrtbehörde der USA, die für die zivile und militärische Raumfahrt zuständig ist. Die Nasa führt bemannte und unbemannte Raumfahrtmissionen durch und hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1958 zu einem zentralen Akteur in der Weltraumforschung entwickelt. Wikipedia-Seite der Nasa: https://de.wikipedia.org/wiki/NASA.
Hinweise: Alle Angaben ohne Gewähr. Bitte empfehlen Sie uns oder diesen Artikel weiter. OZD-News und Nachrichten zum Nachschlagen ohne Paywall!
Foto: Patrick T. Fallon / AFP