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Gesundheitsrisiken durch Klimawandel: Rekordwerte alarmieren Experten

Eine neue Studie zeigt, dass der Klimawandel weltweit zu einem Höchststand an Gesundheitsrisiken führt. Experten warnen vor den verheerenden Folgen und fordern dringende Maßnahmen.

Überschwemmungen, Hurrikans, Hitzewellen, Dürren und Waldbrände: Der fortschreitende Klimawandel setzt Menschen weltweit einem alarmierenden Höchststand an Gesundheitsrisiken aus. Laut der am Mittwoch veröffentlichten achten Ausgabe des "Lancet Countdown" zu Gesundheit und Klimawandel haben zehn von insgesamt 15 untersuchten Indikatoren besorgniserregende neue Rekorde erreicht. Die daran beteiligten Experten kritisieren, dass wertvolle Zeit im Kampf gegen den Klimawandel „verschwendet und mit dem Leben vieler Menschen bezahlt worden sei“.

Zu den untersuchten Indikatoren zählen unter anderem die Häufigkeit extremer Wetterereignisse, die Anzahl älterer Menschen, die an Hitze sterben, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten sowie die zunehmende Ernährungsunsicherheit infolge von Dürren und Überschwemmungen. Marina Romanello, die Direktorin des Forschungsprojekts, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, der Bericht zeige, dass die Gesundheit und das Überleben der Menschen in allen Ländern „in einem noch nie dagewesenen Ausmaß bedroht sind“.

Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass die Zahl der über 65-Jährigen, die an Hitzefolgen gestorben sind, seit den 1990er Jahren um 167 Prozent gestiegen ist. Zudem begünstigt der Klimawandel die Ausbreitung von durch Mücken übertragenen Krankheiten wie Dengue-Fieber, was Menschen in bislang nicht betroffenen Regionen einem neuen Risiko aussetzt. Zwischen 2016 und 2022 wurden weltweit etwa fünf Prozent der Baumbestände vernichtet, was die Fähigkeit zur Kohlendioxidbindung erheblich verringert.

Der Bericht thematisiert auch die Verantwortung von Industrienationen sowie Öl- und Gasunternehmen. Experten bemängeln, dass die erzielten Fortschritte im Klimaschutz durch die gesteigerte Produktion fossiler Brennstoffe seit dem letzten Jahr wieder gefährdet sind. Viele Länder haben zudem neue Subventionen für fossile Brennstoffe eingeführt, um den gestiegenen Preisen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine entgegenzuwirken.

Weniger als zwei Wochen vor der UN-Klimakonferenz COP29 in Aserbaidschan veröffentlicht, wurde der Bericht von 122 führenden Experten, darunter Vertreter von UN-Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation, erstellt. Besondere Aufmerksamkeit wird den spezifischen Ergebnissen für Deutschland gewidmet, wo die Autoren drei kritische Bereiche hervorheben: Hitze, Luftverschmutzung und ungesunde Ernährung. Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung in Bezug auf Hitze: Die Anzahl der Stunden, in denen Hitze ein mittleres oder höheres Risiko für Hitzestress bei leichter körperlicher Betätigung darstellt, war 2023 und 2024 fast doppelt so hoch wie zwischen 1990 und 1999.

Die Ergebnisse des Berichts werden von Mitautor Joacim Rocklöv von der Universität Heidelberg als „eindringliche Warnung“ interpretiert. Er fordert verstärkte globale und politische Anstrengungen zur Bewältigung des Klimawandels und warnt: „Die derzeitigen Verzögerungen bei der Adaption und die anhaltenden Investitionen in fossile Brennstoffe wirken sich bereits negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung aus – und es wird noch schlimmer werden.“

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Klimakrise und Gesundheit: Ein globales Notstandsmanagement erforderlich

Die alarmierenden Erkenntnisse des "Lancet Countdown" verdeutlichen die Dringlichkeit, mit der Regierungen weltweit handeln müssen. Der Klimawandel ist nicht nur eine Umweltkrise, sondern eine unmittelbare Bedrohung für die menschliche Gesundheit. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um effektive Maßnahmen zu ergreifen und die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen. Der Druck auf politische Entscheidungsträger wächst, um die Lebensqualität zu sichern und die gravierenden Ungleichheiten zu bekämpfen, die durch die Klimakrise weiter verschärft werden.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Marina Romanello?
Marina Romanello ist die Direktorin des Forschungsprojekts "Lancet Countdown" und eine Expertin für Gesundheit und Klimawandel. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Bevölkerung.

Wer ist Joacim Rocklöv?
Joacim Rocklöv ist Epidemiologe an der Universität Heidelberg und Mitautor des Berichts. Er spezialisiert sich auf die Schnittstelle von Klimawandel und öffentlicher Gesundheit und ist aktiv in der Forschung zu den Auswirkungen extremer Wetterereignisse auf die Gesundheit.

Was ist der Lancet Countdown?
Der Lancet Countdown ist eine globale Initiative, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit untersucht und regelmäßig Berichte veröffentlicht, um politische Entscheidungsträger zu informieren und zu mobilisieren. LancetCountdown Website

Alle Angaben ohne Gewähr.


Foto: AHMAD AL-RUBAYE / AFP