Ein Gericht in der französischen Stadt Troyes hat Bernard Pallot (78) freigesprochen, nachdem er seine unheilbar kranke Ehefrau getötet hatte. Der Freispruch erfolgte aufgrund der "Zwangslage", in der sich Pallot befand, wie sein Anwalt Frédéric Verra am Mittwoch erklärte. Vor der Urteilsberatung sagte Pallot: "Ich bin kein Mörder."
Pallot hatte ausgesagt, er habe seiner Frau auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin beim Sterben geholfen. In Frankreich ist Sterbehilfe jedoch illegal, weshalb die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von acht Jahren gefordert hatte. Im Oktober 2021 hatte Pallot zunächst versucht, seine Frau durch eine Zyanid-Injektion zu töten. Als dies misslang, erwürgte er sie mit einem Elektrokabel.
Staatsanwalt Mickael Le Nouy wies darauf hin, dass Suzanne Pallot zwar an einer "unheilbaren Krankheit und mehreren Brüchen" litt, die Ärzte jedoch ihren Zustand nicht als lebensbedrohlich einstuften. Bernard Pallot hatte seine Tat als "Geste der Liebe" dargestellt, jedoch betonte Le Nouy, dass der Tod seiner Frau "brutal" gewesen sei.
Nach der Tat fand die Polizei eine Notiz in der Nähe der Leiche, in der Suzanne Pallot erklärte: "Ich, Suzanne Pallot, noch bei klarem Verstand, bitte meinen Mann Bernard Pallot, mich endgültig von dem unheilbaren Leid zu erlösen, das ich ertrage."
Nach dem Freispruch äußerte Pallot scharfe Kritik an der bestehenden Gesetzeslage in Frankreich: "Das Gesetz muss absolut geändert werden." Der Fall hat die Debatte um assistierten Suizid in Frankreich neu entfacht, insbesondere nachdem das Parlament in diesem Jahr über einen umstrittenen Gesetzentwurf diskutierte.
In mehreren europäischen Ländern, wie Belgien, den Niederlanden und Spanien, wurde Sterbehilfe bereits in unterschiedlichem Maße legalisiert. In Deutschland hatte das Bundesverfassungsgericht 2020 ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben festgeschrieben, doch ein entsprechendes Gesetz, das Sterbewillige und die Unterstützenden schützt, existiert bislang nicht.
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OZD-Kommentar: Sterbehilfe: Ein umstrittenes Thema, das nicht ignoriert werden kann
Der Freispruch von Bernard Pallot stellt die Frage nach der ethischen und rechtlichen Grundlage von Sterbehilfe in den Mittelpunkt. Der Fall zeigt, dass das bestehende Recht nicht nur Menschen in Notlage belastet, sondern auch die Familien in eine ausweglose Situation bringt. In den kommenden Wochen könnte der Druck auf die französische Regierung wachsen, klare gesetzliche Regelungen zu schaffen, die das selbstbestimmte Sterben ermöglichen und gleichzeitig Missbrauch verhindern.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Bernard Pallot? Bernard Pallot ist ein 78-jähriger pensionierter Lehrer, der wegen des Todes seiner Ehefrau Suzanne Pallot vor Gericht stand. Er argumentierte, dass er seiner Frau auf ihren Wunsch hin beim Sterben geholfen habe.
Wer ist Suzanne Pallot? Suzanne Pallot war die Ehefrau von Bernard Pallot. Sie litt an einer unheilbaren Krankheit und äußerte den Wunsch, von ihrem Leiden erlöst zu werden.
Was ist Sterbehilfe? Sterbehilfe bezieht sich auf die Unterstützung von Personen, die sterben möchten, durch medizinische oder andere Mittel, um den Tod herbeizuführen oder zu erleichtern. Die gesetzlichen Regelungen variieren weltweit stark.
Hinweis: Alle Angaben ohne Gewähr.
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