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Waffenruhe im Libanon: Hoffnungsschimmer oder Illusion?

Die US-Regierung meldet Fortschritte in den Verhandlungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah. Doch während Gespräche stattfinden, eskalieren die Angriffe – ein gefährliches Spiel um Frieden.

Im Ringen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz gibt es nach Angaben der US-Regierung Fortschritte. US-Außenminister Antony Blinken erklärte am Donnerstag, man habe "gute Fortschritte" erzielt. Gleichzeitig meldete die libanesische Nachrichtenagentur NNA mindestens zehn israelische Luftangriffe auf die südlichen Vororte Beiruts.

Blinken bekräftigte, dass eine angestrebte Vereinbarung auf der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats aus dem Jahr 2006 basieren müsse. Diese Resolution erlaubt nur den Einsatz von UN-Friedenstruppen und der libanesischen Armee im Grenzgebiet zu Israel. Die Hisbollah hat jedoch in den Jahren seit der Resolution in diesem Gebiet Präsenz gezeigt.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu empfing am Donnerstag US-Gesandte, die sich um die Vermittlung der Waffenruhe bemühen. Netanjahu pochte auf Sicherheitsgarantien für Israel. Der libanesische Regierungschef Nadschib Mikati äußerte nach einem Telefonat mit den US-Gesandten "vorsichtigen Optimismus" bezüglich einer bevorstehenden Waffenruhe. Auch der neue Hisbollah-Chef Naim Kassem zeigte sich in einer Fernsehansprache bereit für eine Feuerpause.

Ein von den USA vermittelter Plan sieht vor, dass sich die Hisbollah mindestens 30 Kilometer von der israelischen Grenze zurückzieht, während israelische Truppen abgezogen werden und die libanesische Armee die Grenzsicherung übernimmt. Der Libanon müsste zudem die Wiederbewaffnung der Hisbollah verhindern, während Israel die Garantie erhält, sich im Rahmen des Völkerrechts selbst verteidigen zu dürfen.

Trotz dieser diplomatischen Bemühungen berichtete die NNA von "massiven Zerstörungen" durch die Luftangriffe, die zahlreiche Gebäude in den Vororten zerstörten und Feuer auslösten. Aufnahmen zeigten Explosionen und Rauchwolken über den betroffenen Gebieten.

Thailands Außenminister erklärte, dass vier seiner Staatsbürger im Norden Israels durch Raketenangriffe aus dem Libanon getötet wurden. Berichten zufolge sind in Israel insgesamt fünf Menschen durch Raketenangriffe gestorben, darunter ausländische Arbeiter.

Die Chancen für eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah scheinen derzeit höher zu sein als für eine Feuerpause im Gazastreifen, wo die radikalislamische Hamas kein Interesse an einer temporären Pause hat, solange die Aggression fortgesetzt werden könnte.

Die Vermittlerländer USA, Ägypten und Katar hatten einen Vorschlag für eine mehrwöchige Waffenruhe im Gazastreifen unterbreitet, der auch einen Gefangenenaustausch beinhaltete. Der Konflikt im Gazastreifen wurde durch einen massiven Angriff der Hamas am 7. Oktober ausgelöst, auf den Israel mit umfangreichen militärischen Maßnahmen reagierte.

Die Hisbollah hatte nach dem Angriff der Hamas eine zweite Front gegen Israel eröffnet. In den letzten Wochen hat Israel seine Angriffe im Libanon intensiviert, einschließlich Bodeneinsätzen gegen Stellungen der Hisbollah.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von zehn Zivilisten, die bei israelischen Angriffen in der syrischen Region Kusseir getötet wurden. Israel erklärte, dass es Waffenlager und Hauptquartiere der Hisbollah angegriffen habe, die über Syrien Waffen einführen solle.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

Ein fragiler Frieden in Sicht?

Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass die diplomatischen Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah vorankommen. Doch die wiederholten Luftangriffe und die militärische Eskalation in der Region werfen Fragen auf. Wird es den Vermittlern gelingen, eine dauerhafte Lösung zu finden, oder stehen wir vor einem neuen Zyklus von Gewalt? In den kommenden Wochen könnte die Situation eskalieren, falls keine Einigung erzielt wird.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Antony Blinken?

Antony Blinken ist der derzeitige Außenminister der Vereinigten Staaten, der unter Präsident Joe Biden amtierte. Er spielt eine zentrale Rolle in der US-Außenpolitik und den diplomatischen Bemühungen im Nahen Osten.

Wer ist Benjamin Netanjahu?

Benjamin Netanjahu ist der Ministerpräsident Israels, bekannt für seine lange politische Karriere und seinen Einfluss auf die israelische Politik. Er ist ein prominenter Vertreter des Likud-Parteiprogramms und hat mehrere Amtszeiten als Ministerpräsident hinter sich.

Wer ist Naim Kassem?

Naim Kassem ist der stellvertretende Chef der Hisbollah, einer libanesischen schiitischen Militär- und politischen Organisation, die in den Konflikten im Nahen Osten eine bedeutende Rolle spielt.

Was ist die Hisbollah?

Die Hisbollah ist eine schiitische militant-islamistische Organisation im Libanon, die sich ursprünglich in den 1980er Jahren formierte, um gegen die israelische Besatzung im Südlibanon zu kämpfen. Sie wird von Israel und den USA als Terrororganisation eingestuft.

Foto: DEBBIE HILL / POOL

Hinweis: Alle Angaben ohne Gewähr.