Deutschlands größtes Buchhandelsunternehmen Thalia übernimmt den insolventen Online-Buchhändler buecher.de mit sofortiger Wirkung. Das Bundeskartellamt gab am Montag seine Zustimmung zur Übernahme, ebenso wie der Gläubigerausschuss von buecher.de, wie die beteiligten Unternehmen mitteilten. Die 34 Mitarbeitenden des Onlinehändlers sollen zu unveränderten Konditionen übernommen werden. Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.
Buecher.de war Teil der Weltbild-Gruppe, die im Juni Insolvenz anmelden musste. Der Onlinehändler folgte kurze Zeit später. Insolvenzverwalter Christian Plail bezeichnete die Übernahme durch Thalia als einen „großen Erfolg für buecher.de und die Gläubiger“. Thalia-Geschäftsführer Ingo Kretzschmar lobte das Onlineunternehmen als „hervorragende Ergänzung“. Kretzschmar erklärte weiter, buecher.de werde als Marke bestehen bleiben, da der Online-Buchhändler eine loyale Kundenbasis habe.
Thalia betreibt derzeit 394 eigene Buchhandlungen in Deutschland und Österreich und ist in der Schweiz mit etwa 60 Buchhandlungen der Orell Füssli Thalia zur Hälfte beteiligt. Mit rund 6800 Beschäftigten erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von über 1,9 Milliarden Euro.
Das Bundeskartellamt sieht keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken bei dieser Übernahme. Da Amazon weiterhin ein deutlich dominanterer Wettbewerber im Onlinebuchhandel sei, habe der Erwerb durch Thalia „keine wettbewerblichen Probleme erwarten“ lassen. Darüber hinaus stünden den Kunden zahlreiche Alternativen zur Verfügung, darunter unabhängige Buchhandlungen, andere Buchhandelsketten wie Hugendubel und der allgemeine Onlinehandel.
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OZD-Kommentar:
Thalia erweitert Marktmacht im deutschen Buchhandel
Die Übernahme von buecher.de durch Thalia ist ein deutliches Signal der Marktstärkung. Der insolvente Online-Buchhändler bleibt als Marke bestehen und rettet 34 Arbeitsplätze, doch für unabhängige Buchhandlungen und kleinere Online-Buchhändler wird der Wettbewerb zunehmend herausfordernder. Thalia positioniert sich durch diese Erweiterung klar gegen den Giganten Amazon, doch birgt die Konzentration auf wenige große Anbieter auch Risiken für die Buchvielfalt und das Angebot unabhängiger Titel. Die Konzentration auf größere Ketten könnte sich langfristig auf das Gesamtangebot und die Preisgestaltung im Buchhandel auswirken.
In den nächsten Monaten wird abzuwarten sein, ob Thalia weitere Übernahmen anstrebt, um seine Position gegenüber Amazon zu stärken. Gleichzeitig wird die Entwicklung im stationären Buchhandel spannend, da der Markt weiterhin mit neuen Herausforderungen im digitalen Zeitalter konfrontiert ist.
Biographien und Erklärungen
Wer ist Ingo Kretzschmar?
Ingo
Kretzschmar ist Geschäftsführer von Thalia, Deutschlands größtem
Buchhändler, und treibt seit Jahren das Wachstum und die Digitalisierung
des Unternehmens voran. Seine Vision umfasst eine enge Verzahnung von
Online- und Offline-Handel, um mit großen Wettbewerbern wie Amazon
mitzuhalten.
Was ist das Bundeskartellamt?
Das
Bundeskartellamt ist die oberste Wettbewerbsbehörde in Deutschland und
überwacht Markttransaktionen, um sicherzustellen, dass keine Monopole
oder marktbeherrschenden Strukturen entstehen. Sie hat die Übernahme von
buecher.de durch Thalia nach Prüfung genehmigt. Bundeskartellamt