Am Donnerstag, einen Tag nach seinem Wahlsieg, hat Donald Trump die erste wichtige Personalentscheidung für seine Amtszeit bekannt gegeben. Die 67-jährige Susie Wiles, die während des Wahlkampfs eine Schlüsselrolle als Wahlkampfstrategin spielte, wird die erste weibliche Stabschefin des Weißen Hauses in der Geschichte der USA.
„Susie ist zäh, klug, innovativ und wird allgemein bewundert und respektiert“, sagte Trump in einer Erklärung. „Es ist eine wohlverdiente Ehre, sie als erste weibliche Stabschefin zu haben. Sie wird weiterhin unermüdlich daran arbeiten, Amerika wieder großartig zu machen.“
Bereits bei seiner Siegesrede hatte Trump Wiles mit auf die Bühne geholt und scherzte, sie sei das „Eis-Baby“, da sie es gerne im Hintergrund halte. Der Schritt, Wiles in diese Schlüsselposition zu berufen, deutet darauf hin, dass Trump die Strategien und Dynamiken seines Wahlkampfs auch in die künftige Verwaltung übertragen möchte.
Biden ruft zur Versöhnung auf
Während Trump eine klare Abkehr von der Politik seines Vorgängers angekündigt hat, rief der scheidende Präsident Joe Biden die Nation zur Beruhigung auf. In einer Ansprache aus dem Weißen Haus betonte Biden, dass trotz der politischen Differenzen die Übergabe der Amtsgeschäfte friedlich und geordnet erfolgen werde. „Ich hoffe, dass wir einander nicht als Gegner, sondern als Mitbürger betrachten können“, sagte Biden und betonte, dass die USA am 20. Januar 2025 eine „friedliche Machtübergabe“ erleben würden.
Biden, der während des Wahlkampfs wiederholt vor Trumps Gefährdung der Demokratie warnte, zeigte sich optimistisch, dass der Übergang geordnet verlaufen werde. Gleichzeitig forderte er seine Anhänger dazu auf, nicht aufzugeben, auch wenn Trump eine radikale Abkehr von der bisherigen Politik der letzten Jahre anstrebe.
Brüche mit der Politik der letzten Jahre
Trump, der bei den US-Wahlen 2024 erneut gegen Kamala Harris gewonnen hatte, wird bereits vor seiner Vereidigung in der Außenpolitik klare Brüche signalisieren. In einem Interview mit NBC News deutete Trump an, dass er bereit sei, Gespräche mit Wladimir Putin zu führen, um den Ukraine-Krieg zu beenden. Trumps Politik in Bezug auf den Ukraine-Konflikt hatte während des Wahlkampfs für zahlreiche Spekulationen gesorgt. In Kiew gibt es nun große Befürchtungen, dass Trump als Gegner der US-Milliardenhilfen für die Ukraine den Konflikt mit Russland anders handhaben könnte als seine Vorgänger.
„Ich denke, wir werden sprechen“, sagte Trump über seine Bereitschaft, mit dem russischen Präsidenten zu reden, nachdem Putin ihm zu seinem Wahlsieg gratuliert hatte. Der Kreml-Chef hatte in einer Stellungnahme seine Bereitschaft für Gespräche mit Trump signalisiert, obwohl die russische Seite offiziell noch keine formelle Gratulation ausgesprochen hatte. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte zuvor erklärt, er wisse nichts von solchen Plänen und verwies darauf, dass Russland sich in einem „Krieg“ gegen die USA befinde.
Der Übergang und die politischen Spannungen
Der politische Übergang zwischen Biden und Trump erfolgt in einer von Spannungen geprägten Atmosphäre. 2020 hatte Trump eine geordnete Machtübergabe verweigert und die Lüge vom Wahlbetrug verbreitet, was schließlich zur Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger am 6. Januar 2021 führte. Diese Ereignisse hatten das Vertrauen in die demokratischen Institutionen der USA stark erschüttert. Diesmal scheint der Republikaner jedoch eher bereit zu sein, die formellen Schritte eines Machtwechsels einzuhalten.
Mit dem Übergang zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten wird Trump erneut die Gelegenheit haben, politische Schlüsselfunktionen neu zu besetzen, wobei es unklar ist, welche ehemaligen Mitarbeiter aus seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 in den kommenden Monaten zurückkehren werden. Angesichts des Widerstands vieler früherer Unterstützer dürfte Trump neue Berater und Minister ernennen, die stärker mit seiner Vision übereinstimmen.
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OZD-Kommentar:
„Trump 2.0: Mit Susie Wiles als Stabschefin ein neuer Kurs im Weißen Haus?“
Die Ernennung von Susie Wiles zur ersten weiblichen Stabschefin im Weißen Haus markiert einen bemerkenswerten Wendepunkt in der amerikanischen Politikgeschichte. Wiles, die als die treibende Kraft hinter Trumps Wahlkampfstrategie gilt, dürfte einen entscheidenden Einfluss auf die Struktur und Ausrichtung seiner kommenden Amtszeit haben. Ihr Aufstieg signalisiert nicht nur eine Fortsetzung von Trumps bisherigen politischen Zielen, sondern auch den Beginn eines neuen Kapitels, in dem politische Loyalität und pragmatische Führung im Vordergrund stehen könnten.
Doch die wahre Frage wird sein, wie weit Trump mit seiner Außenpolitik und der Beziehung zu Russland gehen wird. Wird er die traditionellen Allianzen der USA aufrechterhalten oder einen radikalen Bruch wagen? Es bleibt abzuwarten, wie sich Trumps Umgang mit der Ukraine und Putin in den kommenden Monaten entwickeln wird. Die ersten Entscheidungen könnten richtungsweisend für die Zukunft der internationalen Beziehungen der USA sein.
Biographien und Erklärungen
Wer ist Susie Wiles?
Susie Wiles ist eine erfahrene Wahlkampfstrategin und ehemalige Beraterin von Donald Trump während seiner ersten Wahlkampagne 2016. Sie spielte auch eine Schlüsselrolle in Trumps erfolgreichem Wahlkampf 2024. Ihre politischer Hintergrund umfasst sowohl die Arbeit auf Landesebene in Florida als auch im nationalen Kontext. Weitere Informationen auf der Website des Weißen Hauses.
Was ist der Übergang in der US-Politik?
Der Übergang bezeichnet den Zeitraum zwischen der Wahl eines neuen Präsidenten und seiner Vereidigung. Während dieser Zeit arbeiten das scheidende und das zukünftige Team zusammen, um einen reibungslosen Machtwechsel zu gewährleisten. Weitere Infos auf der Wikipedia-Seite zum US-Präsidentenübergang.
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