Zwei Tage nach dem Sieg des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump hat die US-Notenbank Fed eine erneute Zinssenkung bekanntgegeben. Der Leitzins wird um 0,25 Prozentpunkte gesenkt und bewegt sich nun in einer Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent, wie die Fed am Donnerstag in Washington mitteilte. Diese zweite Senkung folgt auf die Entscheidung im September, als der Leitzins erstmals seit vier Jahren gesenkt wurde.
Grund für diesen Schritt sind die zuletzt positiven Entwicklungen bei der Inflation und der Stabilität des Arbeitsmarktes. Die Inflation ist im September auf 2,1 Prozent gefallen und hat damit den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Jahren erreicht. Dies gibt der Fed Spielraum, die Wirtschaft durch eine Zinssenkung zu stützen, die günstige Kredite ermöglicht und Ausgaben fördert. Die Arbeitsmarktzahlen zeigen einen stabilen Markt, auch wenn das Wachstum bei Neueinstellungen zuletzt rückläufig war.
Die zweite Zinssenkung erfolgte kurz nach Trumps Ankündigung, die Unabhängigkeit der Zentralbank einzuschränken. Er strebt ein Mitspracherecht der Regierung bei der Fed-Politik an und kritisiert die Zentralbank für angebliche Fehlentscheidungen. „Die von der Regierung unabhängige US-Notenbank habe wiederholt falsche Entscheidungen getroffen,“ so Trump. Dies weckt Befürchtungen, dass die Fed künftig unter stärkeren politischen Einfluss geraten könnte.
Zudem stellte Trump klar, dass er das Mandat von Fed-Chef Jerome Powell nicht über das Jahr 2026 hinaus verlängern wolle. Trump wirft Powell vor, der Demokratischen Partei des abgewählten Präsidenten Joe Biden nahezustehen, obwohl Powell ursprünglich 2018 von Trump selbst ernannt wurde.
Finanzexperten betonen jedoch, dass die jüngste Entscheidung der Fed unabhängig von den Wahlen getroffen wurde. Die nächste Zinssitzung ist für Dezember angesetzt, kurz bevor Trump am 20. Januar offiziell das Präsidentenamt antritt. Die US-Zentralbank verfolgt laut eigenem Mandat das Ziel, durch eine ausgewogene Geldpolitik die Inflation zu regulieren und die Arbeitslosigkeit gering zu halten. Die aktuelle Senkung steht in diesem Kontext und wird als Maßnahme zur Stärkung der Wirtschaft interpretiert.
Die Zukunft der US-Wirtschaft könnte stark von der politischen Lage nach der Wahl beeinflusst werden. Die Republikanische Partei, die nun die Mehrheit im Senat erobert hat, könnte auch das Repräsentantenhaus verteidigen und Trump so umfassende Entscheidungsfreiheit gewähren. „Die Märkte mögen eine Machtteilung bei der Regierungsverantwortung als Mittel zur Ausgabenkontrolle und zur Begrenzung der Defizite,“ erklärte der Wirtschaftsexperte Jim Bullard. Die anhaltend hohe Staatsverschuldung ist nach Bullards Einschätzung ein Problem beider Parteien, da weder die Republikaner noch die Demokraten in jüngster Zeit Haushaltsdisziplin bewiesen haben.
OZD / ©AFP
OZD-Kommentar:
Zwischen Marktstabilität und politischem Einfluss
Die Fed agiert traditionell unabhängig, um die Wirtschaft objektiv zu regulieren. Doch die Forderungen von Trump nach Kontrolle über die Zentralbank könnten ein Risiko für diese Unabhängigkeit bedeuten. Ein direkter Einfluss der Regierung auf die Geldpolitik könnte die Fed-Entscheidungen in unsichere Fahrwasser führen, die Inflation fördern oder die Marktstabilität gefährden. Politische Einflussnahme, die kurzfristige wirtschaftliche Erfolge über langfristige Stabilität stellt, birgt erhebliche Risiken für die US-Wirtschaft und könnte die angestrebte Marktstabilität untergraben.
OZD-Prognose:
Es ist zu erwarten, dass Trump die Unabhängigkeit der Fed weiter in Frage stellen wird. Sollte er ein Mitspracherecht durchsetzen, könnten kurzfristig geldpolitische Entscheidungen folgen, die der US-Wirtschaft zunächst Aufschwung geben, aber langfristig Instabilitäten hervorrufen könnten. Experten beobachten die Entwicklung aufmerksam, insbesondere mit Blick auf die Sitzung im Dezember und Trumps Amtseinführung im Januar.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Jerome Powell?
Jerome Powell ist seit 2018 Vorsitzender der US-Zentralbank Fed. Er wurde ursprünglich von Donald Trump nominiert, geriet jedoch zuletzt in Konflikt mit dem Präsidenten, da Powell die Unabhängigkeit der Fed verteidigt. Die Position des Fed-Vorsitzenden ist ein Schlüsselfaktor für die Geldpolitik der USA. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Fed-Website.
Was ist die Federal Reserve (Fed)?
Die US-Notenbank Fed ist für die Geldpolitik in den USA zuständig. Ihre Aufgaben umfassen die Steuerung der Inflation, die Regulierung des Geldmarktes und die Sicherung der Preisstabilität. Die Fed ist unabhängig von der US-Regierung und agiert im Interesse der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes. Mehr dazu auf der Federal Reserve Webseite.
Hinweise: Alle Angaben ohne Gewähr. Empfehlen Sie uns oder diesen Artikel gerne weiter. OZD-News und Nachrichten zum Nachschlagen ohne Paywall!
Foto: AFP