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Unklare Ursachen: Seehundzahlen im Wattenmeer fallen seit vier Jahren

Im Wattenmeer verzeichnen Experten seit vier Jahren sinkende Seehundzahlen. Trotz leichtem Anstieg gegenüber 2023 bleibt die Population deutlich unter früheren Höchstwerten.

Eine aktuelle Zählung im Wattenmeer zeigt, dass der Seehundbestand weiterhin auf einem niedrigen Niveau bleibt, trotz eines leichten Anstiegs von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut Angaben des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats der Anrainerstaaten Deutschland, Niederlande und Dänemark leben derzeit rund 23.800 Seehunde in der Region. Doch die Zahlen liegen deutlich unter den Bestandswerten der Jahre 2012 bis 2020, was auf einen „langfristigen Rückgang“ hindeutet.

Zwischen 2003 und 2012 wuchs die Seehundpopulation im Wattenmeer stetig und stabilisierte sich bis 2020. Ab diesem Zeitpunkt begann ein Rückgang, der laut Experten nun bereits das vierte Jahr in Folge anhält. „Heute ist der Seehundbestand kleiner als vor zehn Jahren,“ berichtete das Wattenmeersekretariat.

Die genauen Ursachen für diesen Bestandsrückgang sind nach wie vor unklar. Krankheiten oder großflächige Abwanderungen wurden als „Hauptfaktoren“ ausgeschlossen. Stattdessen werden Faktoren wie zunehmende Konkurrenz um Nahrung und „menschliche Aktivitäten“ diskutiert. Weitere Forschung sei notwendig, um klare Schutzmaßnahmen entwickeln zu können, betonte das Sekretariat.

Die aktuelle Zählung vom August ergab im gesamten Wattenmeergebiet eine Seehundpopulation von 23.772 Tieren. Regional variierten die Entwicklungen: Während die Bestände in Dänemark um sechs Prozent und in den Niederlanden um zwei Prozent sanken, wuchsen sie in Deutschland teilweise an. Schleswig-Holstein verzeichnete einen Anstieg um sieben Prozent, Niedersachsen und Hamburg sogar um 14 Prozent. Ein Rückgang von 22 Prozent auf der Insel Helgoland betraf jedoch eine kleine Kolonie von nur 56 Tieren.

Besorgniserregend ist auch die separate Zählung der Jungtiere im Juni: Mit nur 8230 Jungtieren lag der Bestand um zwölf Prozent unter dem Vorjahresniveau. Experten führen diesen Rückgang auf eine sinkende Zahl fortpflanzungsfähiger Weibchen zurück, die auf die geringe Überlebensrate von Jungtieren in den letzten Jahren zurückzuführen sei.

Einst lebten Seehunde und Kegelrobben in großer Zahl in Nord- und Ostsee, wurden jedoch durch menschliche Einflüsse stark dezimiert. Intensive Schutzmaßnahmen seit den 1970er Jahren ermöglichten eine langsame Erholung der Bestände. Das Wattenmeer, das seit 2009 als Unesco-Weltnaturerbe gilt, erstreckt sich entlang der Küsten von Deutschland, den Niederlanden und Dänemark. Es steht unter gemeinsamem Schutz der drei Anrainerstaaten.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Gefährdung des Seehundbestands trotz jahrzehntelangem Schutz
Die sinkenden Seehundzahlen sind besorgniserregend, besonders angesichts der langen Bemühungen um den Schutz des Wattenmeeres. Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte dies langfristig auch andere Tierarten und das ökologische Gleichgewicht der Region beeinflussen. Die Ursachen des Rückgangs liegen jedoch größtenteils im Dunkeln. Der Einfluss des Menschen und mögliche Umweltbelastungen müssen dringend untersucht werden, um zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln und das Wattenmeer als Weltnaturerbe effektiv zu schützen.

Biographien und Erklärungen:

Was ist das Gemeinsame Wattenmeersekretariat?
Das Gemeinsame Wattenmeersekretariat koordiniert die Schutzbemühungen im Wattenmeer und wird von den Anrainerstaaten Deutschland, Dänemark und den Niederlanden betrieben. Das Sekretariat fördert die Forschung und den Schutz der Region und arbeitet dabei eng mit den drei Nationalstaaten zusammen. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Website des Wattenmeersekretariats.

Was ist das Wattenmeer?
Das Wattenmeer erstreckt sich entlang der Nordseeküsten von Deutschland, den Niederlanden und Dänemark und ist das größte zusammenhängende System aus Wattlandschaften weltweit. Seit 2009 gehört es zum UNESCO-Weltnaturerbe. Es ist ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tierarten, darunter Seehunde und Kegelrobben, und steht unter dem Schutz der Anrainerstaaten. Mehr dazu auf der Wikipedia-Seite zum Wattenmeer.

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Foto: AFP