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Klimaschutz auf der Kippe: Streit um 1,3 Billionen Dollar bei COP29

Ein neuer Entwurf zur internationalen Klimafinanzierung bei COP29 fordert jährlich 1,3 Billionen Dollar für den Klimaschutz. Doch der Streit zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern ist noch lange nicht beigelegt.

Bei der UN-Klimakonferenz COP29 in Baku wurde ein neuer Entwurf zur Klimafinanzierung vorgelegt, der für die Entwicklungsländer mindestens 1,3 Billionen Dollar jährlich für Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels vorsieht. Doch trotz konkreter Vorschläge bleibt der Weg zu einer endgültigen Einigung steinig. Die Verhandlungen zwischen den fast 200 beteiligten Ländern könnten noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Der neue Entwurf für Klimafinanzierung
Der neue 34-seitige Entwurf, der am Mittwoch in Baku veröffentlicht wurde, legt konkrete Finanzierungsoptionen vor, die den enormen Bedarf der Entwicklungsländer abdecken sollen. Die am wenigsten entwickelten Länder, vor allem in Afrika, fordern mindestens 220 Milliarden Dollar jährlich, um sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und den Klimaschutz voranzutreiben. Besonders kleine Inselstaaten, die durch den Anstieg des Meeresspiegels gefährdet sind, bestehen auf 39 Milliarden Dollar jährlich.

Der Entwurf schlägt drei Optionen für die Bereitstellung der notwendigen Mittel vor. Die erste Option sieht vor, dass die Unterstützung ausschließlich von den Industrieländern kommt – eine Forderung der Entwicklungsländer. Die zweite Option spiegelt die Position der Industrieländer wider, die eine breitere Verantwortung, einschließlich reicherer Schwellenländer wie China, fordern. Die dritte Variante schlägt einen Kompromiss vor, der beide Seiten berücksichtigen soll.

Die Reaktionen der Entwicklungsländer
Ein erster Entwurf für eine Vereinbarung war bereits vor der COP29 ausgearbeitet worden, jedoch wurde er von den Entwicklungsländern als zu stark von den Interessen der Industriestaaten geprägt abgelehnt. Besonders die Frage der gerechten Verteilung der finanziellen Mittel sorgte für heftige Diskussionen. „Der neue Text enthält mehr konkrete Optionen für eine Einigung, aber es gibt noch viele offene Fragen“, sagte Friederike Röder von der Organisation Global Citizen.

Die Entwicklungsländer drängen darauf, dass die Industriestaaten ihre Finanzierungszusagen in ausreichender Höhe einhalten, um den globalen Süden beim Klimaschutz und der Anpassung an die Klimafolgen zu unterstützen. Die geplanten 1,3 Billionen Dollar jährlich sollen dabei helfen, die bestehenden Defizite zu beheben. Experten schätzen, dass insgesamt mindestens eine Billion Dollar pro Jahr benötigt werden, um die Klimakrise im globalen Süden zu bekämpfen.

Industriestaaten und Schwellenländer – Ein zäher Kompromiss
Die Industrieländer haben sich in der Frage der Klimafinanzierung in der Vergangenheit zurückhaltend gezeigt. Auch in Baku fordern sie, dass nicht nur sie selbst, sondern auch reichere Schwellenländer wie China ihren Beitrag leisten sollten. Die zweite Option des Entwurfs geht auf diese Forderung ein, indem sie die Finanzierung auf eine breitere Gruppe von Geberländern ausweitet. Doch die Entwicklungsländer lehnen diese Option ab, da sie der Ansicht sind, dass die Industrieländer eine besondere Verantwortung tragen.

Die dritte Option, die einen Kompromiss darstellt, sieht vor, dass sowohl Industrieländer als auch Schwellenländer zu den Finanzierungsbemühungen beitragen – allerdings bleibt unklar, wie diese Lastenteilung konkret umgesetzt werden soll.

Die Bedeutung einer langfristigen Lösung
Die Klimafinanzierung steht im Zentrum der diesjährigen Konferenz, da sie für die Umsetzung der globalen Klimaziele entscheidend ist. Ohne ausreichende Mittel können viele Entwicklungsländer den Klimawandel nicht erfolgreich bekämpfen und sich nicht an seine Auswirkungen anpassen. Der Entwurf enthält auch spezifische Ziele für die am wenigsten entwickelten und am meisten gefährdeten Länder, doch die Verhandlungen müssen noch weiter präzisiert werden.

„Es gibt noch immer ungelöste Fragen, etwa in Bezug auf die klare Definition der Klimafinanzierung und eine transparente Überwachung der Gelder“, sagte David Waskow von der Denkfabrik World Resources Institute (WRI). Für die kommenden Tage ist zu erwarten, dass die Verhandlungsführer die verbleibenden Streitpunkte aufgreifen und versuchen werden, eine Einigung zu erzielen.

Ausblick und mögliche Szenarien
Mit Blick auf die Zukunft sind die Verhandlungen in Baku noch längst nicht abgeschlossen. Die offiziellen Gespräche sollen bis zum 22. November dauern, doch wie bei vielen UN-Klimakonferenzen könnte die Einigung auch über den ursprünglichen Zeitrahmen hinaus verzögert werden. Das Ziel ist es, einen finanziellen Rahmen für die Zeit nach 2025 zu schaffen, der den globalen Klimaschutz sichert und gleichzeitig die gerechte Verteilung der Lasten zwischen den Ländern gewährleistet.

Zitate:
„Der neue Text enthält mehr konkrete Optionen für eine Einigung über die Gesamtsumme sowie spezifische Ziele für die am wenigsten entwickelten oder am meisten verwundbaren Länder.“ – Friederike Röder, Global Citizen

„Die Verhandlungsführer müssen nun daran arbeiten, den Entwurf auf einige wenige Schlüsselentscheidungen zu reduzieren, um eine Einigung zu erzielen.“ – David Waskow, World Resources Institute (WRI)

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:
„COP29: Klimafinanzierung – Ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit“

Die Verhandlungen zur Klimafinanzierung bei COP29 zeigen einmal mehr die Unvereinbarkeit der Interessen zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern. Während die reichen Länder argumentieren, dass auch Schwellenländer wie China zur Finanzierung des Klimaschutzes beitragen sollten, fordern die Entwicklungsländer mehr Verantwortung und eine fairere Lastenverteilung. Eine Einigung ist dringend notwendig, denn ohne ausreichend finanzielle Mittel wird der globale Süden kaum in der Lage sein, den Klimawandel zu bekämpfen. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob ein ehrlicher Kompromiss gefunden werden kann – oder ob die Verhandlungen erneut an den Differenzen scheitern.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Friederike Röder?
Friederike Röder ist eine Expertin für internationale Entwicklungszusammenarbeit und Klimafinanzen. Sie arbeitet für die Organisation Global Citizen und setzt sich für gerechte Klimapolitik und den Ausbau der Klimafinanzierung zugunsten der Entwicklungsländer ein. Offizielle Website: www.globalcitizen.org

Was ist das World Resources Institute (WRI)?
Das World Resources Institute ist eine internationale Denkfabrik, die sich auf Umweltfragen, Nachhaltigkeit und Klimaschutz spezialisiert hat. WRI arbeitet mit Regierungen, Unternehmen und NGOs zusammen, um Lösungen für dringende globale Herausforderungen zu entwickeln. Offizielle Website: www.wri.org


Alle Angaben ohne Gewähr.

Foto: AFP