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Explosion der Spannungen: Grossi trifft sich mit dem Iran – Kommt es zum großen Showdown?

IAEA-Chef Rafael Grossi reist nach Teheran, um mit Iran führenden Politikern über das Atomprogramm zu verhandeln. Die geopolitische Lage spitzt sich zu – könnte der Iran erneut der internationale Zankapfel werden?

Teheran – 14. November 2024 – Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, ist zu einem brisanten Besuch in Teheran eingetroffen. Ein Treffen mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi steht auf der Agenda, ebenso wie Gespräche mit dem Leiter der iranischen Atomorganisation, Mohammad Eslami. Laut der iranischen Nachrichtenagentur Irna sollen die Gespräche „mit den führenden Atom- und politischen Verantwortlichen des Landes“ fortgesetzt werden, um die schwierigen Fragen rund um das iranische Atomprogramm zu klären.

Dieser diplomatische Vorstoß kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Nur eine Woche nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl – einem Umstand, der die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den USA und dem Iran weiter verschärfen könnte. Grossi selbst warnte am Dienstag, dass die „Spielräume beginnen sich zu verengen“. Er betonte die Notwendigkeit, diplomatische Lösungen zu finden, um einen noch tiefergehenden Konflikt zu vermeiden.

Historische Belastungen und geopolitische Risse

Die historische Belastung zwischen dem Iran und den westlichen Mächten ist nach wie vor greifbar. Im Jahr 2015 hatte das Atomabkommen zwischen dem Iran und den Weltmächten (USA, China, Russland, Großbritannien, Frankreich, Deutschland) einen scheinbar sicheren Ausweg aus der Krise geboten. Doch als die USA unter Donald Trump aus dem Abkommen austraten, begann sich das fragile Gleichgewicht zu zerlegen. Der Iran seinerseits reduzierte schrittweise seine eigenen Verpflichtungen, was die Situation weiter anheizte.

„Die Spielräume beginnen sich zu verengen“, warnte Grossi am Dienstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Es sei zwingend notwendig „Wege zu finden, um zu diplomatischen Lösungen zu gelangen“. Diese Worte fallen vor dem Hintergrund der drohenden Eskalation im Nahen Osten – und den zunehmenden Spannungen zwischen Teheran und Tel Aviv.

Die militärische Bedrohung wächst

Der iranische Präsident Massud Peseschkian, der seit Juli im Amt ist, hat sich wiederholt für eine Wiederbelebung des Atomabkommens ausgesprochen. Doch die geopolitischen Fronten sind härter geworden. Besonders im Hinblick auf den israelisch-iranischen Konflikt zeigt sich, wie dünn das Eis unter den diplomatischen Verhandlungen ist. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz erklärte unlängst, der Iran sei „mehr denn je von Angriffen auf seine Atomanlagen bedroht“. Mehrere israelische Politiker haben in den letzten Monaten einen Angriff auf iranische Atomanlagen gefordert.

Doch US-Medien berichten, dass diese Option aufgrund von Bedenken in Washington nicht weiterverfolgt wurde. Der diplomatische Druck auf den Iran wird also nicht nur aus den USA und Israel ausgeübt, sondern auch innerhalb des Landes wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation.

Ein Blick in die Zukunft

Grossis diplomatische Bemühungen im Iran stehen unter keinem guten Stern. Es wird vermutet, dass die USA unter einer erneuten Präsidentschaft von Trump die harten Sanktionen gegen Teheran weiter verschärfen werden. Gleichzeitig könnte die iranische Führung in den kommenden Monaten versuchen, den Druck zu erhöhen – sowohl politisch als auch militärisch. Das Atomabkommen könnte dabei der Schlüssel zur Stabilisierung der Region bleiben. Doch die Aussichten auf eine rasche Lösung erscheinen gering .

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:
„Die Uhr tickt – Warum ein neuer Atomkonflikt unausweichlich scheint“

In den kommenden Wochen dürfte die geopolitische Spannung rund um den Iran weiter steigen. Sollte Donald Trump tatsächlich wieder ins Weiße Haus einziehen, ist mit einer Verschärfung der US-Politik zu rechnen, was zu noch größeren Spannungen führen könnte. Der Iran wird sich kaum zurückziehen, zumal sein politisches Überleben an der Wahrung des Atomprogramms hängt. Grossis Besuch könnte daher der letzte diplomatische Versuch sein, einen offenen Konflikt zu verhindern – doch der Ausgang bleibt ungewiss.

Biographien und Erklärungen

Wer ist Rafael Grossi?
Rafael Mariano Grossi (*1959) ist ein argentinischer Diplomat und seit 2019 Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Er ist bekannt für seine diplomatischen Bemühungen, um die internationale Zusammenarbeit im Bereich der nuklearen Sicherheit zu stärken und atomare Nichtverbreitung zu fördern. Weitere Informationen: IAEA

Wer ist Abbas Araghtschi?
Abbas Araghtschi (*1960) ist ein iranischer Diplomat und Außenminister der Islamischen Republik Iran. Zuvor war er der Chefunterhändler Irans bei den Atomgesprächen, die 2015 zum internationalen Atomabkommen führten. Weitere Informationen: Iranisches Außenministerium

Was ist die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA)?
Die IAEA ist eine internationale Organisation, die 1957 gegründet wurde, um die friedliche Nutzung von Kernenergie zu fördern und die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern. Weitere Informationen: IAEA-Website


Alle Angaben ohne Gewähr.

Foto: AFP