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UN verurteilt Angriffe im Libanon auf Friedensmission – Wer trägt die Verantwortung?

Nach den jüngsten Angriffen auf die UN-Friedensmission im Libanon fordert der UN-Sicherheitsrat sofortige Maßnahmen zum Schutz der Blauhelme. Doch wer steckt hinter den Attacken, die mehrere Soldaten verletzten?

Der UN-Sicherheitsrat hat sich erneut besorgt über die zunehmende Gewalt im Libanon geäußert und die jüngsten Angriffe auf die UN-Friedensmission im Land (Unifil) verurteilt. In einer Erklärung am Mittwoch zeigte sich der Rat entsetzt über die Vorfälle am 7. und 8. November, bei denen mehrere Blauhelmsoldaten verletzt wurden. Ungeachtet der ernsten Situation blieb der UN-Sicherheitsrat vage in seiner Darstellung der Verantwortlichen, ohne genaue Angaben zu den Tätern zu machen. Es wurde lediglich betont, dass „alle Parteien“ die Sicherheit des Unifil-Personals und -Geländes gewährleisten müssten.

„Die Friedenstruppen dürfen nie Ziel eines Angriffs sein“, heißt es in der Erklärung. Die UN drückte ihre „volle Unterstützung“ für die Unifil aus und mahnte gleichzeitig zu einem sofortigen Stopp der Gewalt. Der Sicherheitsrat zeigte sich zudem besorgt über das Leid der Zivilbevölkerung und die Schäden an der Infrastruktur im Libanon, die durch die laufenden Konflikte zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz weiterhin verschärft werden.

Erneute Angriffe auf Blauhelme

Die Unifil, die seit 1978 im Libanon stationiert ist, hat nach der Verschärfung der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hisbollah im Oktober eine Reihe von Vorfällen gemeldet. Mehr als 30 solcher Zwischenfälle, bei denen Unifil-Soldaten verletzt oder Einrichtungen beschädigt wurden, wurden seitdem dokumentiert. Von diesen Vorfällen wird die israelische Armee in rund 20 Fällen als verantwortlich gemacht.

Am 7. November wurden fünf Blauhelme bei einem israelischen Angriff auf ein Auto nahe eines Kontrollpostens im Süden des Libanon leicht verletzt. Einen Tag später warf Unifil der israelischen Armee vor, einen Stützpunkt vorsätzlich und direkt beschädigt zu haben. Die Angriffe werfen einen Schatten auf die bereits angespannten Beziehungen zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah, die immer wieder militärische Auseinandersetzungen an der Grenze hervorrufen.

Der aktuelle Konflikt und seine geopolitischen Implikationen

Die aktuellen Spannungen im Libanon sind Teil eines größeren geopolitischen Spiels, bei dem der Iran und seine Verbündeten, insbesondere die Hisbollah, eine immer größere Rolle spielen. Auch die israelischen Militäraktionen in der Region haben das fragile Gleichgewicht weiter destabilisiert. Ein vollständiger Rückzug der Hisbollah aus der Grenzregion, wie es die UN-Resolution 1701 nach dem Libanonkrieg von 2006 vorsieht, wurde bislang nicht umgesetzt. Stattdessen hat die Miliz ihre Präsenz trotz der internationalen Vereinbarungen aufrecht erhalten.

Die Unifil hat in dieser Situation eine schwierige Rolle als neutrale Friedenswächterin eingenommen, die nicht nur mit militärischen Angriffen konfrontiert ist, sondern auch mit der Herausforderung, die territoriale Integrität des Libanon zu wahren und gleichzeitig die Sicherheit ihrer eigenen Truppen zu gewährleisten.

Internationale Beteiligung und die Rolle Europas

Die Unifil-Mission ist eine der größten Friedensmissionen der Vereinten Nationen und umfasst mehr als 10.000 Soldaten und Zivilkräfte aus verschiedenen Ländern. Zu den stärksten Beitragsländern gehören Italien, Spanien und Frankreich. Die Bundeswehr beteiligt sich mit einem maritimen Einsatzverband, der den Waffenschmuggel auf dem Seeweg unterbinden soll.

Der UN-Sicherheitsrat hat nun erneut den Druck auf alle Parteien erhöht, die Sicherheit der Friedenstruppen zu garantieren und die Gewalt gegen sie sofort zu beenden. Sollte sich die Gewaltspirale weiterdrehen, könnten die internationalen Bemühungen, den Frieden in der Region zu sichern, weiter scheitern.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:
„Der Libanon als geopolitisches Schlachtfeld – Wie lange bleibt die UN-Mission ungeschoren?“

Die UN-Friedensmission im Libanon steht unter enormem Druck. Die jüngsten Angriffe auf die Blauhelme verdeutlichen die prekäre Lage in einem Land, das mehr denn je als geopolitisches Schlachtfeld fungiert. Während die internationale Gemeinschaft ihre Besorgnis äußert und erneut zur Ruhe mahnt, wächst die Gefahr, dass der Libanon noch tiefer in den Strudel eines regionalen Krieges gerät. Sollte sich die Situation weiter zuspitzen, könnte die Unifil-Mission in einer noch gefährlicheren Lage sein – und die Hoffnungen auf eine friedliche Lösung schwinden.

Biographien und Erklärungen

Wer ist die UN-Friedensmission im Libanon (Unifil)?
Die UNIFIL-Mission (United Nations Interim Force in Lebanon) wurde 1978 ins Leben gerufen, um die Grenze zwischen Libanon und Israel zu überwachen und den Frieden im Land nach dem libanesischen Bürgerkrieg zu sichern. Die Mission umfasst mehr als 10.000 Soldaten und zivile Kräfte aus verschiedenen Nationen, die eng mit der libanesischen Armee zusammenarbeiten. Weitere Informationen: UNIFIL

Was ist die UN-Resolution 1701?
Die Resolution 1701 wurde nach dem Libanonkrieg von 2006 verabschiedet und fordert einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah sowie den Rückzug aller ausländischen Kämpfer und die Entwaffnung der Hisbollah. Die Resolution legt zudem fest, dass nur UNIFIL- und libanesische Truppen im Grenzgebiet zwischen Libanon und Israel stationiert sein dürfen. Weitere Informationen: UN Resolution 1701


Alle Angaben ohne Gewähr

Foto: AFP