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Joachim Löw hadert mit sich selbst: ‚Ich hätte nach der WM 2018 aufhören sollen

Joachim Löw zeigt sich selbstkritisch: Im Rückblick bezeichnet er es als Fehler, nach dem historischen WM-Aus 2018 nicht als Bundestrainer aufgehört zu haben. Der einstige Weltmeister-Coach sieht den Moment als verpasst, Platz für neue Impulse zu schaffen.

Joachim Löw hat im Nachgang an seine Ära als Bundestrainer eingeräumt, dass er nach dem Vorrunden-Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland hätte zurücktreten sollen. "Ja, auf jeden Fall. Das war sicherlich ein Fehler", erklärte der 64-Jährige am Sonntagabend bei SWR Sport. Nach dem historischen Scheitern hätte er den Weg für einen Neuanfang freimachen müssen. „Es wäre sicherlich besser gewesen“, fügte er hinzu.

Das Gruppen-Aus 2018 war der Tiefpunkt einer ansonsten äußerst erfolgreichen Amtszeit Löws, die 2006 begann und 2021 endete. Unter seiner Leitung erreichte die deutsche Nationalmannschaft bei jedem großen Turnier mindestens das Halbfinale – bis zum Debakel in Russland. Der Höhepunkt seiner Karriere war der Gewinn des WM-Titels 2014 in Brasilien, als Deutschland nach einem legendären 7:1 gegen Gastgeber Brasilien im Finale Argentinien besiegte.

Dennoch blieb Löw nach dem Turnier 2018 im Amt. "Wir haben uns verantwortlich gefühlt", sagte der ehemalige Bundestrainer und erklärte, warum er zusammen mit dem damaligen Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff weitermachte: "Wir müssen irgendwie den Karren wieder aus dem Dreck ziehen." Im Nachhinein bewertet Löw diese Entscheidung als falsch. „Spätestens dann wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, um aufzuhören“, räumte er ein.

Löw führte die deutsche Mannschaft schließlich noch zur verschobenen Europameisterschaft 2021, wo das Team im Achtelfinale gegen England ausschied. Erst danach beendete er seine Zeit als Bundestrainer – nach 15 Jahren und zahlreichen Erfolgen, aber auch den bitteren Lektionen der letzten Turniere.

OZD-Kommentar

Löws späte Selbsterkenntnis: Ein Rücktritt zur rechten Zeit

Joachim Löws Eingeständnis, nach der WM 2018 nicht zurückgetreten zu sein, wirft ein Schlaglicht auf die oft schwierige Entscheidung, den richtigen Zeitpunkt für einen Abschied zu finden. Der einstige Erfolgstrainer wollte Verantwortung übernehmen und den sportlichen Schaden reparieren – eine nachvollziehbare, aber rückblickend unglückliche Wahl.

Das WM-Aus 2018 hatte die Glaubwürdigkeit und den Glanz der deutschen Nationalmannschaft schwer beschädigt. Der erneute Versuch, die Mannschaft zur EM 2021 zu führen, brachte keine Wende, sondern verdeutlichte den Bedarf an frischen Impulsen, die Löw selbst später als notwendig erkannte.

Löws Einsicht kommt spät, aber sie zeigt Größe. Seine Worte könnten künftigen Trainern als Mahnung dienen, frühzeitig Raum für Veränderungen zu schaffen. Der DFB steht nun unter Bundestrainer Julian Nagelsmann vor einer ähnlichen Herausforderung: Mit der Heim-EM 2024 bietet sich eine einmalige Chance, das verlorene Vertrauen der Fans zurückzugewinnen. Der Schlüssel dazu wird jedoch sein, nicht nur auf alte Erfolgsrezepte zu setzen, sondern sich an den Erfordernissen der Gegenwart zu orientieren.

Biographien und Erklärungen

Wer ist Joachim Löw?
Joachim Löw (*1960) war von 2006 bis 2021 Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft. Unter seiner Leitung gewann das Team die Weltmeisterschaft 2014 und den Confederations Cup 2017. Löw gilt als Architekt des modernen deutschen Offensivfußballs. Weitere Informationen finden Sie auf seiner offiziellen Seite beim DFB.

Wer ist Oliver Bierhoff?
Oliver Bierhoff (*1968) war Nationalmannschaftsmanager von 2004 bis 2022. Er organisierte die Rahmenbedingungen für die Erfolge der deutschen Mannschaft, darunter den WM-Titel 2014. Bierhoff trat nach der WM 2022 von seinem Amt zurück. Details zu seiner Karriere finden Sie auf Wikipedia.

Was ist die FIFA-Weltmeisterschaft?
Die FIFA-Weltmeisterschaft ist das wichtigste internationale Fußballturnier, das alle vier Jahre stattfindet. Organisiert von der FIFA, nehmen Nationalteams aus aller Welt teil. Weitere Informationen gibt es auf der FIFA-Seite.