In einer eindringlichen Botschaft hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) beim Start der UN-Klimakonferenz in Baku zur Intensivierung des Klimaschutzes aufgerufen. „Wir wissen, dass wir alles dafür tun müssen, um auf den 1,5 Grad-Pfad zu kommen“, schrieb Baerbock auf der Plattform X. Jedes Zehntelgrad zähle, betonte sie, bevor sie krankheitsbedingt geplante Reden und Termine absagen musste.
Der Hauptfokus der COP29 liegt auf der Neuordnung der globalen Klimafinanzierung. Baerbock versprach, dass Deutschland und Europa verlässliche Partner bleiben. Zugleich mahnte sie mehr Verantwortung von großen Emittenten wie China oder den Golfstaaten an: „Auch neue große Emittenten müssen ihren Beitrag leisten – sowohl bei der Reduzierung der Treibhausgase als auch bei der Klimafinanzierung.“
Die Industriestaaten verhandeln über eine Erhöhung ihrer Zahlungen an Entwicklungsländer auf 200 bis 300 Milliarden Dollar jährlich. Der Bedarf ist unbestritten, doch Forderungen nach 1,3 Billionen Dollar wiesen Baerbock und die deutsche Delegation als unrealistisch zurück.
„Es ist völlig unrealistisch, dass Gelder in Billionenhöhe aus den Haushalten der Industrieländer kommen“, erklärte die deutsche Klimabeauftragte Jennifer Morgan. Stattdessen setzt Deutschland auf „innovative Finanzinstrumente“, etwa Abgaben auf die Gewinne der fossilen Energiewirtschaft oder Einnahmen aus der Luft- und Seefahrt.
Neben der Finanzierung steht die Abkehr von fossilen Energieträgern und die Reduktion von Treibhausgasemissionen im Fokus. Deutschland und die EU bemühen sich um Koalitionen mit ambitionierten Entwicklungsländern wie Kenia und kleinen Inselstaaten, die besonders stark von den Folgen der Erderwärmung betroffen sind.
Baerbock warnte, dass sich die Klimakrise nicht an nationale Grenzen oder Wahltermine halte. Trotz schwieriger Verhandlungen appellierte sie an die Weltgemeinschaft, aufeinander zuzugehen: „Nur gemeinsam wird es vorangehen.“
OZD-Kommentar:
„Klimapolitik: Ein Balanceakt zwischen Ehrgeiz und Realismus“
Die COP29 zeigt erneut, wie schwer die globale Einigung im Kampf gegen den Klimawandel ist. Annalena Baerbocks Forderung nach einem fairen Lastenausgleich ist richtig – doch auch ein Signal der Kompromissbereitschaft an die Entwicklungsländer wäre notwendig.
Die Erwartungen sind enorm: Billionenbeträge, Abkehr von fossilen Energieträgern und globale Klimakoalitionen. Doch die Realität bleibt komplex. Besonders die Einbindung von China und den Golfstaaten wird entscheidend sein. Beide gelten als große Emittenten und könnten durch freiwillige Beiträge und ambitionierte Klimaziele eine Vorreiterrolle einnehmen.
Die Zukunft wird zeigen, ob die Weltgemeinschaft die Herausforderung annimmt oder ob die ambitionierten Pläne erneut an der Umsetzung scheitern.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Annalena Baerbock?
Annalena
Baerbock ist seit 2021 Bundesaußenministerin Deutschlands und Mitglied
der Grünen. Sie setzt sich besonders für Klimapolitik und Menschenrechte
ein.
Was ist die COP29?
Die COP29 ist die 29.
UN-Klimakonferenz, die 2024 in Baku, Aserbaidschan, stattfindet. Ziel
ist es, neue Strategien und Finanzierungsmodelle für den globalen
Klimaschutz zu erarbeiten. Mehr Informationen: Offizielle Website der UN-Klimakonferenzen.
Alle Angaben ohne Gewähr.
Titelbild AFP
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