Nach dem Einsatz der neuartigen russischen Mittelstreckenrakete "Oreschnik" hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine klare Reaktion der Weltgemeinschaft gefordert. Er bezeichnete den Raketenangriff als "offensichtliche und ernsthafte Steigerung der Brutalität dieses Krieges" und drängte die internationale Gemeinschaft, endlich konsequent zu handeln.
Russlands Eskalation mit neuer Rakete
Am Donnerstagmorgen kam die experimentelle Hyperschallrakete "Oreschnik" bei einem Angriff auf die ukrainische Stadt Dnipro zum Einsatz. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte, die Rakete könne auch mit atomaren Sprengköpfen ausgestattet werden. Der Angriff erfolgte, nachdem die Ukraine erstmals von den USA und Großbritannien gelieferte Raketen mit größerer Reichweite gegen russisches Territorium eingesetzt hatte.
Putin nannte den Einsatz der Rakete eine "Antwort auf die westliche Eskalation". Mit dem Einsatz westlicher Raketen habe der Konflikt "Elemente eines globalen Charakters" angenommen, warnte der Kreml-Chef.
Selenskyj: "Die Welt muss reagieren"
Selenskyj kritisierte die bisherige Zurückhaltung der internationalen Gemeinschaft scharf. "Im Moment gibt es keine starke Reaktion der Welt", erklärte der ukrainische Präsident in Onlinenetzwerken. Am Dienstag wird der Nato-Ukraine-Rat auf Initiative Kiews über die Bedrohung durch die neue Rakete beraten.
Scholz bleibt bei Besonnenheit
Bundeskanzler Olaf Scholz nannte den Einsatz der "Oreschnik"-Rakete eine "furchtbare Eskalation", hält jedoch an seiner Entscheidung fest, keine Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. "Besonnenheit und klare Unterstützung der Ukraine müssen zusammenkommen", betonte er. Deutschland werde keine Waffen liefern, die "weit ins russische Territorium hineinschießen können".
Reaktionen aus der Nato und China
Die Nato erklärte, die neue russische Waffe werde "weder den Verlauf des Konflikts ändern noch die Entschlossenheit der Nato-Verbündeten, die Ukraine zu unterstützen". Auch ein US-Regierungsvertreter äußerte, dass die Rakete keinen "game changer" im Krieg darstelle.
China hingegen rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. "Alle Parteien sollten ruhig bleiben und auf eine Deeskalation der Situation hinarbeiten", erklärte das Außenministerium in Peking.
Russlands Offensive schreitet voran
Während die internationale Gemeinschaft über den Raketenangriff diskutiert, meldet Russland Fortschritte im Osten der Ukraine. Verteidigungsminister Andrej Beloussow erklärte, die russische Armee habe Kiews beste Einheiten "zerstört" und rücke zunehmend vor. Besonders rund um die Städte Pokrowsk, Kurachowe und Kupiansk steht die ukrainische Armee unter großem Druck.
Quellenangabe:
OZD / ©AFP
Kommentar-Titel: "Eskalation am Limit"
Kommentar:
Der
Einsatz der "Oreschnik"-Rakete markiert eine gefährliche Eskalation im
Ukraine-Krieg. Putin zeigt erneut, dass er vor keiner Provokation
zurückschreckt. Selenskyjs Forderung nach einer stärkeren
internationalen Reaktion ist berechtigt, doch was kann die Welt tun?
Die Nato muss jetzt klare Signale senden, dass sie trotz Putins Drohungen geschlossen hinter der Ukraine steht. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass der Konflikt ohne direkte Gespräche mit Russland nicht zu lösen sein wird. Eine Balance zwischen militärischer Unterstützung und diplomatischer Deeskalation zu finden, ist die größte Herausforderung für die internationale Gemeinschaft.
Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr
Selenskyj (*1978) ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Der ehemalige
Schauspieler und Komiker wurde nach der russischen Invasion im Februar
2022 zur zentralen Figur des ukrainischen Widerstands. Mehr über Selenskyj
Was ist die Oreschnik-Rakete?
Die
Oreschnik-Rakete ist eine experimentelle Hyperschallrakete Russlands,
die sowohl mit konventionellen als auch atomaren Sprengköpfen
ausgestattet werden kann. Sie gilt als hochmanövrierbar und schwer
abzufangen.
Alle Angaben ohne Gewähr.
Titelbild/Foto: AFP