Innerhalb von 48 Stunden wurden in der Ostsee zwei Unterseekabel beschädigt: ein Telekommunikationskabel zwischen Deutschland und Finnland sowie ein Kabel zwischen Schweden und Litauen. Die Vorfälle sorgen für diplomatische Spannungen und rücken ein chinesisches Schiff ins Zentrum der Ermittlungen.
Die 2001 gebaute „Yi Peng 3“, die der chinesischen Firma Ningbo Yipeng Shipping gehört, befand sich laut der Schiffsortungsseite Marinetraffic in der Nähe des beschädigten Kabels Cinia C-Lion1 zwischen Rostock und Helsinki. Ein Sprecher des finnischen Unternehmens Cinia bestätigte den Defekt südlich der schwedischen Insel Ölland.
Ermittlungen laufen – Verdacht auf Sabotage
Die finnische und schwedische Polizei untersuchen die Vorfälle wegen Verdachts auf Sabotage. Europäische Politiker vermuten eine gezielte Aktion im Kontext eines „hybriden Krieges“, bei dem Russland und möglicherweise auch China involviert sein könnten.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) äußerte, dass von Sabotage auszugehen sei. Die Regierungschefs Dänemarks und Schwedens schlossen sich dieser Einschätzung an. Der chinesische Außenminister wies hingegen jegliche Verantwortung entschieden zurück.
Schwedische Küstenwache bleibt wachsam
Die schwedische Küstenwache überwacht die „Yi Peng 3“, die derzeit im Kattegat vor Anker liegt. „Wir können bestätigen, dass wir mit einem unserer größten Schiffe vor Ort sind“, erklärte ein Sprecher. Sobald das Schiff ablegt, wird es weiter beobachtet.
Europäische Behörden prüfen mögliche Szenarien, darunter ungewollte Schäden durch Ankerbewegungen oder gezielte Sabotageakte. Derweil laufen technische Inspektionen der Kabel, um die genaue Ursache der Schäden festzustellen.
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OZD-Kommentar:
Ostsee-Sabotage – Geopolitisches Pulverfass
Die mutmaßlichen Sabotageakte in der Ostsee werfen ein Licht auf die fragilen Infrastrukturen Europas und die wachsenden Spannungen mit Russland und China. Sollte sich der Verdacht gegen die „Yi Peng 3“ erhärten, droht eine Eskalation.
Die Nähe der Vorfälle zu Russlands Einflussbereich und die strategische Bedeutung der Kabel lassen einen politischen Hintergrund plausibel erscheinen. Zudem verstärken solche Ereignisse den Druck auf Europa, die Sicherheit kritischer Infrastrukturen zu erhöhen.
Prognose: In den kommenden Wochen dürften die Ermittlungen intensiver werden, möglicherweise begleitet von Sanktionen oder diplomatischen Verwerfungen. Der Fall wird die internationale Debatte über hybride Kriegsführung weiter anheizen.
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Boris Pistorius?
Boris Pistorius ist seit Januar 2023 Bundesverteidigungsminister Deutschlands. Zuvor war er Innenminister von Niedersachsen. Pistorius ist SPD-Mitglied und bekannt für seine klare Haltung in Sicherheitsfragen. Mehr dazu auf der offiziellen Seite des Bundesverteidigungsministeriums.
Was ist das Cinia C-Lion1?
Das Cinia C-Lion1 ist ein Unterwasserkabel, das Deutschland mit Finnland verbindet und für die Telekommunikation sowie Datenübertragung essenziell ist. Weitere Informationen auf Wikipedia.
Was ist ein „hybrider Krieg“?
Hybrider Krieg bezeichnet den Einsatz nichtmilitärischer Mittel, wie Cyberangriffe oder Sabotage, zur Destabilisierung eines Gegners. Es handelt sich um eine moderne Form der Kriegsführung, die physische und digitale Angriffe kombiniert.
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