Nach zähen Verhandlungen hat die UN-Klimakonferenz in Baku einen neuen Rahmen für die internationale Klimafinanzierung beschlossen. Bis 2035 sollen Industriestaaten jährlich mindestens 300 Milliarden Dollar für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen bereitstellen. Das entspricht einer Verdreifachung der bisherigen Zahlungen. Doch Entwicklungsländer und Umweltorganisationen kritisieren den Beschluss scharf und bezeichnen ihn als unzureichend.
Während der Konferenz hatten Entwicklungsländer eine jährliche Unterstützung von 1,3 Billionen Dollar gefordert. Diese Summe wurde zwar als langfristige Zielgröße erwähnt, jedoch ohne konkrete Angaben zur Finanzierung. Indische Unterhändler sprachen von einer „dürftigen“ Einigung, während die afrikanische Verhandlungsgruppe die Ergebnisse als „zu wenig und zu spät“ bezeichnete.
Auch Umweltorganisationen wie Oxfam und Brot für die Welt äußerten scharfe Kritik. „Die beschlossene Unterstützung wird den wachsenden Bedarfen der einkommensschwachen Länder im Kampf gegen die Klimakrise nicht gerecht“, erklärte Jan Kowalzig von Oxfam.
Ein weiterer Streitpunkt war der fehlende Fortschritt bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen. Beschlüsse zur Senkung des Treibhausgasausstoßes und zur Verdreifachung erneuerbarer Energien wurden auf das nächste Jahr vertagt. Kritik kam insbesondere von den kleinen Inselstaaten, die einen „Rückschritt“ beklagten. Vertreter Chiles, Kanadas und der Schweiz schlossen sich dem an.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zeigte sich enttäuscht: „Mit Blick auf das 1,5-Grad-Ziel sind die Ergebnisse nicht genug.“ Sie machte den „Widerstand von wenigen“ und Machtspiele von Öl- und Gasstaaten verantwortlich.
Die Konferenz beschloss dennoch einen Prozess zur Weiterentwicklung der Klimafinanzierung: die „Baku to Belém roadmap“. Dieser soll bis zur nächsten Klimakonferenz 2024 in Brasilien konkrete Wege zur Finanzierung der ambitionierten Ziele aufzeigen.
UN-Klimasekretär Simon Stiell zeigte sich verhalten optimistisch: „Kein Land hat alles bekommen, was es wollte. Aber der Beschluss markiert den Beginn einer neuen Ära.“
Während US-Präsident Joe Biden die Einigung zur Klimafinanzierung als „bedeutenden Schritt“ lobte, sprachen Vertreter von Greenpeace und anderen Organisationen von einem „skandalösen“ Einfluss fossiler Interessen. Die Konferenz endete mit rund eineinhalb Tagen Verspätung und hinterließ eine tief gespaltene globale Klimapolitik.
Quellenangabe
OZD / ©AFP
OZD-Kommentar:
Klimakrise vertagt: Baku enttäuscht die Weltgemeinschaft
Die UN-Klimakonferenz in Baku hat erneut gezeigt, wie sehr die globale Klimapolitik von Partikularinteressen und fossilen Lobbys beeinflusst wird. Während eine Verdreifachung der Klimafinanzierung als Fortschritt verkauft wird, bleibt sie weit hinter den tatsächlichen Bedürfnissen zurück.
Besonders alarmierend ist das Versagen beim Fortschritt in der Abkehr von fossilen Brennstoffen. Hier zeigt sich, wie sehr einzelne Staaten – unterstützt von fossilen Interessen – die dringend notwendige Transformation blockieren.
Die „Baku to Belém roadmap“ mag Hoffnung wecken, doch die Zeit drängt. Mit jedem vertagten Beschluss wird das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels unwahrscheinlicher. Ohne einen radikalen Kurswechsel droht die Klimakrise unaufhaltsam zu eskalieren.
Biographien und Erklärungen
Wer ist Annalena Baerbock?
Annalena
Baerbock, geboren 1980, ist seit Dezember 2021 Außenministerin
Deutschlands und Mitglied der Grünen. Sie setzt sich intensiv für
Klimaschutz und internationale Zusammenarbeit ein. Weitere Informationen
finden Sie auf Annalena Baerbocks offizieller Website.
Was ist die UN-Klimakonferenz?
Die
UN-Klimakonferenz (COP) ist ein jährliches Treffen der Vertragsstaaten
der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Sie dient dazu,
globale Maßnahmen gegen den Klimawandel zu koordinieren. Mehr auf Wikipedia.
Was ist das 1,5-Grad-Ziel?
Das
1,5-Grad-Ziel ist ein Kernpunkt des Pariser Klimaabkommens. Es soll
sicherstellen, dass die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen
Zeit auf maximal 1,5 Grad Celsius begrenzt wird, um die schlimmsten
Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden.
Alle Angaben ohne Gewähr.
Titelbild/Foto: AFP
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