Ein Amtsgericht in Hamburg hat am Montag einen 28-jährigen Mann zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Der Mann hatte zwischen 2019 und 2022 heimlich unbekleidete Kinder und junge Frauen in Umkleidekabinen von Schwimmbädern fotografiert.
Nach den Feststellungen des Gerichts schob der Täter sein Handy unter die Trennwände der Umkleidekabinen und fertigte Aufnahmen an, ohne dass die Betroffenen dies bemerkten. Insgesamt wurde der Mann in fünf Fällen wegen Herstellung und Besitzes kinderpornografischer Inhalte sowie in elf weiteren Fällen wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch unbefugte Bildaufnahmen schuldig gesprochen.
Neben der Bewährungsstrafe muss sich der Verurteilte einer Sexualtherapie unterziehen und dem Gericht regelmäßig Nachweise über deren Verlauf vorlegen. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, dass er keine weiteren Straftaten begeht.
Die Taten fanden über einen Zeitraum von drei Jahren statt, zwischen 2019 und 2022. Der Täter nutzte die Umkleidebereiche von Schwimmbädern in Hamburg, um seine Opfer heimlich zu fotografieren. Wie die Behörden auf den Täter aufmerksam wurden, bleibt unklar, doch die Anklagepunkte basieren auf umfangreichem Beweismaterial, das im Zuge der Ermittlungen sichergestellt wurde.
Das Urteil, das auf Bewährung basiert, sorgt in der Öffentlichkeit für gemischte Reaktionen. Während die Verteidigung auf Rehabilitierung setzt, kritisieren manche die Strafe als zu milde angesichts der Schwere der Taten.
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OZD-Kommentar:Bewährungsstrafe für schwere Vergehen: Ein Urteil, das Nachdenken erfordert
Das Hamburger Gericht hat mit seiner Entscheidung, den Täter zu einer Bewährungsstrafe zu verurteilen, eine klare Botschaft gesendet: Der Fokus liegt auf der Rehabilitierung des Täters durch Therapie. Doch bei Straftaten, die so schwer in die Privatsphäre und die Würde von Kindern und Frauen eingreifen, stellt sich die Frage, ob diese Konsequenz ausreichend ist.
Bewährungsstrafen sollen eine Chance auf Wiedereingliederung bieten, doch sie dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass solche Taten keine harten Konsequenzen nach sich ziehen. Gerade im digitalen Zeitalter, in dem Bilder leicht verbreitet werden können, muss der Schutz von Kindern und Frauen höchste Priorität haben.
Die Verpflichtung zur Sexualtherapie ist ein richtiger Schritt. Dennoch bleibt die Frage, ob ein härteres Urteil nicht angemessener gewesen wäre, um eine stärkere abschreckende Wirkung zu erzielen. Die öffentliche Debatte über den Umgang mit derartigen Vergehen zeigt, dass hier ein gesellschaftlicher Konsens noch nicht erreicht ist.
Biographien und ErklärungenWas ist Herstellung kinderpornografischer Inhalte?
Dieser
Straftatbestand umfasst die bewusste Anfertigung von Aufnahmen, die
sexuelle Darstellungen von Minderjährigen zeigen. Er wird in Deutschland
gemäß § 184b StGB verfolgt und gilt als schweres Vergehen.
Was ist eine Sexualtherapie?
Sexualtherapie
ist eine psychologische Behandlung, die darauf abzielt, sexuelle
Verhaltensmuster zu analysieren und problematische Neigungen zu
kontrollieren. Sie wird oft bei Sexualstraftätern angeordnet, um
Rückfälle zu vermeiden.
Was sind unbefugte Bildaufnahmen?
Unbefugte
Bildaufnahmen, gemäß § 201a StGB, umfassen das Fotografieren von
Personen in geschützten Bereichen wie Umkleidekabinen ohne deren
Zustimmung.
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