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Geheime Verhandlungen: Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah in greifbarer Nähe?

Internationale Akteure drängen auf eine Einigung, doch Kritiker warnen vor den Konsequenzen. Wird diese Chance genutzt?

Eine Feuerpause im Visier

Die Lage im Nahen Osten könnte vor einer entscheidenden Wendung stehen: Israel und die Hisbollah stehen laut Berichten kurz vor einer Einigung auf eine Waffenruhe im Libanon. Das israelische Sicherheitskabinett will am Dienstag über den möglichen Deal entscheiden, wie aus Regierungskreisen bekannt wurde.

John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, bestätigte, dass die Verhandlungen Fortschritte gemacht haben: „Nichts ist getan, bis alles getan ist.“ Parallel erklärte Frankreich, es gebe „bedeutende Fortschritte“. Das Abkommen könnte eine 60-tägige Übergangsphase vorsehen, in der beide Seiten ihre Streitkräfte zurückziehen, während die libanesische Armee die Region übernimmt.

Internationale Unterstützung und Kritik

US-Präsident Joe Biden beobachtet die Entwicklungen genau und steht in engem Kontakt mit Sondergesandtem Amos Hochstein, der zuletzt die Region bereist hat. Frankreich und die EU verstärkten ihre diplomatischen Bemühungen, auch G7-Vorsitz Italien zeigte sich optimistisch.

Doch nicht alle teilen diesen Optimismus. Der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir bezeichnete die geplante Waffenruhe als „historische Fehlentscheidung“. Für viele Bewohner im Norden Israels bleibt die Rückkehr in ihre Heimat trotz eines Abkommens fraglich.

Ein fragiles Gleichgewicht

Seit dem Großangriff der Hamas im Oktober eröffnete die Hisbollah eine zweite Front gegen Israel. Der Konflikt hat Hunderttausende vertrieben und weitere Eskalationen ausgelöst. Ob eine Feuerpause langfristigen Frieden bringen kann, bleibt ungewiss. Kritiker warnen, dass die Hisbollah sich trotz eines Abkommens wieder bewaffnen könnte – ähnlich wie nach dem Waffenstillstand von 2006.

Die Kämpfe dauern derweil an. Am Montag meldete die israelische Armee 25 Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon, während die Hisbollah mindestens 30 Raketen auf Israel abfeuerte. Die humanitären Folgen sind verheerend, mit Dutzenden Toten auf beiden Seiten.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

„Waffenruhe – Friedenschance oder Scheinfrieden?“

Ein Abkommen zwischen Israel und der Hisbollah wäre ein diplomatischer Erfolg. Doch wie nachhaltig kann eine Feuerpause sein, solange die Hisbollah bewaffnet bleibt? Kritiker wie Sicherheitsminister Ben Gvir könnten recht behalten, dass eine Waffenruhe lediglich eine Atempause ist, bevor die nächste Eskalation folgt. Die internationale Gemeinschaft muss sicherstellen, dass die Vereinbarung mehr ist als ein symbolischer Akt. Sollte die Umsetzung scheitern, droht ein erneuter Flächenbrand in der Region.

Biographien und Erklärungen

Itamar Ben Gvir: Israels umstrittener Sicherheitsminister und Kritiker der geplanten Waffenruhe. Er gilt als Hardliner in der israelischen Politik. Offizielle Website.

Amos Hochstein: US-Sondergesandter für Nahostverhandlungen, der maßgeblich an den Gesprächen beteiligt ist.

Was ist die Hisbollah?

Die Hisbollah ist eine schiitisch-islamistische Miliz und Partei im Libanon, die vom Iran unterstützt wird. Sie wird von vielen Staaten, darunter den USA und der EU, als Terrororganisation eingestuft. Wikipedia-Link.


Alle Angaben ohne Gewähr.

Foto: AFP