Donald Trump hat seine protektionistischen Pläne nach seinem Wahlsieg im November klar umrissen. Mit Zöllen von 25 Prozent auf Importe aus Mexiko und Kanada sowie zehn Prozent auf chinesische Waren will der designierte Präsident seine „America First“-Agenda durchsetzen. Dabei beruft er sich auf die Bekämpfung der Opioid-Krise und die Eindämmung illegaler Einwanderung. Diese Maßnahmen könnten jedoch weitreichende Konsequenzen für den globalen Handel haben, warnten Experten. Besonders Europa und Deutschland sollten sich auf die neue Realität einer protektionistischen Handelspolitik einstellen, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Dienstag.
Habeck betonte, dass Trumps Zölle innerhalb einer Freihandelszone wie der zwischen den USA, Mexiko und Kanada erhebliche Konsequenzen hätten. Diese Entscheidungen rüttelten an den Grundlagen des internationalen Handels, den die westlichen Demokratien seit Jahrzehnten auf Stabilität und Kooperation aufgebaut hätten. Auch Julian Hinz vom Kiel Institut für Weltwirtschaft zeigte sich alarmiert: Zölle gegen Mexiko und Kanada, die wichtigsten Handelspartner der USA, seien ein Bruch mit den bisherigen Handelsabkommen und ein Vorzeichen für eine aggressive Handelspolitik, die auch die EU treffen könnte.
Die deutsche Exportwirtschaft reagiert vorerst abwartend. Das Geschäftsklima im Exportsektor verbesserte sich laut Ifo-Institut leicht, während Unternehmen noch unklar ist, welche Teile von Trumps Ankündigungen tatsächlich umgesetzt werden. Dennoch sank die Aktie des transatlantisch tätigen Autokonzerns Stellantis deutlich, da Zölle die Verlagerung von Produktionsstätten unwirtschaftlich machen könnten. Auch deutsche Hersteller wie VW, BMW und Mercedes verzeichneten an der Börse Kursverluste.
Die Förderbank KfW senkte bereits ihre Wachstumsprognose für Deutschland im Jahr 2025 auf 0,5 Prozent – ein deutlicher Rückgang gegenüber den zuvor geschätzten 1,0 Prozent. Grund seien absehbare Belastungen für die Exportwirtschaft durch Trumps drohende Handelspolitik. Besonders für die Automobilindustrie, ein Kernsektor der deutschen Wirtschaft, könnten diese Zölle erhebliche Auswirkungen haben, wenn die EU in Trumps Handelskonflikte hineingezogen wird.
Hinz und andere Handelsexperten raten der EU, proaktiv zu reagieren. Ein sektorales Handelsabkommen zwischen der EU und den USA könnte kurzfristig die wirtschaftlichen Schäden begrenzen und das Vertrauen in die transatlantischen Beziehungen stärken. Gleichzeitig müsse Europa seine Handelsbeziehungen diversifizieren, etwa durch die rasche Ratifizierung des Mercosur-Abkommens mit Südamerika.
Die protektionistische Wende der USA ist kein neues Phänomen, doch die Schärfe von Trumps Maßnahmen und die Geschwindigkeit ihrer Umsetzung könnten eine Eskalation auslösen, die sowohl den USA als auch ihren Handelspartnern schadet. Für die EU bedeutet dies, dass sie sich strategisch neu positionieren muss, um wirtschaftliche Verluste zu minimieren und ihre Handelsbeziehungen widerstandsfähiger zu machen.
OZD / ©AFP
OZD-Kommentar:Trump greift an – die EU darf nicht zurückweichen
Donald
Trump kehrt mit voller Wucht zu seiner „America First“-Politik zurück.
Seine angekündigten Zölle gegen Mexiko, Kanada und China sind nicht nur
ein Angriff auf die Handelspartner der USA, sondern ein Signal, dass er
die transatlantischen Beziehungen weiter untergraben will. Für Europa
und insbesondere Deutschland ist dies eine klare Warnung: Es reicht
nicht mehr, abzuwarten, welche Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden.
Die Zeit für eine klare, entschlossene Handelsstrategie ist jetzt. Was macht der Kanzler?
Trumps Vorgehen, Zölle innerhalb einer Freihandelszone wie der USMCA zu verhängen, zeigt, wie wenig ihm internationale Abkommen bedeuten. Die EU muss sich darauf vorbereiten, dass auch sie ins Visier geraten könnte. Ein sektorales Handelsabkommen mit den USA mag kurzfristig die Wogen glätten, doch Europa muss sich langfristig unabhängiger machen. Der Ausbau der Handelsbeziehungen mit anderen Partnern, etwa den Mercosur-Staaten, ist nicht mehr nur eine Option – es ist eine Notwendigkeit.
Die deutsche Wirtschaft, deren Wohlstand stark vom Export abhängt, darf die Risiken nicht unterschätzen. Während die Börsen bereits auf Trumps Ankündigungen reagieren, bleibt die Bundesregierung bislang zu zurückhaltend. Habeck hat recht, wenn er betont, dass die internationale Handelsordnung brüchig wird. Doch Worte allein werden nicht ausreichen, um die Auswirkungen von Trumps Protektionismus zu mildern. Die EU muss mit Stärke reagieren, um zu verhindern, dass sie zum nächsten Ziel von Trumps aggressiver Handelspolitik wird.
Wie die Börse reagiert
An der Wall Street zeigten sich die Anleger zunächst verunsichert. Der S&P 500 Index, der die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen abbildet, verzeichnete leichte Verluste. Insbesondere Aktien von Unternehmen mit hoher Exportquote oder Produktionsstätten in den betroffenen Ländern standen unter Druck. Beispielsweise gaben die Aktien von Automobilherstellern und Technologieunternehmen nach, da sie potenziell von den neuen Zöllen betroffen sein könnten.
Europa:
In Europa reagierten die Börsen ebenfalls negativ auf die Nachrichten aus den USA. Der deutsche Leitindex DAX wurde am Dienstag mit Verlusten erwartet, beeinflusst durch die Ankündigung der neuen US-Zölle. Am Wochenanfang stieg der DAX um 0,4 Prozent auf 19.405 Punkte, angetrieben durch die Ernennung von Scott Bessent zum Finanzminister in Trumps zukünftiger Regierung, was auch ein Rekordhoch an der Wall Street bewirkte. Zusätzlich achten Anleger auf Wirtschaftsdaten aus den USA während der verkürzten Thanksgiving-Woche, einschließlich des US-Verbrauchervertrauens und der Mitschriften der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank. Auch wird der Quartalsbericht von Dell erwartet, der vermutlich positive Effekte aus dem andauernden KI-Boom widerspiegeln wird.
Besonders betroffen waren europäische Unternehmen mit starkem Exportgeschäft in die USA oder Produktionsstätten in den betroffenen Ländern. Die Aktienkurse von Automobilherstellern wie Volkswagen, BMW und Daimler gaben nach, da sie potenziell von den neuen Zöllen betroffen sein könnten.
Insgesamt zeigen die Reaktionen an den Börsen, dass die Marktteilnehmer die angekündigten protektionistischen Maßnahmen mit Sorge betrachten und mögliche negative Auswirkungen auf den internationalen Handel und die globalen Lieferketten befürchten.
Biographien und ErklärungenWer ist Donald Trump?
Donald
Trump, designierter Präsident der USA, verfolgt eine protektionistische
Handelspolitik, die auf Zöllen und der Bevorzugung heimischer Produkte
basiert. In seiner ersten Amtszeit hatte er das NAFTA-Abkommen durch
USMCA ersetzt.
Was ist USMCA?
USMCA (United
States-Mexico-Canada Agreement) ist das Handelsabkommen, das NAFTA
ersetzte. Es regelt den Handel zwischen den USA, Mexiko und Kanada.
Was ist das Mercosur-Abkommen?
Das
Mercosur-Abkommen ist ein Handelsvertrag zwischen der EU und den
südamerikanischen Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay und
Paraguay). Es zielt darauf ab, den Handel zwischen den Regionen zu
fördern.
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Titelbild: AFP