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Ein Einsehen: Volkswagen zieht sich aus Chinas Uiguren-Region Xinjiang zurück

Volkswagen verlässt Xinjiang: Ende eines Kapitels voller Kontroversen

Volkswagen hat seinen Rückzug aus der umstrittenen Region Xinjiang in Nordwestchina bekannt gegeben. Das Werk in Urumqi sowie Teststrecken in Turpan und Anting wurden „aus wirtschaftlichen Gründen“ an chinesische Käufer übergeben, erklärte der Konzern am Mittwoch in Peking. VW war seit Jahren wegen seiner Präsenz in der Region in der Kritik, da dem Autokonzern vorgeworfen wurde, von der staatlichen Unterdrückung und Überwachung der uigurischen Minderheit zu profitieren.

Seit 2013 betrieb Volkswagen zusammen mit seinem chinesischen Partner SAIC das Werk in Urumqi. Während der Autokonzern stets beteuerte, keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen in seinen Standorten in Xinjiang gefunden zu haben, räumten externe Prüfer Schwierigkeiten bei der Datenerhebung ein. Besonders die Teststrecke in Turpan stand im Fokus, nachdem Berichte nahelegten, dass beim Bau Zwangsarbeit eingesetzt worden sein könnte.

Im Februar kündigte Volkswagen nach einem Bericht des „Handelsblatt“ eine erneute Überprüfung seiner Aktivitäten in Xinjiang an. Diese Entscheidung fiel wenige Monate, nachdem sich der Chemiekonzern BASF aus der Region zurückgezogen hatte. Nun hat VW das Werk in Urumqi an das chinesische Unternehmen Shanghai Motor Vehicle Inspection Center verkauft. Dabei sei der Erhalt der 170 Arbeitsplätze vor Ort ein wichtiges Kriterium gewesen, betonte der Konzern.

Während der Rückzug aus Xinjiang als strategischer Schritt dargestellt wird, steht Volkswagen unter Druck, sein Image in Bezug auf Menschenrechte zu verbessern. Chinas Regierung weist sämtliche Vorwürfe der Überwachung und Unterdrückung von Minderheiten zurück und rechtfertigt ihr Vorgehen in Xinjiang mit dem Kampf gegen Extremismus.

Volkswagen setzt gleichzeitig auf eine langfristige Zukunft in China. Das Joint Venture mit SAIC, das ursprünglich bis 2030 lief, wurde bis 2040 verlängert. „China ist ein Innovationstreiber für autonomes Fahren und Elektro-Mobilität“, erklärte VW-China-Chef Ralf Brandstätter. Mit der neuen Vereinbarung wolle der Konzern seine Integration in das chinesische Ökosystem intensivieren, um von der technologischen Dynamik zu profitieren.

Dennoch bleibt der Rückzug aus Xinjiang ein heikles Thema. Während Volkswagen beteuert, die Entscheidung habe wirtschaftliche Gründe, wird der Schritt von vielen Beobachtern als Reaktion auf die anhaltende Kritik an den Menschenrechtsverletzungen in der Region interpretiert. Der Konzern steht nun vor der Herausforderung, seinen Ruf zu schützen und gleichzeitig die immense Bedeutung des chinesischen Marktes für seine Zukunft zu nutzen.

OZD / ©AFP


OZD-Kommentar:

VW zieht sich zurück – doch wie glaubwürdig ist der Schritt wirklich?

Volkswagen hat sich endlich aus der umstrittenen Region Xinjiang zurückgezogen. Doch die Begründung, dies geschehe „aus wirtschaftlichen Gründen“, wirkt angesichts des massiven Drucks durch Menschenrechtsorganisationen und westliche Medien mehr als fragwürdig.

Die Präsenz von VW in Xinjiang war über Jahre ein Symbol für die moralischen Kompromisse, die westliche Unternehmen für den Zugang zum chinesischen Markt eingehen. Trotz zahlreicher Berichte über Zwangsarbeit und Unterdrückung der uigurischen Minderheit hielt der Konzern an seinem Werk in Urumqi fest – mit Verweis auf interne Überprüfungen, die keine Menschenrechtsverletzungen feststellen konnten. Doch wie glaubwürdig ist eine solche Überprüfung in einem System, das jede unabhängige Kontrolle unmöglich macht?

Die Wahrheit ist: Volkswagen hat lange gezögert, sich dieser Kontroverse zu stellen. Erst der öffentliche Druck und die Negativschlagzeilen – verstärkt durch den Rückzug anderer westlicher Unternehmen wie BASF – scheinen den Konzern zu diesem Schritt gezwungen zu haben. Doch der gleichzeitige Ausbau des Joint Ventures mit SAIC zeigt, dass VW keineswegs bereit ist, die lukrativen Chancen des chinesischen Marktes aufs Spiel zu setzen. Stattdessen wird der Fokus auf Elektromobilität und autonomes Fahren verlagert – Bereiche, die von der Innovationskraft Chinas profitieren sollen.

Der Rückzug aus Xinjiang ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber er wirft auch Fragen auf. Kann ein Unternehmen, das jahrzehntelang die Augen vor Menschenrechtsverletzungen verschlossen hat, nun plötzlich glaubwürdig für ethische Standards einstehen? VW muss beweisen, dass dies mehr ist als eine PR-Strategie, und zeigen, dass wirtschaftliche Interessen nicht über moralische Verantwortung stehen.


Biographien und Erklärungen

Was ist Xinjiang?
Die Region Xinjiang liegt im Nordwesten Chinas und ist Heimat der muslimischen Uiguren. Chinas Regierung wird vorgeworfen, dort systematische Unterdrückung, Zwangsarbeit und Überwachung durchzuführen.

Wer ist SAIC?
SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) ist ein chinesischer Staatskonzern und einer der größten Automobilhersteller des Landes. SAIC ist seit 40 Jahren Partner von Volkswagen in China.

Was ist die strategische Neuausrichtung von VW?
Volkswagen setzt verstärkt auf Elektromobilität und autonomes Fahren, insbesondere in China, das als einer der Vorreiter in diesen Bereichen gilt.

Alle Angaben ohne Gewähr. 

Foto: AFP