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Hunter Biden begnadigt: Ein familiärer Akt oder politisches Manöver?

US-Präsident Joe Biden hat überraschend seinem Sohn Hunter eine Begnadigung erteilt, obwohl er stets betonte, nicht in die juristischen Angelegenheiten seines Sohnes einzugreifen. Die Entscheidung sorgt für Aufsehen und politische Spannungen kurz vor dem Ende seiner Amtszeit.

US-Präsident Joe Biden hat seinen Sohn Hunter Biden begnadigt, obwohl er immer wieder versichert hatte, sich nicht in die rechtlichen Probleme seines Sohnes einzumischen. Diese Entscheidung, die kurz vor Ende seiner Amtszeit getroffen wurde, hat für Kontroversen gesorgt. Biden erklärte am Sonntag, dass "keine vernünftige Person, die die Fakten im Zusammenhang mit Hunter prüft, zu einer anderen Schlussfolgerung kommen kann, als dass Hunter gezielt herausgepickt wurde – nur weil er mein Sohn ist, und das ist falsch".

Hunter Biden war im Juni 2023 schuldig gesprochen worden, bei einem Waffenkauf über seinen Drogenkonsum gelogen zu haben. Dies stellte eine Straftat dar, ebenso wie seine Steuerhinterziehung, zu der er sich im September bekannten. Die Strafmaßverkündung stand zu diesem Zeitpunkt noch aus. Dem 54-Jährigen drohten aufgrund der Waffensache bis zu 25 Jahre Haft und im Steuerprozess bis zu 17 Jahre. Hunter hatte inzwischen seine Steuerschulden beglichen, doch die juristische Ungewissheit blieb.

Trotz dieser belastenden Entwicklungen hatte Joe Biden immer wieder betont, dass er nicht in die Entscheidungen des Justizministeriums eingreifen werde. Eine Sprecherin des Weißen Hauses hatte noch im September versichert, dass keine Begnadigung für Hunter Biden erfolgen würde. Doch Biden erklärte nun, dass er "sein Wort gehalten" habe und dass die strafrechtlichen Ermittlungen gegen seinen Sohn ungerechtfertigt und politisch motiviert seien.

Biden argumentierte, dass die Ermittlungen gegen Hunter von politischen Gegnern im Kongress initiiert worden seien, um ihn persönlich zu diskreditieren und seiner Wahl entgegenzuwirken. Er betonte, dass er an das Justizsystem glaube, doch er sei der Ansicht, dass "die raue Politik diesen Prozess infiziert habe" und zu einem "Fehlurteil" geführt habe.

Die rechtlichen Probleme von Hunter Biden waren über die letzten Jahre immer wieder ein politisches Druckmittel gegen Joe Biden. Die republikanischen Gegner des Präsidenten nutzten die Verfahren, um die Familie Biden als ein kriminelles Netzwerk darzustellen, das die politische Macht zur Bereicherung ausgenutzt habe. Diese Attacken verstärkten sich besonders, als Joe Biden seine Wahlkampfstrategie fokussierte und nun nach dem Ende seiner Präsidentschaft weiter zu einem umstrittenen Thema werden könnte.

Im Kontrast dazu steht die Situation von Bidens politischem Rivalen, dem designierten Präsidenten Donald Trump. Trotz seiner eigenen rechtlichen Auseinandersetzungen, darunter mehrere Strafverfahren und eine Verurteilung im Schweigegeldprozess, geht Trump weitgehend straffrei aus. Während zwei der vier Verfahren gegen ihn eingestellt wurden, liegt ein weiteres auf Eis, und im Fall der Kapitol-Erstürmung kündigte Trump an, Verurteilte an seinem ersten Amtstag zu begnadigen.

Hunter Biden selbst äußerte sich am Sonntag in einer Erklärung, in der er versicherte, sein Leben "dem widmen zu wollen, was ich mir wieder aufgebaut habe, um anderen zu helfen, die immer noch leiden". Der 54-Jährige, ein Anwalt, Geschäftsmann und Lobbyist, hatte 2021 in seiner Autobiografie über seine Drogenabhängigkeit und die persönlichen Belastungen nach dem Tod seines Bruders Beau im Jahr 2015 berichtet.

Die Entscheidung von Joe Biden, seinem Sohn Hunter zu begnadigen, stellt ihn vor eine politische Zerreißprobe, insbesondere in einer Zeit, in der die Familie Biden durch die zahlreichen Angriffe der Republikaner ohnehin schon stark unter Druck steht.

OZD / ©AFP

Kommentar:

Biden und die schwierige Balance zwischen Familie und Politik

Joe Bidens Entscheidung, seinen Sohn Hunter zu begnadigen, wirft nicht nur juristische, sondern vor allem politische Fragen auf. Der Präsident steht vor der Herausforderung, den Anschein zu erwecken, dass seine politischen Entscheidungen nicht von familiären Bindungen beeinflusst werden. Doch diese Entscheidung könnte genau das Gegenteil bewirken. Kritiker werfen ihm vor, dass er sich zu einem unhaltbaren Moment in die Justizvorgänge eingemischt hat, was den ohnehin schon schwelenden Verdacht, dass politisch motivierte Einflussnahme hinter der Entscheidung steckt, weiter anheizen könnte.

Die politische Reaktion auf die Begnadigung wird sich in den kommenden Wochen weiter verstärken, besonders wenn sich die Aufmerksamkeit auf Bidens zukünftige politische Ambitionen richtet. Hunter Biden mag sein Leben wieder aufgebaut haben, doch die Begnadigung dürfte die Schatten der Vergangenheit nicht so schnell vertreiben.

Biographien und Erklärungen

Wer ist Joe Biden?
Joe Biden ist der 46. Präsident der Vereinigten Staaten und wurde 2020 gewählt. Zuvor war er Vizepräsident unter Barack Obama und Senator für den Bundesstaat Delaware. Biden ist Mitglied der Demokratischen Partei und wird in seiner Amtszeit als Befürworter des sozialen Fortschritts und der internationalen Zusammenarbeit gesehen. Weitere Informationen finden Sie auf www.whitehouse.gov.

Wer ist Hunter Biden?
Hunter Biden, der zweite Sohn von Joe Biden, ist ein Anwalt, Geschäftsmann und ehemaliger Lobbyist. Er ist bekannt für seine öffentlich dokumentierten Kämpfe mit Drogenabhängigkeit und seine Geschäftstätigkeiten im Ausland, die wiederholt im Zentrum politischer Kontroversen standen. Weitere Informationen finden Sie auf www.hunterbiden.com.

Was ist eine Begnadigung?
Eine Begnadigung ist die offizielle Erlassung oder Reduzierung einer Strafe durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Sie kann sowohl vor als auch nach einer Verurteilung erteilt werden und umfasst in der Regel Straferlass oder Haftverkürzung. Weitere Informationen finden Sie auf www.justice.gov.


Foto: AFP

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