Nach der knappen 1:2-Niederlage gegen Italien in Bochum zeigte sich Bundestrainer Christian Wück versöhnlich und schützend. Im Mittelpunkt stand Torhüterin Ena Mahmutovic, die in ihrem Debütspiel mit einem folgenschweren Fehler das entscheidende Tor von Sofia Cantore (74.) verschuldete. "Sie hat ordentlich gespielt. Sie hat in der einen Szene einfach eine falsche Entscheidung getroffen", sagte Wück. Fehler seien ein Teil des Lernprozesses: "Das darf man den Spielerinnen auch zugestehen."
Der 20-jährigen Mahmutovic, die beim FC Bayern unter Vertrag steht, sicherte Wück vorab Unterstützung zu. "Ich habe ihr gesagt, dass dieses Spiel nicht ihre Nationalmannschaftskarriere beeinflussen wird", betonte er. Auch die Mitspielerinnen stärkten der jungen Torhüterin den Rücken. Innenverteidigerin Sara Doorsoun meinte: "Natürlich darf sie sich ärgern. Aber es war ihr erstes Länderspiel, und sie kann stolz auf sich sein."
Neben dem Torwartfehler waren es vor allem die ausgelassenen Chancen der deutschen Mannschaft, die zur Niederlage beitrugen. "Wenn wir vorne die Tore gemacht hätten, hätten wir dieses Spiel gewonnen", resümierte Doorsoun. Felicitas Rauch hatte mit ihrem Treffer in der 51. Minute zum zwischenzeitlichen 1:1 ausgeglichen. Doch wie schon beim ersten Gegentor durch Agnese Bonfantini (11.), das nach einem Abspielfehler von Sarai Linder fiel, leistete das deutsche Team beim entscheidenden Gegentor unfreiwillige Hilfe.
Nach vier Spielen unter Wück stehen zwei Siege (gegen
England und die Schweiz) sowie zwei Niederlagen (gegen Australien und
Italien) zu Buche. Bis zur Europameisterschaft im Sommer 2024 in der
Schweiz bleibt laut Wück viel Arbeit, doch er sieht Fortschritte. "Wir
werden diesen Entwicklungsschritt gehen, weil ich davon überzeugt bin,
dass wir wirklich gute Spielerinnen haben", sagte der Bundestrainer. Der
neue, mutige Spielstil sei der richtige Weg, wenngleich Details
verbessert werden müssten. "Aber wir haben ja noch Zeit bis zur
Europameisterschaft." ozd /afp
OZD-Kommentar
Fehler sind erlaubt – aber Chancen dürfen nicht liegenbleiben
Die knappe Niederlage gegen Italien zeigt: Mut und ein neuer Spielstil allein reichen nicht, wenn Konzentrationsfehler und mangelnde Chancenverwertung das Spiel entscheiden. Ena Mahmutovic verdient Respekt für ihr Debüt, doch individuelle Patzer dürfen auf internationalem Niveau nicht zur Regel werden.
Christian Wück setzt auf eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft – ein richtiger Ansatz. Doch die defensive Stabilität darf dabei nicht zugunsten des Offensivmutes geopfert werden. Der Patzer von Mahmutovic ist verzeihlich, die Vielzahl vergebener Chancen dagegen ein strukturelles Problem. Ohne mehr Durchschlagskraft vor dem Tor droht die DFB-Elf, bei der EM erneut früh auszuscheiden.
Wück wird in den kommenden Monaten verstärkt an der Abstimmung zwischen Defensive und Offensive arbeiten müssen. Eine stabile Abwehr könnte den Spielerinnen die nötige Sicherheit geben, um ihre Chancen konsequenter zu nutzen. Die EM wird zeigen, ob das Team den Entwicklungsprozess rechtzeitig abschließen kann.
Biographien und Erklärungen
Wer ist Christian Wück?
Christian
Wück ist seit 2023 Trainer der deutschen
Frauenfußball-Nationalmannschaft. Der frühere Bundesligaspieler
trainierte zuvor die deutschen Juniorenteams und ist bekannt für seine
mutige, offensive Spielphilosophie.
Offizielle Webseite des DFB
Wer ist Ena Mahmutovic?
Ena
Mahmutovic ist eine 20-jährige Torhüterin, die seit Sommer 2023 beim FC
Bayern München spielt. Zuvor war sie bei MSV Duisburg aktiv. Das
Testspiel gegen Italien markierte ihr Debüt in der deutschen
Nationalmannschaft.
Was ist die Europameisterschaft der Frauen 2024?
Die
UEFA Women’s EURO 2024 findet im Sommer in der Schweiz statt. Es treten
die besten europäischen Nationalmannschaften an. Die deutsche
Mannschaft gehört mit acht Titeln zu den erfolgreichsten Teams in der
Turniergeschichte.
Offizielle Webseite der UEFA