Der Konflikt zwischen den USA und China um Schlüsseltechnologien und Rohstoffe spitzt sich weiter zu. Peking kündigte am Dienstag strengere Ausfuhrbeschränkungen für wichtige Rohstoffe an, während die US-Regierung den Export von Technologien und Software für die Chip-Industrie nach China weiter einschränkte. Beide Seiten berufen sich auf nationale Sicherheitsinteressen, die Eskalation droht jedoch globale Lieferketten massiv zu beeinträchtigen.
China verschärft die Ausfuhrregelungen für Rohstoffe wie Gallium, Germanium und Graphit. Diese Materialien sind essenziell für Hightech-Anwendungen, etwa in der Glasfaseroptik, Infrarottechnik, LED-Herstellung und der Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge. Künftig müssen Exporteure dieser Rohstoffe eine Genehmigung einholen, bevor sie diese in die USA liefern dürfen. Bei Verstößen drohen rechtliche Konsequenzen.
Die USA ihrerseits haben den Verkauf von Technologien und Software an chinesische Unternehmen, darunter Piotech, SiCarrier und Naura Technology, weiter eingeschränkt. Ziel ist es, Chinas Zugang zu hochmodernen Computerchips zu blockieren, die sowohl in Künstlicher Intelligenz als auch in fortschrittlichen Waffensystemen eingesetzt werden können. Die US-Regierung argumentiert, dass diese Maßnahmen notwendig seien, um sicherheitskritische Technologien vor militärischem Missbrauch zu schützen.
Peking reagierte scharf und warf Washington vor, wirtschaftliche und technologische Fragen zu politisieren. "Diese Maßnahmen behindern den normalen Wirtschafts- und Handelsaustausch", erklärte das chinesische Handelsministerium. In einem ähnlichen Tonfall beschrieb die Europäische Union die Dominanz Chinas in der Produktion von Gallium (94 Prozent der weltweiten Produktion) und Germanium (83 Prozent) als kritisch für globale Lieferketten.
Brady Wang von der Beratungsfirma Counterpoint bezeichnete die chinesischen Exportbeschränkungen als Vergeltungsmaßnahme auf die US-Politik. Dylan Loh von der Nanyang University of Technology in Singapur warnte vor den möglichen Konsequenzen: „Diese gegenseitigen Beschränkungen könnten zu Störungen in der Lieferkette und steigenden Preisen führen.“ Chong Ja Ian von der Nationalen Universität von Singapur sieht eine drohende Ausweitung der wirtschaftlichen Spannungen, die auch andere Länder betreffen könnte.
Beobachter erwarten, dass sich die Spannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiter verschärfen. Beide Seiten versuchen, ihre Abhängigkeiten zu verringern und sich wirtschaftlich unabhängiger zu machen, was den Konflikt langfristig anheizen könnte.
AFP / OZD
Technologiekrieg: Der Preis für geopolitische Machtspiele
Der eskalierende Konflikt zwischen den USA und China um Halbleiter und Rohstoffe verdeutlicht, wie gefährlich die Verknüpfung von Wirtschaftsinteressen und geopolitischen Machtspielen ist. Was auf den ersten Blick wie ein technisches Detail wirkt, betrifft letztlich die globale Hightech-Wertschöpfungskette und damit unser tägliches Leben.
Beide Seiten gefährden durch ihre gegenseitigen Beschränkungen nicht nur ihre eigenen Industrien, sondern auch jene von Drittstaaten. Besonders besorgniserregend ist die chinesische Dominanz bei essenziellen Rohstoffen wie Gallium und Germanium. Diese Kontrolle verleiht Peking eine strategische Hebelwirkung, die es nun gezielt einsetzt. Gleichzeitig ist die US-Beschränkung von Hightech-Exporten ein direkter Angriff auf Chinas Ambitionen in der Künstlichen Intelligenz und modernen Waffentechnologien.
Die geopolitischen Spannungen treiben die Kosten für Unternehmen und Verbraucher weltweit in die Höhe. Lieferkettenprobleme und steigende Preise für Hightech-Produkte sind absehbare Folgen. Der technologische Wettlauf zwischen den USA und China wird dabei nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Auswirkungen haben: Verbündete müssen sich zwischen den beiden Großmächten positionieren, was bestehende Allianzen auf die Probe stellen könnte.
In den nächsten Wochen dürften weitere Vergeltungsmaßnahmen folgen, die den Konflikt weiter verschärfen. Die Weltwirtschaft könnte in ein neues Zeitalter der Abschottung und Blockbildung eintreten – mit weitreichenden Konsequenzen für Innovation und Wohlstand.
Biographien und ErklärungenWer ist Brady Wang?
Brady
Wang ist ein führender Analyst bei Counterpoint Research, einer global
agierenden Beratungsfirma mit Schwerpunkt auf Technologie und
Innovation. Er liefert regelmäßig Einblicke in technologische Trends und
ihre Marktauswirkungen. Mehr zu Counterpoint Research
Wer ist Dylan Loh?
Dylan
Loh ist Experte für internationale Beziehungen und arbeitet an der
Nanyang University of Technology in Singapur. Sein Forschungsschwerpunkt
liegt auf geopolitischen Konflikten und ihrer Auswirkung auf globale
Lieferketten. Website der NTU
Was ist das Sipri-Institut?
Das
Internationale Stockholmer Friedensforschungsinstitut (Sipri) ist eine
unabhängige Organisation, die Daten und Analysen zu Konflikten,
Rüstungsproduktion und Abrüstung bereitstellt. Es gilt als eine der
wichtigsten Quellen für internationale Sicherheitsfragen. Zur offiziellen Website von Sipri
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP