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Island erlaubt weiterhin Walfang: Neue Lizenzen für Finn- und Zwergwale bis 2029

Trotz internationaler Kritik und wachsendem Umweltschutzdruck hat Island zwei Unternehmen neue Walfang-Lizenzen bis 2029 erteilt. Jährlich sollen bis zu 426 Wale gefangen werden, was den Protest von Tierschutzorganisationen aufruft.

Island hat einer Reihe von Walfangunternehmen neue Lizenzen für die nächsten fünf Jahre erteilt, obwohl diese Entscheidung weltweit auf scharfe Kritik stößt. Die scheidende Regierung in Reykjavik teilte am Donnerstag mit, dass die neuen Genehmigungen bis 2029 gelten und es den Unternehmen erlauben, jährlich 209 Finnwale und 217 Zwergwale zu fangen. Die Lizenz gilt für die reguläre Walfang-Saison, die in Island traditionell von Mitte Juni bis September dauert.

Diese Entscheidung stößt auf heftige Kritik von Umweltorganisationen. Die Umweltschutzorganisation OceanCare bezeichnete die Ausstellung der neuen Lizenzen als einen „zutiefst schockierenden und überraschenden Schritt“ und äußerte Unverständnis darüber, dass die Genehmigungen gleich für fünf Jahre erteilt wurden. Die Organisation betonte, dass in vielen Ländern der Walfang als unethisch gilt und weitgehend verboten ist. Island, zusammen mit Norwegen und Japan, bleibt eines der wenigen Länder, die die Jagd auf Wale noch zulassen.

Im vergangenen Jahr hatte die isländische Regierung den Walfang für zwei Monate ausgesetzt. Dies geschah als Reaktion auf den Bericht einer Kommission, der feststellte, dass beim Walfang Methoden verwendet wurden, die gegen die Tierschutzgesetze verstießen. Dennoch hat die Entscheidung, die Jagd fortzusetzen, im Inland und international für Enttäuschung und Besorgnis gesorgt.

Island hat traditionell eine lange Geschichte im Walfang, der für die Bevölkerung der Insel von großer kultureller und wirtschaftlicher Bedeutung war. In den letzten zwei Jahrzehnten hat jedoch der Tourismus an Bedeutung gewonnen, und Walbeobachtungstouren tragen zunehmend zum nationalen Einkommen bei. In Verbindung mit dieser Entwicklung ist die Nachfrage nach Walfleisch stark zurückgegangen, insbesondere seitdem Japan 2019 den kommerziellen Walfang nach einer 30-jährigen Pause wieder aufgenommen hat.

Die neuen Lizenzen könnten jedoch eine widersprüchliche Botschaft senden, indem sie die wirtschaftliche Bedeutung des Walfangs unterstreichen, während der Tourismus weiterhin auf das Wohl der Tiere setzt. Die Zukunft des Walfangs in Island bleibt unsicher, vor allem angesichts des zunehmenden globalen Drucks, den Schutz der Meeresumwelt zu priorisieren.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Island und der Walfang: Eine Entscheidung zwischen Tradition und Moderne

Die Entscheidung, weiterhin Walfanglizenzen zu erteilen, ist ein Spiegelbild des anhaltenden Konflikts zwischen Tradition und modernen Umweltwerten. Während der Walfang in Island eine lange Geschichte hat, ist der Druck der internationalen Gemeinschaft, den Schutz von Meerestieren zu priorisieren, stärker denn je. Der Tourismusboom, insbesondere in Bezug auf Walbeobachtung, zeigt, dass es auch alternative wirtschaftliche Möglichkeiten gibt, die den Walen zugutekommen könnten. Es bleibt abzuwarten, wie sich Island in den kommenden Jahren positioniert und ob die internationale Kritik zu Veränderungen in der Politik führen wird.

Erklärungen:

Wer ist OceanCare?
OceanCare ist eine internationale Umweltorganisation, die sich auf den Schutz der Meere und ihrer Bewohner spezialisiert. Die Organisation setzt sich für nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen und den Schutz von Meerestieren, einschließlich Walen und Delfinen, ein. Weitere Informationen finden Sie auf ihrer Website.

Was ist der Walfang?
Walfang bezeichnet die Jagd auf Wale, die meist für deren Fleisch, Fett und andere Produkte durchgeführt wird. Der kommerzielle Walfang ist in vielen Ländern aufgrund von Tierschutzgesetzen und dem internationalen Druck weitgehend verboten. Einige Länder wie Island, Norwegen und Japan haben jedoch Ausnahmen oder setzen den Walfang fort.

Foto: AFP

Alle Angaben ohne Gewähr.