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Alice Weidel schreibt Geschichte: AfD stellt erstmals Kanzlerkandidatin

Neue Ära? AfD schickt Weidel ins Rennen um das Kanzleramt

Die AfD hat mit Alice Weidel erstmals eine Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl nominiert. Die Partei- und Fraktionschefin wurde am Samstag vom AfD-Bundesvorstand offiziell für das Spitzenamt benannt. "Wir sind bundesweit in den Umfragen zweitstärkste Kraft, und daraus leiten wir ganz klar einen Regierungsanspruch ab", sagte die 45-Jährige. Die Nominierung sei ein "großer Tag" für die AfD, erklärte Weidel.

Historische Nominierung ohne Koalitionspartner
Mit der Entscheidung bricht die AfD mit ihrer bisherigen Tradition: Bei früheren Wahlen verzichtete die Partei auf eigene Kanzlerkandidaturen. Weidel war bereits 2017 und 2021 als Teil eines Spitzen-Duos angetreten, diesmal geht sie allein ins Rennen. Tino Chrupalla, ihr Co-Parteichef, betonte die Teamarbeit innerhalb der Partei: "Wir sehen uns als Mannschaft mit einer Stürmerin und einem Libero."

Die AfD liegt aktuell in Umfragen bei etwa 20 Prozent und damit hinter der Union auf dem zweiten Platz. Eine Regierungsbeteiligung gilt jedoch als unwahrscheinlich, da keine andere Partei mit der AfD koalieren will.

Schärferer Kurs im Wahlprogramm
Die Nominierung Weidels folgt nur wenige Tage nach der Vorstellung des AfD-Wahlprogramms, das stark nationalistische Positionen vertritt. Die Partei will aus der EU und der Eurozone austreten, eine strikte Anti-Migrationspolitik durchsetzen, das Abtreibungsrecht einschränken und traditionelle Familienmodelle stärken.

Ein Blick auf Weidel
Alice Weidel ist promovierte Volkswirtin und seit 2013 in der AfD aktiv. Als offen homosexuelle Politikerin, die mit ihrer Lebenspartnerin zwei Söhne großzieht, hebt sie sich innerhalb der konservativen Partei ab. Seit 2017 führt sie die Bundestagsfraktion, zunächst allein, später zusammen mit Tino Chrupalla.

Die Delegierten des AfD-Bundesparteitags Mitte Januar müssen Weidels Nominierung noch bestätigen – dies gilt jedoch als Formsache.

OZD | AFP

OZD-Kommentar:

Ein Regierungsanspruch ohne Realitätsbezug

Mit der Nominierung Alice Weidels als Kanzlerkandidatin bricht die AfD eine neue symbolische Barriere. Doch der tatsächliche Regierungsanspruch der Partei bleibt fragwürdig. Die Umfragen mögen stabil sein, doch politische Isolation und die teils radikalen Forderungen im Wahlprogramm machen Koalitionen unmöglich.

Die Nominierung Weidels könnte jedoch innerhalb der eigenen Basis mobilisierend wirken. Mit ihrer klaren Ansprache in Themen wie Migration und Sicherheit ist Weidel eine der populärsten Figuren der Partei. Doch die AfD läuft Gefahr, durch ihre radikalen Positionen nicht über die Rolle eines Oppositionsführers hinauszukommen.

Prognose:
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die AfD mit ihrer Spitzenkandidatin in den Umfragen weiter zulegen kann. Sollte sich das aktuelle Niveau halten, könnte die Partei ihre Rolle als starke Opposition zementieren – aber kaum mehr. Der Fokus dürfte zudem auf dem Wahlkampfauftakt und dem Parteitag im Januar liegen, der Weidel weiter stärken könnte.

Biographien und Erklärungen

Wer ist Alice Weidel?
Alice Weidel ist promovierte Volkswirtin und seit 2013 Mitglied der AfD. Sie führte die Bundestagsfraktion ab 2017, seit 2022 ist sie zudem Ko-Parteivorsitzende. Privat lebt Weidel mit ihrer Lebenspartnerin und zwei Söhnen am Bodensee.

Offizielle Webseite: AfD-Fraktion Bundestag

Was ist die AfD?
Die Alternative für Deutschland (AfD) wurde 2013 gegründet und ist eine rechtspopulistische Partei. In Teilen wird sie vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft. Die Partei vertritt vor allem Themen wie Migration, Sicherheit und eine EU-kritische Haltung.

Offizielle Webseite: AfD Bundesverband

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP