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FDP blockiert Steuererleichterungen: Ampel zerfällt, was kommt jetzt?

Die FDP stellt Bedingungen für das geplante Steuergesetz und lehnt wesentliche Kompromisse der gescheiterten Ampel-Koalition ab. Wird es der Regierung noch gelingen, Steuererleichterungen vor der Bundestagswahl umzusetzen?

In dieser Woche stehen die ehemaligen Ampel-Fraktionen SPD, Grüne und FDP vor einer Zerreißprobe. Die drei Parteien wollen einen neuen Versuch wagen, steuerliche Entlastungen noch vor der Bundestagswahl zu verabschieden. Das Steuerfortentwicklungsgesetz, ursprünglich von der Ampel-Koalition vor dem Bruch der Koalition vereinbart, soll die steuerliche Entlastung für Bürger und Unternehmen ab dem 1. Januar 2024 sicherstellen. Doch die FDP stellt nun klare Bedingungen und fordert eine Überarbeitung des Gesetzes.

"Das alte Steuerfortentwicklungsgesetz ist ein Ampel-Gesetz mit Ampel-Kompromissen – die Ampel ist Geschichte und damit sind alle Ampel-Kompromisse hinfällig", erklärt Christoph Meyer, der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion. Für ihn und seine Partei passt der ursprüngliche Entwurf nicht mehr in die neue politische Landschaft. Insbesondere würden Teile des Gesetzes die Wirtschaftswende gefährden oder sogar schädlich wirken. "Einige der alten Kompromisse passen entweder nicht zur Wirtschaftswende oder sind im Gegenteil sogar schädlich", fügt Meyer hinzu.

Dabei stützt sich die FDP auf eine klare Position: Steuererleichterungen müssen den Bedürfnissen von Arbeitnehmern, Familien und Selbstständigen dienen. Die Steuererleichterungen, die in den Bereichen der kalten Progression, der Freibeträge und des Kindergeldes vorgesehen sind, werden grundsätzlich unterstützt. Doch die FDP ist strikt gegen zusätzliche Maßnahmen, die auf Drängen von SPD und Grünen in den Gesetzesentwurf aufgenommen wurden. Ein Paradebeispiel ist die geplante Anzeigepflicht für die nationale Steuergestaltung und die Ausweitung der politischen Betätigung für gemeinnützige Organisationen. "Die Zeit von Rot-grün und deren Fantasien ist vorbei", betont Meyer.

Die SPD und die Grünen, die in der Minderheitsregierung mit der FDP im Bundestag kaum noch eine Mehrheit finden, stehen unter Druck. Besonders Bundeskanzler Olaf Scholz hat wiederholt versucht, die FDP zur Zustimmung zu bewegen, damit die steuerlichen Entlastungen rechtzeitig zum Jahresbeginn in Kraft treten können. "Die FDP-Fraktion sei aber nicht bereit, das noch vor dem Koalitionsbruch von der 'Ampel' vereinbarte Gesetz ohne Veränderungen zu beschließen", erklärt Meyer weiter.

Die Union lehnt den Gesetzesentwurf ebenfalls ab, obwohl sie grundsätzlich die Steuererleichterungen befürwortet. Sie fordert, dass eine künftige Bundesregierung die Entlastungen rückwirkend beschließt. Damit wird der geplante Zeitrahmen für die Umsetzung der Steuererleichterungen immer unsicherer.

Die Zukunft des Steuergesetzes hängt also weiterhin in der Schwebe. Für die Minderheitsregierung aus SPD und Grünen ist es eine große Herausforderung, eine Mehrheit für die Entlastungen zu finden, bevor der 1. Januar kommt. Die FDP wird in den kommenden Tagen und Wochen entscheidend Einfluss nehmen, ob und in welcher Form das Gesetz verabschiedet wird.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:

FDP blockiert die Steuererleichterungen – doch was ist der Preis?

Der Streit um das Steuerfortentwicklungsgesetz zeigt nicht nur die Spannungen innerhalb der ehemaligen Ampel-Koalition, sondern auch das politische Kalkül der FDP. Zwar verteidigt sie ihre Position, dass Steuererleichterungen für die breite Masse von Arbeitnehmern, Familien und Selbstständigen umso wichtiger sind, doch zugleich lässt sie auch erkennen, dass sie keine Kompromisse mehr mit den ehemaligen Koalitionspartnern eingehen möchte. Die Frage bleibt, wie lange Scholz und die Grünen es sich leisten können, auf die Zustimmung der FDP angewiesen zu sein, ohne die Zustimmung der Union in die Verhandlungen einzubeziehen.

Angesichts des bevorstehenden Wahljahres könnte das Gesetz nun zum Politikum werden, das nicht nur die Steuerpolitik, sondern auch die Wahlen beeinflusst. Wird es den Grünen und der SPD gelingen, mit der FDP eine Einigung zu erzielen oder wird das Steuerrecht an den politischen Differenzen zwischen den Parteien scheitern? Eines ist sicher: Diese politische Blockade könnte weitreichende Auswirkungen auf die Steuerpolitik der nächsten Jahre haben.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Christoph Meyer?
Christoph Meyer ist der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion und bekannt für seine Positionen in Fragen der Haushalts- und Steuerpolitik. Er spielt eine zentrale Rolle in der aktuellen Auseinandersetzung um das Steuerfortentwicklungsgesetz. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen FDP-Website.

Was ist die FDP?
Die Freie Demokratische Partei (FDP) ist eine politische Partei in Deutschland, die sich für eine marktwirtschaftliche Ordnung, individuelle Freiheit und mehr Selbstbestimmung einsetzt. Weitere Informationen auf der offiziellen Website.


Foto: AFP

Alle Angaben ohne Gewähr.