In einem dramatischen Schritt haben sich 77 Nobelpreisträger aus den Bereichen Medizin, Chemie, Physik und Wirtschaft in einem offenen Brief gegen die Nominierung von Robert F. Kennedy Jr. als US-Gesundheitsminister ausgesprochen. Der 70-jährige Kennedy, der als Sohn des ermordeten Senators Robert F. Kennedy und Neffe von John F. Kennedy bekannt wurde, hat sich in den letzten Jahren immer wieder als Gegner von Impfungen und Verbreiter von Verschwörungsmythen hervorgetan.
Die Nobelpreisträger kritisieren in ihrem Schreiben, dass Kennedy nicht nur die erforderliche Erfahrung und Qualifikation in den relevanten Bereichen wie Medizin und öffentliches Gesundheitswesen fehle, sondern auch seine anti-wissenschaftlichen Äußerungen über Impfungen die öffentliche Gesundheit gefährden könnten. Insbesondere sei Kennedy ein erklärter Gegner von Impfungen, die nachweislich Krankheiten wie Masern und Polio verhindern.
„Abgesehen davon, dass es ihm an Referenzen oder einschlägiger Erfahrung mangelt, war Herr Kennedy ein Gegner vieler die Gesundheit schützender und lebensrettender Impfungen", heißt es in dem offenen Brief. „Wir fordern Sie dringend auf, gegen die Bestätigung seiner Ernennung zu stimmen“, so die Nobelpreisträger.
Unter den Unterzeichnern befinden sich prominente Wissenschaftler wie Drew Weissmann, der 2023 den Nobelpreis für Medizin erhielt, nachdem seine Forschung zur mRNA-Technologie die Grundlage für den Impfstoff gegen das Coronavirus lieferte. Auch Katalin Karikó, ebenfalls Nobelpreisträgerin im selben Jahr, zählt zu den Unterzeichnern. Beide sind für ihre Arbeiten zu mRNA-Impfstoffen international anerkannt.
Kennedy, der ursprünglich als Anwalt für Umweltrecht tätig war, sorgte immer wieder mit umstrittenen Aussagen über Impfungen und seine Unterstützung für Verschwörungstheorien, die die wissenschaftlichen Konsense infrage stellten, für Schlagzeilen. Besonders in den letzten Jahren hat er sich als prominente Stimme in der Anti-Impf-Bewegung hervorgetan, was ihn in vielen wissenschaftlichen Kreisen zunehmend in Verruf brachte.
Die Nominierung von Robert F. Kennedy Jr. reiht sich in eine Serie kontroverser Personalentscheidungen des designierten Präsidenten Donald Trump ein. Kennedy, dessen Nominierung noch der Zustimmung des US-Senats bedarf, hat mit seiner Ernennung die politische Diskussion erneut angeheizt. Trumps Republikanische Partei hat jedoch nach der Kongresswahl im November die Mehrheit im Senat zurückgewonnen, was die Wahrscheinlichkeit einer Bestätigung seiner Wahl erhöht.
In der Diskussion um Kennedy's Nominierung wird zunehmend die Frage aufgeworfen, wie die US-Regierung in Zukunft mit wissenschaftlich basierten Gesundheitsentscheidungen umgehen wird und wie wichtig es ist, dass der Gesundheitsminister in dieser Position auf Expertise und Vertrauen in wissenschaftliche Erkenntnisse setzt.
OZD/AFP
OZD-Kommentar:
Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister? Eine riskante Wahl
Die Bedenken der Nobelpreisträger sind nicht unbegründet. In einer Zeit, in der die Welt gerade erst beginnt, die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen und in der Vertrauen in Wissenschaft und medizinische Expertise entscheidend für den Erfolg künftiger Gesundheitsstrategien ist, erscheint es riskant, jemanden zu nominieren, dessen Haltung zu Impfungen und Gesundheitsschutz nicht nur fragwürdig, sondern auch potenziell gefährlich für die öffentliche Gesundheit ist.
Kennedys Vergangenheit als Verfechter von Verschwörungstheorien und seine klare Ablehnung von Impfungen könnten in der Position des Gesundheitsministers ernsthafte Konsequenzen haben. Es ist schwer vorstellbar, wie jemand mit dieser Einstellung in einer so zentralen Rolle effektiv dazu beitragen kann, das Gesundheitssystem zu stärken und die Bevölkerung vor künftigen Gesundheitskrisen zu schützen.
Die Entscheidung über Kennedys Bestätigung durch den US-Senat wird daher nicht nur ein politisches, sondern auch ein wissenschaftliches Statement darüber sein, wie ernst es die USA mit der Förderung einer evidenzbasierten Gesundheitsstrategie nehmen.
Biographien
Robert F. Kennedy Jr.:
Sohn des ermordeten Senators Robert F. Kennedy und Neffe von John F. Kennedy. Kennedy Jr. ist bekannt als Umweltanwalt und prominenter Impfgegner. Weitere Informationen auf Wikipedia.
Drew Weissmann:
US-amerikanischer Immunologe, der 2023 den Nobelpreis für Medizin erhielt, zusammen mit Katalin Karikó, für ihre Arbeit zur Entwicklung von mRNA-Impfstoffen. Weitere Details finden Sie auf der Website des Nobelpreises.
Foto: AFP
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