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Spendenbereitschaft in Deutschland sinkt um 1,6 Milliarden Euro

Die Zahl der Spender in Deutschland ist gesunken, was zu einem Rückgang der Gesamtsumme an Spenden geführt hat. 2023 gaben nur noch 45 Prozent der Erwachsenen Geld für den guten Zweck.

Laut einer aktuellen Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist die Spendenbereitschaft der Deutschen im Jahr 2023 um insgesamt 1,6 Milliarden Euro gesunken. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 12,5 Milliarden Euro an den guten Zweck gespendet – ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Trotz dieses Rückgangs blieb die Höhe der durchschnittlichen Spende mit 402 Euro nahezu unverändert, doch die Zahl der Spender ging deutlich zurück. 45 Prozent der Erwachsenen spendeten im Jahr 2023, während es ein Jahr zuvor noch 51 Prozent waren.

Die Umfrage zeigte auch deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Einkommens- und Altersgruppen. Gutverdiener spendeten im Schnitt 524 Euro, während Geringverdiener nur 108 Euro gaben. Besonders spendabel zeigten sich junge Erwachsene zwischen 18 und 34 Jahren, die mit einer durchschnittlichen Spende von 575 Euro weit mehr gaben als die 50- bis 64-Jährigen, deren Durchschnittsspenden bei 281 Euro lagen.

Politische Präferenzen beeinflussten ebenfalls die Spendenbereitschaft: Anhängerinnen und Anhänger der Grünen gaben mit einer durchschnittlichen Spende von 609 Euro am meisten. 59 Prozent der Grünen-Wähler spendeten insgesamt, während lediglich 28 Prozent der AfD-Anhänger Geld für wohltätige Zwecke gaben, mit einer durchschnittlichen Spende von 364 Euro. Diese Unterschiede seien laut IW vor allem durch unterschiedliche Einkommens- und Bildungsniveaus der jeweiligen Wählerschaften erklärbar.

Dominik Enste vom IW führte den allgemeinen Rückgang der Spendenbereitschaft unter anderem auf die globalen Krisen und eine daraus resultierende "Abstumpfung" der Menschen zurück. In schwierigen Zeiten sei es eine Herausforderung, weiterhin großzügig zu spenden.

Trotz des Rückgangs bleibt das ehrenamtliche Engagement ein wichtiges Zeichen des Zusammenhalts in der Gesellschaft. Die Umfrage, bei der 5437 Erwachsene befragt wurden, berücksichtigte jedoch nicht die Zeitspenden von Menschen, die sich freiwillig und unentgeltlich für gemeinnützige Zwecke engagieren.

OZD/Institut der deutschen Wirtschaft (IW)


OZD-Kommentar: 

Sinkende Spendenbereitschaft – Ein Zeichen der Entfremdung?

Der Rückgang der Spendenbereitschaft in Deutschland ist besorgniserregend, aber vielleicht nicht überraschend. In einer Zeit globaler Unsicherheit und wachsender politischer und sozialer Spannungen könnte es sein, dass viele Menschen die Motivation verlieren, sich für wohltätige Zwecke zu engagieren. Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen den politischen Lagern: Während die Grünen eine besonders hohe Spendenbereitschaft zeigen, bleiben die Anhänger der AfD eher zurückhaltend. Das stellt uns vor eine Herausforderung – wie können wir die Solidarität und den Gemeinschaftssinn in schwierigen Zeiten wieder stärken?

Erklärungen:

Institut der deutschen Wirtschaft (IW):
Das Institut der deutschen Wirtschaft ist ein führendes Wirtschaftsinstitut in Deutschland, das regelmäßig Studien und Umfragen zu verschiedenen Themen durchführt. Es ist bekannt für seine fundierten Analysen und präzisen Daten.


Foto: AFP

Alle Angaben ohne Gewähr.