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22 Prozent der Schutzsuchenden stammen aus Syrien - Bald kein Schutzstatus mehr?

Mehr als ein Fünftel der Schutzsuchenden in Deutschland kommt aus Syrien. Die Mehrheit lebt bereits seit Jahren hier und trägt zur Gesellschaft bei. Wie sieht die Situation aus, und welche Herausforderungen und Chancen gibt es für die Integration?

Rund 22 Prozent aller Schutzsuchenden in Deutschland stammen aus Syrien. Mit 712.000 registrierten syrischen Schutzsuchenden bilden sie Ende 2023 die zweitgrößte Gruppe hinter den Menschen aus der Ukraine, die 31 Prozent ausmachen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Insgesamt leben 3,17 Millionen Schutzsuchende in Deutschland.

Ein Großteil der syrischen Schutzsuchenden kam zwischen 2014 und 2016 nach Deutschland, nachdem der Bürgerkrieg in ihrer Heimat ausgebrochen war. Mittlerweile sind zwölf Prozent der hier lebenden Syrerinnen und Syrer in Deutschland geboren. 88 Prozent von ihnen verfügen über einen anerkannten humanitären Schutzstatus, der meist auf der Genfer Flüchtlingskonvention basiert oder subsidiären Schutz gewährt. Lediglich bei elf Prozent war der Schutzstatus Ende 2023 noch offen, und nur ein Prozent der Anträge wurde abgelehnt.

Auch auf europäischer Ebene stellen Syrerinnen und Syrer die größte Gruppe unter den Schutzsuchenden. Zwischen Januar und November 2024 wurden 217.000 Erstanträge auf Asyl in Deutschland gestellt, ein Drittel davon von Menschen aus Syrien. Knapp 1,3 Millionen Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte lebten Ende 2023 in Deutschland, wobei 17 Prozent von ihnen inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Integration spielt eine zentrale Rolle: 42 Prozent der im erwerbsfähigen Alter befindlichen Syrerinnen und Syrer sind erwerbstätig, acht Prozent sind arbeitslos. Die übrigen 50 Prozent sind nicht erwerbstätig, weil sie beispielsweise in Ausbildung sind, noch zur Schule gehen oder keine Arbeitserlaubnis haben. Rund 20 Prozent der Syrer zwischen 15 und 64 Jahren verfügen über einen berufsqualifizierenden Abschluss.

Die meisten syrischen Schutzsuchenden leben in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg. Männer stellen mit 57 Prozent die Mehrheit. Zum Zeitpunkt ihrer Einreise waren syrische Schutzsuchende durchschnittlich 22,9 Jahre alt, inzwischen leben sie durchschnittlich seit über acht Jahren in Deutschland.

OZD

OZD-Kommentar

Syrische Schutzsuchende: Zwischen Integration und Herausforderungen

Die syrische Gemeinschaft in Deutschland ist seit der Flüchtlingskrise 2015 zu einem wichtigen Teil der Gesellschaft geworden. Während viele Schutzsuchende beruflich Fuß gefasst haben, bleibt die Integration eine Herausforderung, besonders für diejenigen ohne ausreichende Qualifikationen oder Arbeitserlaubnis.

Die Daten zeigen jedoch auch das Potenzial dieser Gruppe: Junge Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte bringen Perspektiven und Fähigkeiten mit, die Deutschlands Arbeitsmarkt dringend benötigt. Gleichzeitig stehen Politik und Gesellschaft in der Verantwortung, Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten zu fördern, um die Integration weiter zu stärken.

In den kommenden Wochen könnten Diskussionen über die Verlängerung humanitärer Aufenthaltsrechte und die Schaffung von weiteren Integrationsprogrammen eine zentrale Rolle spielen. Auch die EU-weite Verteilung der Flüchtlinge bleibt ein wichtiges Thema. Sollten die Syrer ihren Status verlieren, was dann? Nach Hause?

Erklärungen

Was ist das Statistische Bundesamt?
Das Statistische Bundesamt (Destatis) ist die zentrale Behörde für amtliche Statistik in Deutschland. Es erhebt und veröffentlicht Daten zu vielfältigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen.

Wer sind Schutzsuchende?
Schutzsuchende sind Menschen, die aus völkerrechtlichen, humanitären oder politischen Gründen nach Deutschland kommen. Dazu zählen anerkannte Flüchtlinge, Menschen mit subsidiärem Schutzstatus und Asylbewerber mit noch offenem Verfahren.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP