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EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas: Ukraine braucht stärkere Waffen für Verhandlungen

Die EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas fordert mehr Waffen mit größerer Reichweite für die Ukraine. Während Kanzler Scholz die Lieferung weiter verzögert, sieht Kallas eine stärkere militärische Position als Schlüssel für künftige Verhandlungen mit Russland.

Die neue EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat erneut die Lieferung von mehr Waffen mit größerer Reichweite an die Ukraine gefordert, um das Land in eine bessere Verhandlungsposition zu bringen. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ erklärte Kallas, dass die Ukraine mehr weitreichende Waffen und Munition benötige, um sich für künftige Verhandlungen mit Russland gut aufzustellen. „Je stärker die Ukraine militärisch ist, desto stärker ist sie am Verhandlungstisch. Das sollte unser Fokus sein“, so Kallas weiter.

Die frühere estnische Regierungschefin, die ihr Amt als EU-Chefdiplomatin am 1. Dezember antrat, zeigte sich überzeugt, dass militärische Stärke ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche diplomatische Lösung des Konflikts ist. Ihre Forderung steht jedoch im Widerspruch zu der Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der bislang eine Lieferung von Marschflugkörpern mit größerer Reichweite wie dem Taurus ablehnt. Scholz befürchtet, dass die Lieferung solcher Waffen zu einer weiteren Eskalation des Krieges führen könnte und betont, dass der Einsatz von weitreichenden Waffensystemen eine gefährliche Provokation gegenüber Russland darstellen könnte.

Kallas‘ Aussagen unterstreichen die Kontroversen innerhalb der westlichen Staaten über die richtige Strategie zur Unterstützung der Ukraine. Während viele Länder der Ukraine weiterhin militärische Unterstützung zukommen lassen, bleibt der Streit um die Art und Reichweite der gelieferten Waffen ein zentraler Punkt der Diskussion. Besonders umstritten ist die Lieferung von Marschflugkörpern, die Ziele tief im russischen Territorium erreichen könnten und als Eskalationsrisiko gelten.

Der Gegensatz zwischen Kallas und Scholz spiegelt wider, wie schwierig es für die westlichen Länder ist, eine einheitliche Linie in Bezug auf die Ukraine-Politik zu finden. Für Kallas geht es darum, die Ukraine militärisch so stark wie möglich zu machen, um später in den Verhandlungen mit Russland eine bessere Ausgangsposition zu haben. Für Scholz steht jedoch weiterhin die Vermeidung einer direkten Konfrontation mit Russland im Vordergrund.

OZD / ©AFP

OZD-Kommentar:
Waffenlieferungen und die Eskalationsgefahr – Wo ist die Grenze?

Kaja Kallas hat in ihrem Interview klar gemacht, dass sie eine militärisch stärkere Ukraine für notwendig hält, um sich in den künftigen Verhandlungen mit Russland behaupten zu können. Doch diese Forderung wirft eine brisante Frage auf: Wo liegt die Grenze zwischen einer militärischen Unterstützung, die der Ukraine wirklich hilft, und einer Eskalation, die den Krieg weiter anheizen könnte?

Bundeskanzler Olaf Scholz bleibt vorsichtig und verweist auf das Risiko, dass Lieferungen von weitreichenden Waffen wie dem Taurus zu einer gefährlichen Eskalation führen könnten. Die Frage bleibt, ob es möglich ist, eine Balance zu finden, die der Ukraine hilft, ohne den Konflikt in unkontrollierbare Dimensionen zu treiben.

Die kommenden Wochen könnten für die westliche Staatengemeinschaft entscheidend sein: Wird es zu einer Einigung über die Waffenlieferungen kommen, oder wird der Streit über die richtige Strategie weiterhin zu Spannungen führen? Und wie lange kann man noch auf Verhandlungen hoffen, wenn die militärische Unterstützung der Ukraine immer weiter eskaliert?

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Kaja Kallas?
Kaja Kallas ist die neue EU-Außenbeauftragte und ehemalige Premierministerin von Estland. Sie trat ihr Amt als EU-Chefdiplomatin am 1. Dezember 2024 an und ist bekannt für ihre klare Haltung zu den geopolitischen Herausforderungen der EU, insbesondere in Bezug auf die Ukraine und Russland. Zuvor führte sie die estnische Regierung und setzte sich für eine starke europäische Außenpolitik und die Förderung demokratischer Werte ein.

Was ist der Taurus Marschflugkörper?
Der Taurus ist ein präzisionsgelenkter Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Er wird von der Bundeswehr als Teil ihres Waffensystems genutzt, ist jedoch als potenzielles Eskalationsrisiko im Ukraine-Konflikt umstritten, da er es der Ukraine ermöglichen würde, tief in russisches Territorium vorzudringen.

Was ist kalte Progression?
Kalte Progression beschreibt den Effekt, dass Inflation und Lohnerhöhungen dazu führen, dass Steuerzahler in höhere Steuerklassen aufrutschen, ohne real mehr zu verdienen. Dies führt zu einer effektiven Steuererhöhung, obwohl der Staat keine neuen Steuern eingeführt hat.


Alle Angaben ohne Gewähr.
Foto: AFP