Am Samstag versammeln sich in Jordanien die Außenminister zahlreicher westlicher und arabischer Staaten zu einem wichtigen Gipfeltreffen, um die aktuelle Lage in Syrien zu erörtern. Unter den Teilnehmern sind US-Außenminister Antony Blinken, EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas, der UN-Sondergesandte für Syrien Geir Pedersen sowie Außenminister aus Ländern wie der Türkei, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten.
Das Treffen kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, nachdem sich die Situation in Syrien weiter zugespitzt hat. Besonders die jüngsten Entwicklungen in der Hauptstadt Damaskus, die von der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und ihren Verbündeten eingenommen wurde, sorgen für Besorgnis. Die Milizen stürzten den langjährigen Machthaber Baschar al-Assad und setzten eine Übergangsregierung ein. Dieser dramatische Wandel in der syrischen Machtstruktur hat international Besorgnis ausgelöst.
Kaja Kallas, die an dem Treffen teilnimmt, warnte bereits vor einer weiteren Destabilisierung Syriens und betonte, dass das Land nicht das nächste Irak, Libyen oder Afghanistan werden dürfe. In ihrer Rede hob sie hervor, wie wichtig es sei, die syrische Situation politisch zu stabilisieren, bevor sie sich zu einem weiteren Bürgerkrieg oder einem weiteren gescheiterten Staat entwickeln könne.
Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, den Weg zu einer friedlichen Lösung zu finden, während sich die Lage vor Ort weiterhin verschärft. Der UN-Sondergesandte Geir Pedersen betonte die Bedeutung einer konstruktiven Zusammenarbeit, um langfristige Lösungen zu erarbeiten, die sowohl den Interessen der internationalen Gemeinschaft als auch den Bedürfnissen der syrischen Bevölkerung gerecht werden.
In Jordanien treffen sich Vertreter aus verschiedenen politischen Lagern, was das Treffen zu einer entscheidenden Gelegenheit für diplomatische Gespräche macht. Die Rolle der westlichen und arabischen Staaten sowie ihre Fähigkeit, den Konflikt in Syrien auf diplomatischem Wege zu lösen, wird zunehmend kritisch bewertet.
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OZD-Kommentar:
Syrien-Gipfel in Jordanien – Ein letzter Versuch zur Stabilisierung oder nur ein diplomatisches Spiel?
Das Gipfeltreffen in Jordanien zur Lage in Syrien könnte die letzte Chance der internationalen Gemeinschaft sein, eine dauerhafte Lösung für den zerrütteten Staat zu finden. Doch die Frage bleibt: Ist dieses Treffen mehr als nur ein symbolischer Akt? Die Teilnahme von so vielen Akteuren aus unterschiedlichen Lagern zeigt, wie ernst die Lage ist, aber die realen politischen Differenzen zwischen den westlichen und arabischen Staaten sowie den regionalen Mächten könnten eine nachhaltige Einigung verhindern.
Die Warnungen von Kaja Kallas vor einer weiteren Destabilisierung Syriens sind berechtigt, doch die historische Erfahrung zeigt, dass diplomatische Bemühungen in Krisenregionen nicht immer fruchten. Wird es den Außenministern gelingen, den Konflikt in Syrien zu deeskalieren und einen Friedensprozess zu starten? Oder erleben wir nur einen weiteren diplomatischen Austausch ohne greifbare Ergebnisse?
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Kaja Kallas?
Kaja Kallas ist die derzeitige Außenbeauftragte der EU und ehemalige Premierministerin Estlands. Sie hat sich während ihrer Amtszeit immer wieder für eine klare Haltung gegenüber geopolitischen Herausforderungen ausgesprochen, insbesondere im Hinblick auf Syrien und Russland. Sie setzte sich während ihrer Regierungszeit in Estland für eine starke europäische Außenpolitik und den Erhalt demokratischer Werte ein.
Was ist Hajat Tahrir al-Scham (HTS)?
Hajat Tahrir al-Scham (HTS) ist eine islamistische Miliz, die vor allem in der Region Idlib in Syrien aktiv ist. Die Gruppe entstand 2017 aus der Fusion verschiedener dschihadistischer Organisationen und ist eine der führenden militanten Kräfte im syrischen Bürgerkrieg. HTS wird von vielen westlichen und arabischen Staaten als Terrororganisation eingestuft.
Was ist der UN-Sondergesandte für Syrien?
Der UN-Sondergesandte für Syrien ist ein hochrangiger diplomatischer Vertreter der Vereinten Nationen, der mit der Aufgabe betraut ist, den Friedensprozess in Syrien zu fördern und zu überwachen. Geir Pedersen, der derzeitige Sondergesandte, hat die Aufgabe, internationale Gespräche über eine politische Lösung des Konflikts zu führen.
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