Der Bau einer Chip-Fabrik des taiwanischen Halbleitergiganten TSMC in Dresden hat nun offiziell begonnen, nachdem die Bundesregierung eine Milliardenförderung in Höhe von bis zu fünf Milliarden Euro genehmigt hat. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich am Freitag erfreut über den Startschuss für das Joint Venture ESMC, an dem neben TSMC auch die deutschen Unternehmen Infineon und Bosch sowie der niederländische Konzern NPX beteiligt sind. Die Fördermittel stammen aus dem europäischen Chips Act, einem Gesetz, das darauf abzielt, die europäische Halbleiterproduktion bis 2030 auf 20 Prozent des weltweiten Marktes zu steigern.
„Diese Investitionen machen uns wettbewerbsfähiger und unabhängiger vom globalen Markt. Gleichzeitig investieren wir langfristig in unsere digitale Zukunft“, sagte Habeck. Der TSMC-Chef Che Chia Wei bedankte sich bei Habeck und der Bundesregierung für deren kontinuierliche Unterstützung.
Die Chip-Fabrik in Dresden wird die erste europäische Produktionsstätte des Unternehmens sein. TSMC ist weltweit der führende Auftragsfertiger für Halbleiterchips, produziert jedoch bislang hauptsächlich in Taiwan und China. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen in der Region haben das Unternehmen dazu veranlasst, auch in anderen Ländern, wie den USA und Japan, Werke zu errichten.
Die Dresdner Fabrik soll ab Ende 2027 Chips produzieren, insbesondere für die Autoindustrie. Bis zu 2000 Arbeitsplätze sollen in der Region geschaffen werden. Die Auszahlung der Subventionen erfolgt schrittweise, abhängig vom Fortschritt des Projekts.
Das Chips Act, das die Grundlage für die staatliche Förderung bildet, hat das Ziel, die EU als führenden Akteur in der Halbleiterproduktion zu etablieren. Das Dresdner Projekt ist das erste deutsche Vorhaben, das auf dieser Grundlage gefördert wird, und mit einer Fördersumme von fünf Milliarden Euro auch das größte bisher genehmigte.
Trotz der Unterstützung gibt es Kritik an der Höhe der Subventionen. Kritiker befürchten, dass die Ansiedlung der Chip-Fabrik mit solchen finanziellen Mitteln zu teuer wird. Das Bundeswirtschaftsministerium weist jedoch darauf hin, dass europäische kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups bevorzugten Zugang zu den Produktionskapazitäten der neuen Fabrik erhalten sollen. Zudem habe ESMC zugesichert, im Falle von Engpässen auf dem Weltmarkt Aufträge aus der EU und Deutschland nach Möglichkeit zu priorisieren.
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OZD-Kommentar:
Milliardenförderung für Chip-Fabrik: Ein notwendiger Schritt oder teure Fehlinvestition?
Die Entscheidung der Bundesregierung, fünf Milliarden Euro in die Chip-Fabrik von TSMC in Dresden zu investieren, ist ein klares Signal für die Ambitionen der EU, sich von der globalen Halbleiterproduktion unabhängiger zu machen. Doch trotz des positiven Ausblicks gibt es berechtigte Bedenken, dass solch hohe Subventionen nicht nur Steuergelder binden, sondern auch potenziell ein langfristiges Risiko darstellen. Die Verlockung, sich auf den neuesten Technologiestand zu setzen, darf nicht dazu führen, dass kleinere Unternehmen und Start-ups nicht von dieser Entwicklung profitieren.
Dass die EU langfristig auf eine stärkere und unabhängige Halbleiterproduktion setzt, ist eine kluge Entscheidung. Doch diese muss von einer nachhaltigen Politik begleitet werden, die auch den kleineren Marktteilnehmern gerecht wird. Werden diese Unternehmen in den kommenden Jahren von den Produktionskapazitäten profitieren, oder bleibt es eine Elitenförderung?
Biographien und Erklärungen:
Wer ist Robert Habeck?
Robert Habeck ist seit 2021 Bundeswirtschaftsminister und Mitglied der Grünen. Er ist bekannt für seine marktwirtschaftlichen Reformen sowie für seinen Einsatz für eine nachhaltige und grüne Transformation der deutschen Wirtschaft. Habeck spielte eine zentrale Rolle in der deutschen Energiewende und setzt sich für die Digitalisierung und den Ausbau von Technologie und Innovationen ein.
Was ist der Chips Act?
Der Chips Act ist ein europäisches Gesetzesprogramm, das die Halbleiterproduktion in der EU fördern soll, um die technologische Souveränität zu erhöhen und die europäische Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt zu stärken. Ziel ist es, den Anteil der EU an der weltweiten Halbleiterproduktion von zehn auf 20 Prozent bis 2030 zu steigern.
Was ist TSMC?
TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) ist der weltweit führende Auftragsfertiger für Halbleiterchips. Das Unternehmen mit Sitz in Taiwan produziert Chips für eine Vielzahl von Branchen, insbesondere für die Elektronik-, Auto- und Kommunikationsindustrie. TSMC gilt als eine der innovativsten und fortschrittlichsten Halbleiterfabriken der Welt.
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