Die SPD macht die Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent zu einer zentralen Forderung für künftige Regierungsverhandlungen. „Wir werden keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem das Rentenniveau nicht gesichert wird“, sagte SPD-Generalsekretär Matthias Miersch der Rheinischen Post. Innerhalb der ersten 100 Tage einer neuen Regierung wolle die Partei das Rentenniveau gesetzlich festschreiben, um Rentenkürzungen langfristig zu verhindern. „Das ist ein SPD-Versprechen“, betonte Miersch.
Bereits in der Ampel-Koalition hatte die SPD ein Rentenpaket eingebracht, das ein garantiertes Rentenniveau von mindestens 48 Prozent des Durchschnittslohns vorsah. Parallel plante die FDP eine Aktien-Rente als Ergänzung. Doch trotz der Zustimmung von FDP-Chef und damaligem Finanzminister Christian Lindner blockierte die FDP-Fraktion das Vorhaben, sodass eine Mehrheit nicht zustande kam.
Neben der Rentenpolitik setzt die SPD auch auf Steuerreformen für mehr soziale Gerechtigkeit. „Es ist ungerecht, dass Arbeit höher besteuert wird als Kapital“, sagte Miersch. Die SPD wolle deshalb die Abgeltungssteuer abschaffen und Kapitalerträge wie reguläres Einkommen besteuern. Darüber hinaus plädiert die Partei für eine stärkere Besteuerung großer Vermögen und hoher Erbschaften. Die so gewonnenen Mittel sollen gezielt in Bildung und Zukunftsinvestitionen fließen.
Auch die Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel steht auf der Agenda der SPD. „Das hilft vor allem Menschen mit geringen und mittleren Einkommen“, erklärte Miersch. Dies sei ein weiterer Schritt, um die finanzielle Belastung von Familien und Geringverdienern zu reduzieren.
Miersch nutzte die Gelegenheit auch, um die Union zu kritisieren. Er warf CDU-Chef Friedrich Merz vor, Steuersenkungen zu versprechen, ohne darzulegen, wie diese finanziert werden sollen. „Die Wähler haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren“, sagte der SPD-Politiker. Er forderte Merz auf, seine Pläne offenzulegen.
Die Debatte um die Renten- und Steuerpolitik dürfte eines der zentralen Themen im kommenden Bundestagswahlkampf werden. Die SPD setzt auf soziale Gerechtigkeit und eine Absicherung der Altersvorsorge, während die Union auf Steuerentlastungen und eine Konsolidierung des Haushalts abzielt. ozd
OZD-Kommentar:Rentenpolitik: Ein notwendiges Versprechen oder bloß Wahlkampfmanöver?
Die
Forderung der SPD, das Rentenniveau bei 48 Prozent gesetzlich zu
sichern, ist ein klares Signal an die Wählerschaft, besonders an ältere
Menschen und Familien. In einer Zeit, in der die soziale Absicherung
zunehmend unter Druck gerät, bietet diese Maßnahme Stabilität und
Verlässlichkeit. Doch sie wirft auch Fragen auf: Wie soll das finanziert
werden?
Während die SPD auf eine stärkere Besteuerung von Kapital und Vermögen setzt, bleibt abzuwarten, ob dies in einem Koalitionskontext tatsächlich durchsetzbar ist. Der Verweis auf die Blockade durch die FDP zeigt die Spannungen, die in künftigen Regierungsverhandlungen erneut auftreten könnten.
Prognose:
Das macht die CDU nicht mit. Die
SPD wird versuchen, sich als Anwältin der sozialen Gerechtigkeit zu
positionieren, während die FDP und die Union auf marktbasierte Lösungen
und Haushaltsdisziplin setzen. Entscheidend wird sein, ob die SPD ihre
Versprechen mit einem klaren Finanzierungsplan untermauern kann.
Wer ist Matthias Miersch?
Matthias
Miersch ist seit 2021 Generalsekretär der SPD. Der 54-Jährige stammt
aus Hannover und ist seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Miersch gilt als Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit und Umweltpolitik.
Er hat sich in seiner politischen Laufbahn immer wieder für nachhaltige
Entwicklungen und eine gerechte Steuerpolitik eingesetzt.
Was ist das Rentenniveau?
Das
Rentenniveau bezeichnet das Verhältnis der Standardrente zum
Durchschnittslohn vor Steuern. Ein Rentenniveau von 48 Prozent bedeutet,
dass ein Rentner mit durchschnittlichem Einkommen 48 Prozent seines
früheren Bruttogehalts als Rente erhält. Die Sicherung des Rentenniveaus
ist eine der zentralen Maßnahmen, um Altersarmut vorzubeugen.
Was ist die Abgeltungssteuer?
Die
Abgeltungssteuer ist eine pauschale Steuer auf Kapitalerträge wie
Zinsen, Dividenden oder Gewinne aus Aktienverkäufen. Sie wurde 2009
eingeführt und beträgt aktuell 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag
und Kirchensteuer. Kritiker bemängeln, dass Kapitalerträge geringer
besteuert werden als Arbeitseinkommen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP