Eine Woche nach dem historischen Sturz von Baschar al-Assad ist der UN-Sondergesandte für Syrien, Geir Pedersen, zu einem Besuch in Damaskus eingetroffen. Pedersens Sprecherin Jenifer Fenton bestätigte am Sonntag die Ankunft des Diplomaten, äußerte sich jedoch nicht zu den genauen Plänen und Treffen des UN-Vertreters.
Die Lage in Syrien bleibt weiterhin fragil. Nach der Eroberung der Hauptstadt durch die islamistische Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und dem anschließenden Machtwechsel sind die politischen Weichenstellungen noch unklar. Die HTS, angeführt von Mohammed al-Dscholani, betont ihre Abkehr vom Dschihadismus und gibt sich reformiert. Dennoch wird die Gruppe von zahlreichen westlichen Staaten als terroristisch eingestuft.
Pedersen hatte in den Tagen nach Assads Sturz die Bildung einer inklusiven Übergangsregierung gefordert, um ein erneutes Aufflammen der Gewalt zu verhindern. Ob er während seines Aufenthalts den HTS-Anführer al-Dscholani treffen wird, bleibt vorerst unklar. Doch die Erwartungen an den UN-Gesandten sind hoch: Syrien, das jahrzehntelang unter autoritärer Herrschaft litt, steht am Beginn eines ungewissen Transformationsprozesses.
Die neue Übergangsregierung hat bislang versprochen, die Rechte aller Syrer – unabhängig von Religion oder Ethnie – zu respektieren. Internationale Beobachter blicken dennoch skeptisch auf die Entwicklungen im Land. Währenddessen hat Pedersen betont, dass die Stabilität Syriens entscheidend für die gesamte Region sei.
Die internationale Gemeinschaft ist gespalten. Einerseits herrscht Hoffnung auf einen politischen Wandel, andererseits bleibt die Sorge vor der möglichen Instrumentalisierung des Landes durch radikale Kräfte bestehen. Pedersens Besuch könnte eine entscheidende Rolle dabei spielen, den Weg für eine friedliche Neuordnung Syriens zu ebnen. ozd
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Syrien nach dem Umbruch: Eine fragile Chance für den Frieden
Der Sturz von Baschar al-Assad war historisch – doch die Herausforderungen, die vor Syrien liegen, könnten kaum größer sein. Der Besuch von UN-Gesandtem Geir Pedersen ist ein wichtiger Schritt, um internationale Stabilität in die Region zu bringen. Doch es bleiben Fragen: Kann eine islamistische Gruppe wie die HTS glaubwürdig demokratische und inklusive Werte vertreten?
Der Westen steht vor einem Dilemma: Soll er sich auf Gespräche mit einer als terroristisch eingestuften Organisation einlassen? Ein falscher Schritt könnte die fragile Region weiter destabilisieren. Andererseits wäre es fatal, die Möglichkeit eines politischen Wandels nicht zu nutzen.
Prognose: In den nächsten Wochen wird es darauf ankommen, ob die HTS ihre Versprechen glaubhaft einhält und internationale Akteure Vertrauen in die neue Führung finden. Ein Scheitern könnte Syrien in einen erneuten Bürgerkrieg stürzen.
Biographien und Erklärungen:Wer ist Geir Pedersen?
Geir
Pedersen ist ein norwegischer Diplomat und seit 2018 UN-Sondergesandter
für Syrien. Er hat jahrzehntelange Erfahrung in internationalen
Konfliktlösungen und war zuvor unter anderem UN-Sonderkoordinator für
den Nahost-Friedensprozess. Seine Hauptaufgabe in Syrien ist die
Vermittlung zwischen den Konfliktparteien und die Förderung eines
politischen Prozesses, der Frieden und Stabilität bringen soll.
Was ist die Hajat Tahrir al-Scham (HTS)?
Die
HTS ist eine islamistische Miliz, die 2017 aus der Al-Nusra-Front
hervorging, dem syrischen Ableger von Al-Kaida. Sie betont seit 2016,
dass sie keine Verbindungen mehr zu Al-Kaida unterhalte. Dennoch stufen
viele Staaten sie weiterhin als Terrororganisation ein. Die Gruppe
kontrolliert weite Teile Nordwestsyriens und hat in den letzten Jahren
versucht, sich als politische Macht zu etablieren.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP