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SPD will Pflegekosten deckeln: Kommt jetzt die Wende für Heimbewohner?

Die SPD plant, mit einem umfassenden Konzept zur Begrenzung der Pflegekosten und Steuererhöhungen für Wohlhabende in den Bundestagswahlkampf zu ziehen. Im Fokus stehen auch das Rentenniveau und die Mietpreisbremse. Doch wie wird der Plan finanziert?

Die SPD stellt sich für den bevorstehenden Bundestagswahlkampf mit einem umfassenden Konzept vor, das vor allem die soziale Absicherung und die Förderung des Wohlergehens der Bürger in den Mittelpunkt stellt. Ein zentrales Thema ist die Begrenzung der Pflegekosten: Laut dem Entwurf des Wahlprogramms soll der Eigenanteil für die stationäre Langzeitpflege von Heimbewohnern auf maximal 1000 Euro pro Monat gedeckelt werden. Dies würde den durchschnittlichen Pflegeaufwand für Heimbewohner um rund 678 Euro senken und die Pflege für alle bezahlbar machen, heißt es in dem Papier, das von der „Bild am Sonntag“ zitiert wurde.

Die SPD möchte die Entlastung von Pflegebedürftigen auch auf Menschen ausweiten, die zu Hause gepflegt werden. Die Zuzahlung für mobile Pflege soll ebenfalls auf 1000 Euro pro Monat gedeckelt werden, damit die Pflege zu Hause nicht teurer wird als der Aufenthalt im Heim. Zudem plant die Partei, Familienpflegegeld für Angehörige einzuführen – ähnlich dem Elterngeld, um die Betreuung von pflegebedürftigen Familienmitgliedern zu fördern.

SPD-Chef Lars Klingbeil betonte, dass die Partei ein klares Finanzierungskonzept für ihre Wahlversprechen habe und warf der Union vor, sich zu den Finanzierungsfragen zu drücken. Die SPD plane, die Kosten durch eine moderate Steuererhöhung für Superreiche, den sogenannten Deutschlandfonds und eine Reform der Schuldenbremse zu decken. „So können wir mehr Investitionen in Bildung, Sicherheit und Infrastruktur ermöglichen“, erklärte Klingbeil.

Ein weiteres zentrales Thema im Wahlprogramm der SPD ist die Rentenpolitik: Die Partei fordert die Festschreibung des Rentenniveaus bei 48 Prozent des Durchschnittslohns. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch machte deutlich, dass die Festschreibung des Rentenniveaus eine Bedingung für einen Koalitionsvertrag nach der Wahl sei. „Wir werden keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem das Rentenniveau nicht gesichert wird“, so Miersch. Die SPD wolle auch die Besteuerung von Kapitalerträgen und Vermögen reformieren. Hohe Einkünfte und Erbschaften sollen stärker besteuert werden, um mehr Mittel für Zukunftsinvestitionen, insbesondere in Bildung, zur Verfügung zu haben. Zudem plant die SPD, die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel zu senken, um besonders Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen zu entlasten.

Im Bereich der Mietpolitik strebt die SPD eine dauerhafte Entfristung der Mietpreisbremse an. Diese soll langfristig für stabile und bezahlbare Mieten in Städten mit angespannten Wohnungsmärkten sorgen. Die Mietpreisbremse soll den Ländern ermöglichen, die Mieten in solchen Gebieten bei Neuvermietungen zu deckeln, sodass sie höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Miete liegen dürfen.

Eine weitere zentrale Forderung der SPD betrifft die Reform der Schuldenbremse. Die Partei möchte, dass der Staat mehr Geld in Zukunftsinvestitionen steckt und die finanzielle Handlungsfähigkeit nicht durch strikte Haushaltsvorgaben blockiert wird. SPD-Chefin Saskia Esken erklärte, dass dies eine der entscheidenden Aufgaben für die nächste Regierungsmehrheit sein werde.

Zudem wurde Bundeskanzler Olaf Scholz erneut als Kandidat für den Bundestagswahlkreis Potsdam gewählt, wo er gegen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) antreten wird. Scholz hatte das Direktmandat bei der Bundestagswahl 2021 gewonnen und möchte auch in dieser Wahlrunde wieder das Vertrauen der Wähler gewinnen.

OZD/AFP


OZD-Kommentar:

Der SPD-Wahlplan: Ambitionierte Ziele oder finanzielle Utopien?

Mit ihrem Wahlprogramm setzt die SPD auf tiefgreifende Veränderungen in der Sozial- und Wirtschaftspolitik. Die Deckelung der Pflegekosten, die Rentenreform und die Besteuerung von Wohlhabenden sind Maßnahmen, die vor allem sozial schwächere Gruppen entlasten und gleichzeitig die soziale Gerechtigkeit erhöhen sollen. Doch die Umsetzung dieser Maßnahmen stellt die Partei vor große finanzielle Herausforderungen. Die angekündigten Steuererhöhungen für Superreiche und die Reform der Schuldenbremse könnten auf Widerstand stoßen, insbesondere von den Unionen, die sich stets gegen Steuererhöhungen und eine Lockerung der Haushaltsdisziplin gestellt haben.

Ob die SPD die Wähler von diesen ambitionierten Zielen überzeugen kann, wird maßgeblich davon abhängen, wie glaubwürdig sie ihre Finanzierungspläne und die Umsetzung konkretisieren kann. Die Opposition könnte die finanziellen Risiken und die Frage nach der Umsetzbarkeit der Maßnahmen anprangern, was den Wahlkampf weiter anheizen wird.

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die SPD ihre Position als treibende Kraft für soziale Gerechtigkeit im Wahlkampf behaupten kann. Besonders spannend wird die Reaktion der Wählerschaft auf die Steuer- und Mietreformpläne sein, die nicht nur die sozial Schwächeren, sondern auch die Mittelschicht betreffen.

Biographien und Erklärungen:

Wer ist Lars Klingbeil?
Lars Klingbeil ist der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und ein zentraler Akteur in der deutschen Politik. Seit 2017 steht er an der Spitze der SPD und setzt sich für eine moderne, soziale Marktwirtschaft sowie für die Digitalisierung und eine gerechtere Gesellschaft ein. Er ist bekannt für seine pragmatische Haltung und seine Fähigkeit, die SPD durch schwierige politische Zeiten zu führen.

Wer ist Matthias Miersch?
Matthias Miersch ist Generalsekretär der SPD und ein bedeutender Politiker innerhalb der Partei. Er vertritt die sozialpolitische Linie der SPD und ist ein vehementer Verfechter der sozialen Marktwirtschaft. Miersch setzt sich besonders für die Belange der unteren und mittleren Einkommensschichten sowie für eine gerechtere Rentenpolitik ein.

Was ist die Mietpreisbremse?
Die Mietpreisbremse ist ein gesetzliches Instrument, das in Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt die Mieten bei Neuvermietungen begrenzt. Mieten dürfen dabei höchstens zehn Prozent über dem ortsüblichen Niveau liegen. Die Regelung soll verhindern, dass Mieten unkontrolliert steigen und die Wohnungssituation für viele Menschen unerschwinglich wird.


Alle Angaben ohne Gewähr.
Foto: AFP